Gelsenkirchen. . Onur Cinel ist seit drei Jahren Co-Trainer der Schalker U19. An der Seite von Norbert Elgert arbeitet der 31-Jährige sehr erfolgreich. Ein Interview.
- Onur Cinel ist seit drei Jahren Co-Trainer der Schalker U19 und hat schon Talente wie Leroy Sané trainiert
- Der 31-Jährige arbeitet an der Seite von Cheftrainer Norbert Elgert und schaut sich eine Menge von ihm ab
- Norbert Elgert hält Onur Cinel für ein großes Trainertalent und übergibt ihm auch beim Training Verantwortung
Onur Cinel ist in der dritten Saison Co-Trainer der Schalker U19. Cheftrainer Norbert Elgert betont häufig, welch großes Trainer-Potential er in dem 31-Jährigen sieht. Wir sprachen mit Onur Cinel über seine Arbeit auf Schalke, große Talente und natürlich auch über Norbert Elgert.
Norbert Elgert hat gesagt, dass er Sie für ein sehr großes Trainertalent hält. Hat er Ihnen das auch selbst schon gesagt?
Onur Cinel: Ja, das hat er. Ein größeres Kompliment für die Leistung, die ich innerhalb der Mannschaft und des Trainerteams erbringe, kann es gar nicht geben. Norbert Elgert ist deutschlandweit, sogar europaweit der erfolgreichste Ausbilder. Ich fühle mich extrem geehrt, werte sein Lob aber auch als Motivation. Es wäre fatal, so ein Kompliment einfach nur hinzunehmen. Ich will mich jeden Tag verbessern, auch wenn es mir nicht immer gelingt.
Wie sieht die Aufgabenverteilung innerhalb des Trainerteams aus?
Cinel: Ich fühle mich nicht als Co-Trainer, sondern als Trainerkollege von Norbert Elgert und auch von Morten Möllers, der ebenfalls zu unserem Trainerteam gehört. Ich habe jederzeit die Möglichkeit, ins Geschehen einzugreifen. Wir arbeiten in der dritten Saison zusammen und sind eingespielt. Vor und nach den Einheiten sprechen wir sehr viel über Trainingsinhalte. Meine grundsätzliche Aufgabe im Team ist das Mit-Coaching im Training und Wettkampf, die Spielanalyse unserer Mannschaft, aber auch die Gegneranalyse. Ich schaue mir die Gegner auf Video an, schreibe eine ausführliche Analyse und stelle sie unserer Mannschaft vor. Wenn wir während des normalen Trainings in Gruppen trainieren, sind wir drei Trainer zu gleichen Teilen daran beteiligt. Morten Möllers und ich coachen – und Norbert Elgert ist eine Art Supervisor. Er stoppt die Übungen situativ und geht dabei ins Detail. Das ist absolute Teamarbeit.
Ist es einfacher, Trainer einer U19-Mannschaft zu sein, als für eine Profimannschaft zuständig zu sein?
Cinel: Soweit ich das beurteilen kann, ist es nicht leichter, aber anders. Allein die Pressetermine eines Profitrainers nehmen schon sehr viel Zeit in Anspruch. Dazu kommen die Anfragen innerhalb des Vereins. Für einen Cheftrainer im Profibereich geht es auch darum, geschickt zu delegieren. Ein U19-Trainer hat auf jeden Fall mehr Zeit, auf seine Mannschaft einzugehen. Was die Arbeit, das Training und die Analysen angehen, sind wir in der U19-Bundesliga aber schon auf Profiniveau angekommen.
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Norbert Elgert hat mit Ausnahme einer Saison, in der er Co-Trainer der Schalker Profis war, nie den Sprung in Profibereich gewagt. Andere ehemalige U19-Trainer wie Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann arbeiten mittlerweile sehr erfolgreich in der Bundesliga. Hat Elgert Ihnen mal verraten, warum er schon so lange als U19-Trainer arbeitet?
Cinel: Nein, darüber habe ich nie mit ihm gesprochen. Aber was ich jeden Tag bei ihm feststelle, ist eine unglaubliche Leidenschaft für die Ausbildung. Norbert Elgert ist trotz der großen Erfolge auf jedes Training perfekt vorbereitet und geht mit ganz viel Freude und Spaß in jede Einheit.
Was haben Sie von Norbert Elgert außerhalb des Trainingsplatzes lernen können?
Cinel: Was ihn unentbehrlich für Schalke 04 macht, er ist vor allen Dingen eine herausragende Persönlichkeit. Er vermittelt Werte, die auf und neben dem Platz wichtig sind. Sie sind entscheidend auf dem Weg zum Fußballprofi, aber auch in allen anderen Lebenslagen wie z.B. in der Familie und im Beruf. Es kommen immer mal wieder Spieler vorbei, die vor zehn Jahren bei ihm gespielt haben, sogar die, die nur wenig Einsatzzeit hatten, um sich zu bedanken, wieviel sie gelernt haben. Norbert Elgert vermittelt Respekt, er vermittelt Werte wie die Liebe – Liebe zum Fußball, aber auch zur Fußballfamilie. Er möchte, dass seine Spieler sehr selbstbewusst sind, aber auch gleichzeitig demütig und dankbar. Er sagt immer: erfolgreiche Menschen sind auch dankbare Menschen. Dem schließe ich mich an.
Gibt denn es etwas, was Sie anders als er machen würden, wenn Sie Cheftrainer wären?
Cinel: Es wäre komplett falsch, wenn ich versuchen würde, Norbert Elgert zu kopieren. Das wäre nicht authentisch. Ich kann nur das Beste aus mir herausholen, wenn ich mir selber treu bleibe. Spieler haben, je höher das Niveau ist, ein sehr gutes Gespür dafür, wie authentisch ein Trainer ist. Vergleichen Sie doch mal Carlo Ancelotti und Diego Simeone. Beide sind auf ihre Art sehr erfolgreich. Aber nur, weil sie authentisch sind. Weil sie Fußball so leben, wie sie sind. Ancelotti eher sachlich, Simeone deutlich emotionaler.
Wer ist eigentlich das größte Talent, das Sie bislang trainiert haben?
Cinel: Der begabteste Spieler, den ich trainieren durfte, war in der Tat Leroy Sané. Die Entwicklung, die er genommen hat, war zu dem Zeitpunkt, als er noch in der U19 war, aber noch nicht absehbar. Leroy hatte im technisch-taktischen Bereich, aber auch was seine Mentalität anging, einiges zu verbessern. Er wusste, dass er nur Profi werden kann, wenn er in der U19 hart an sich arbeitet. Aber er hatte die Bereitschaft dazu. Das war ein sehr entscheidender Grund dafür, warum er es gepackt hat. Wir haben und hatten viele talentierte Spieler, die es schaffen können, wenn sie die Bereitschaft dazu haben. Ein sehr gutes Beispiel ist Marcel Sobottka, der bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga spielt. Mit Marcel habe ich auf Schalke in der U23 zusammengearbeitet. Auch er war ein Spieler, der täglich hart an sich gearbeitet hat. Nicht so begabt wie Leroy, aber sehr ehrgeizig. Er hat mich immer mal nach den Spielen gebeten, Szenen für ihn zusammen zu schneiden, die wir uns dann gemeinsam angeschaut haben. Ich traue ihm absolut zu, auch in der 1. Liga zu spielen. Auch Philipp Max, der jetzt beim FC Augsburg spielt, ist so ein Typ. Er hat in jedem Training alles aus sich heraus geholt. Und sogar nach dem Training noch hart an sich gearbeitet.