Gelsenkirchen. . Mike Möllensiep spielt seit kurzem bei ETuS Gelsenkirchen. Der 42-Jährige ist noch immer ehrgeizig und will seinem Freund zum Aufstieg verhelfen.
Ein Eurofighter in der Fußball-Kreisliga B? Nein, Olaf Thon wurde nicht vom BV Horst-Süd reaktiviert. Aber wahr ist, dass Mike Möllensiep seit kurzem für ETuS Gelsenkirchen auf Tore- und Punktejagd geht. Der heute 42-Jährige stand in der Saison 1996/97 im Kader des FC Schalke 04, ohne allerdings in den UEFA-Cup-Spielen zum Einsatz gekommen zu sein. Die WAZ unterhielt sich mit Mike Möllensiep.
Herr Möllensiep, ein Eurofighter in der Kreisliga B - wie ist es dazu gekommen?
Mike Möllensiep: Nach einigen Jahren als Spielertrainer in Moers, Gronau und Freisenbruch wollte ich eigentlich eine Pause einlegen und mich fußballerisch auf die Spiele in der Schalker Traditionsmannschaft konzentrieren. Und dann kam Joanis Orfanidis ...
… der Trainer von ETuS Gelsenkirchen...
... und gleichzeitig mein Trauzeuge bei meiner Hochzeit im Juni dieses Jahres. Wir kennen uns seit über 30 Jahren, haben als C-Junioren für den FC Schalke 04 gespielt. Später waren wir auch mal zusammen bei Schwarz-Weiß Essen. Er ist mein bester Freund.
Und was ist dann passiert?
Er hat mich gefragt, ob ich ihn gelegentlich beim Training unterstützen könnte. Und er meinte, dass ein Organisator fehlen würde. Einer, der die Mannschaft führt und ab und zu mal mitspielt. Und dann habe ich mich überreden lassen. Ich habe es nur Joanis Orfanidis zuliebe gemacht. Es ist ein reiner Freundschaftsdienst.
Und jetzt treten Sie Sonntag für Sonntag in der Kreisliga B gegen den Ball?
Nicht ganz. Ich werde sicherlich nicht jedes Spiel mitmachen. Ich wohne seit einigen Jahren in Vreden, bin dort in der Nähe beruflich eingespannt und nehme aus zeitlichen Gründen in der Regel auch nicht am Training teil.
Spielen Sie immer noch in vorderster Front als Mittelstürmer?
Nein, meistens spiele ich auf der Sechs oder auf der Zehn. Auf diesen Positionen kann ich beim ETuS mehr Einfluss auf das Spiel nehmen.
Ihr erstes Spiel für ETuS haben Sie Mitte November beim 3:2-Auswärtssieg gegen den FC Zrinski gemacht. Und am vergangenen Sonntag haben Sie ihr erstes Tor erzielt. Wie fühlt man sich als reaktivierter Eurofighter in der zweituntersten Spielklasse?
Die größte Umstellung war, wieder auf Asche spielen zu müssen. Das habe ich zuletzt vor über 25 Jahren gemacht. Ich bin jetzt seit einigen Tagen 42 Jahre alt, habe einige Knieverletzungen hinter mir und bin eigentlich Invalide. Auf mein Knie bekomme ich eine Rente.
Fühlen Sie sich eigentlich überhaupt als Eurofighter?
Zum Teil. Man gehörte dazu, auch wenn man nicht auf dem Platz gestanden hat. Die Jungs, also die, die im Finale gegen Inter Mailand triumphiert haben, nehmen alle mit. Alle. Auch die, die wie ich nicht in vorderster Front standen. Wir hatten eine unheimlich schöne Zeit und haben beim Wiedersehen im Mai beschlossen, dass wir alle paar Jahre zusammenkommen wollen.
An das Wiedersehen zum 20-Jährigen im Mai müssten Sie ja eigentlich auch sonst gute Erinnerungen haben.
Die habe ich auch. Beim Abschiedsspiel von Huub Stevens habe ich zwei Tore für die Eurofighter erzielt.
Warum haben Sie den FC Schalke 04 nach dem UEFA-Cup-Sieg verlassen?
Ich habe insgesamt 16 Jahre lang für Schalke gespielt, in der Jugend nie für einen anderen Verein. 1997 hat Schalke noch nicht so auf die eigenen Nachwuchskräfte gesetzt wie in der jüngeren Vergangenheit. Ich habe einfach die Notwendigkeit für einen Tapetenwechsel gesehen.
Was sagen eigentlich Ihre Mitspieler aus der Schalker Traditionsmannschaft dazu, dass Sie wieder am Liga-Betrieb teilnehmen?
Die wissen das doch noch gar nicht und werden mich sicherlich für verrückt erklären.
ETuS Gelsenkirchen ist in der Kreisliga B noch ungeschlagen und führt die Tabelle der Staffel 2 derzeit an. Wie groß ist Ihr persönlicher Ehrgeiz?
Wenn ich schon spiele, dann will ich auch aufsteigen. Ich möchte, dass mein Freund Joanis Orfanidis auch mal einen Aufstieg feiern darf. Das ist ihm bislang vergönnt geblieben.