Gelsenkirchen. . Die Basketballer des FC Schalke 04 stehen nach der furiosen Hinrunde der 2. Liga ProB auf dem ersten Tabellenplatz. Dafür gibt es viele Gründe.
Wer sich die Mühe macht und die Statistiken der 2. Liga ProB durcharbeitet, kriegt vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Die Basketballer des FC Schalke 04 stehen nach der Hinrunde mit zehn Siegen aus elf Spielen zwar deutlich an der Tabellenspitze, aber sie haben in den Wurf-Statistiken schlechte Werte, die eigentlich auf einen hinteren Tabellenplatz deuten.
Beispiele: Schalke hat bei den Zweier-Würfen eine Trefferquote von 46,6 Prozent, Platz neun in der Liga mit zwölf Teams. Bei der Dreier-Quote sieht es noch schlimmer aus: 28,9 Prozent. Das ist nur der vorletzte Platz in der Statistik-Tabelle. Lediglich der SC Rist Wedel ist mit 28,6 Prozent schlechter, aber das Team ist auch nur Zehnter in der richtigen Tabelle. Quote und Tabellenplatz stimmen überein.
Ganz anders bei den Schalkern. Aber warum ist das so?
Ein weiteres Beispiel führt zur Antwort: Beim 78:73-Sieg des Tabellenletzten Stahnsdorf gegen Oldenburg machten die beiden US-Amerikaner Michael David Holten (33 Punkte) und Joshua Damon Smith (31) zusammen 64 Punkte, geballte Offensiv-Power.
In der nächsten Partie verlor Stahnsdorf dann in Schalke 56;81. Holton (11) und Smith (8) schafften es gemeinsam gerade einmal auf 19 Zähler.
Damit wird klar, was die Schalker Basketballer so stark macht: Bei ihren Partien gegen die Königsblauen liegen alle Mannschaften der Liga in den Statistiken weit unter ihrem üblichen Schnitt. Einzige Ausnahme: Die Seawolves Rostock, die als einziges Team gegen Schalke gewinnen konnten.
Es wäre wirklich ein sehr großer Zufall, wenn alle zehn ProB-Teams außer Rostock ausgerechnet gegen Schalke einen rabenschwarzen Tag erwischt hätten. Es muss also einen anderen Grund geben, warum gegen Schalke niemand glänzen kann.
Es gibt auch für solche Dinge Beispiele im Sport. Etwa den früheren Box-Weltmeister Henry Maske. Der Halbschwergewichtler war nie der Typ, der seinen Gegner mit einem Schlag-Feuerwerk in die Ringecke nagelte und zu Boden schlug. Die Kämpfe zogen sich meistens über die vollen zwölf Runden. Es war wie beim Morgentau: Man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, und trotzdem ist die Wiese morgens nass. Sprich: Maske hatte nach Punkten gewonnen.
So machen es in dieser Saison auch die Schalker Basketballer. Sie entzaubern ihre Gegner mit einer bärenstarke Defensive. Diese Defensiv-Arbeit besteht aus mehreren Komponenten.
Erstens: Körperliche Fitness, die sich die Spieler im zweimaligen Training pro Tag erarbeiten. Zweitens: Taktische Kniffe, die Trainer Raphael Wilder einstreut und damit die Gegner überrascht. Drittens: Die Rebound-Stärke, denn in dieser Statistik liegt Schalke mit 41,4 Rebounds pro Liga-Partie insgesamt an zweiter Stelle. Viertens: Wertschätzung von Abwehrspezialisten wie Lennart Weichsel, der zwar nur selten punktet, dafür aber jeden gegnerischen Guard aus dem Spiel nehmen kann. Und fünftens: Die taktische Disziplin, an die sich die Schalker in der Verteidigung halten.
In der Offensive sieht das anders aus. Gerade in den ersten Spielen lief in der neuformierten Mannschaft im Angriff viel durcheinander, was Spielmacher Thomas Szewczyk so beschrieben hat: „Wir brechen die einstudierten Spielzüge zu oft ab.“ Das wird allerdings von Spiel zu Spiel besser, denn das junge Schalker Team lernt schnell.
Und genau die Jugend und der damit verbundene Hunger nach Erfolg sind ein weiterer Schalker Faktor: Das Team reißt seine Spiele oft erst am Ende aus dem Feuer. Eine Qualität, die allen anderen Teams mittlerweile Sorgen macht...