Buer. . Die Kampfkunst Modern Arnis verbindet Traditionen mit der Gegenwart. Sie lehrt zum Beispiel, wie man sich mit einem Kugelschreiber wehren kann.

  • Modern Arnis verbindet jahrhundertealte Tradition mit der Gegenwart
  • Die Kampfkunst zeigt, wie man sich mit dem Kugelschreiber wehren kann
  • Zudem lernen die Sportler ein neues Selbstbewusstsein für den Alltag

Kim Sommer konnte gar nicht anders. Ihr Vater Uwe hat sie vor zehn Jahren zum ersten Mal mit zum Training genommen, seitdem liebt die 21-Jährige ihren Sport. Die Gelsenkirchenerin ist Modern-Arnis-Kämpferin. Modern Arnis ist eine philippinische Kampfkunst mit jahrhundertealter Tradition, sie verbindet die Erfahrungen aus dem Dschungelkampf mit der Bewegungsharmonie einer Kampfkunst.

So steht es auf der Homepage des Deutschen Arnis Verbandes, in dem rund 2000 Sportler organisiert sind. Vor allem ist Modern Arnis aber ein System zur Selbstverteidigung. „Die Reflexe werden geschult, außerdem werden Koordination und Schnelligkeit trainiert“, sagt Markus Kenkmann, Dojo-Leiter beim PSV Gelsenkirchen.

Auf den Philippinen wurde ursprünglich mit Macheten und Schwertern gekämpft. Wenn sich die Mitglieder des PSV Gelsenkirchen zum Training treffen, wird natürlich auch mal ein stumpfes Schwert zur Hand genommen. In der Regel wird aber mit dem Stock trainiert. Aber auch mit fast jedem Alltagsgegenstand. „Handtuch, Kugelschreiber, Gürtel, Regenschirm oder PET-Flasche. Was gerade zur Hand ist, kann benutzt werden“, sagt Markus Kenkmann.

Es gibt keine Duelle

Das wichtige Prinzip bei Modern Arnis ist stets die Übertragbarkeit der Techniken. „Eine Technik, die man mit dem Stock erlernt hat, muss auch mit anderen Gegenständen einsetzbar sein. Es geht um die Umsetzung von Waffen ins Waffenlose“, sagt Kenkmann. Fast immer geht es darum, den „Hebel“ anzusetzen, um dem Gegenüber so die Waffe zu entnehmen.

Uwe Sommer nahm seine Tochter Kim deshalb vor zehn Jahren mit zum Training, weil er durch die Kampfkunst ihr Selbstbewusstsein schulen wollte. „Ich wollte nicht zulassen, dass sie ein Opfer wird, ich wollte, dass sie Rückgrat hat“, sagt er. Mit der Entwicklung ist Uwe Sommer hochzufrieden. Er sieht in seiner Tochter mittlerweile eine selbstbewusste, zufriedene und ausgeglichene Frau. Auch dank Modern Arnis.

Udo Koch hat sich aus einem anderen Grund für die Kampfkunst entschieden. Der 58-Jährige ist Vollstreckungsbeamter bei der Stadt Gelsenkirchen. Da könnte es im Treppenhaus schon mal rauer zugehen. „Ich habe mir die Frage gestellt, was ich machen kann, falls ich angegriffen werde“, sagt er. Vor 23 Jahren kam er zum ersten Mal. Seitdem ist er geblieben. Es ist nicht so, dass Uwe Koch seinen Gegenüber im Fall der Fälle attackieren würde, er will sich aber zumindest wehren können. Das kann er nun.

Duelle gibt es im Modern Arnis nicht. Deshalb gibt es auch keine Gewinner oder Verlierer. Die Kämpfer können vor einer Kommission des Verbandes Prüfungen ablegen. Markus Kenkmann ist im Verband aktiv, er besitzt den 5. Dan, ist Lizenztrainer und bereitet die Sportler in Gelsenkirchen auch selbst auf die verschiedenen Prüfungen vor.

Die Jüngsten beim PSV Gelsenkirchen sind gerade mal sieben Jahre alt, sie erlernen die Grundtechniken. „Es geht darum, im Eins-gegen-Eins die Distanzen und das richtige Tempo zu üben“, sagt Trainer Martin Schulz.