Erle. . Es gibt keine Typen mehr im Fußball? Falsch! Perry Pfeng sorgt beim Bezirksligisten Erler SV 08 für Farbe im Spiel.
- Perry Pfeng sorgt beim Fußball-Bezirksligisten Erler SV 08 für Farbe im Spiel
- Der Abwehrspieler färbt sich schon mal die Haare in den Vereinsfarben
- Der 23-Jährige hatte ein Jahr pausiert, um als Schiedsrichter zu pfeifen
Es gibt keine Typen mehr im Fußball, wird oft behauptet. Beim Bezirksligisten Erler SV 08 wird man das sicherlich nicht nachvollziehen können, denn der am Forsthaus beheimatete Klub darf sich seit dem vergangenen Samstag glücklich schätzen, einen der wohl außergewöhnlichsten Kicker der näheren Umgebung wieder in seinen Reihen zu haben. Es fängt schon bei seinem Namen an: Perry Pfeng. Da ist die Verwechslungsgefahr sehr gering.
Für den 23-Jährigen schloss sich am vergangenen Samstag der Kreis. Beim 2:1-Heimsieg im Derby gegen Westfalia 04 feierte er sein Comeback im Trikot des Erler SV 08 - nach einer fußballerischen Pause von 14 Monaten. Sein letztes Spiel hatte er ebenfalls gegen Westfalia 04 absolviert. Damals, im Juni 2015, als es am Schürenkamp um den Aufstieg in die Bezirksliga ging. Ein Spiel, das der ESV 08 nach einem Tor von Nico Dziabel ebenfalls mit 2:1 gewann.
Bei seiner Rückkehr agierte Perry Pfeng so, als wäre er nie weg gewesen. Er machte die linke Abwehrseite dicht, kämpfte unermüdlich und schonte dabei weder sich noch seine Gegenspieler. Einmal hatte er allerdings großes Glück: dass er nach einer Notbremse gegen Jan Gendreizig an der Strafraumgrenze nicht die Rote Karte erhielt. „Ein bisschen habe ich aber auch den Ball berührt“, meinte der extravagante Defensivakteur mit einem Augenzwinkern.
Dass ein Platzverweis gerechtfertigt gewesen wäre, weiß keiner besser als Perry Pfeng. Er ist nämlich selbst Schiedsrichter und hat es auch dort bis zur Bezirksliga gebracht. „Aber natürlich“, so sagt er, „darf ich keine anderen Spiele in unserer Staffel pfeifen.“ Klar.
Nicht zuletzt wegen dieses Hobbys hat Perry Pfeng auch das Sabbatjahr als Spieler eingelegt. Jetzt ist er zurück. Bissig wie eh und je, aber gemäßigter in seinem Outfit. „Früher“, so fügt er hinzu, „hatte ich auch schon mal einen Irokesenschnitt und dabei den Kamm grün oder weiß in den Vereinsfarben gefärbt.“ Gegen Westfalia 04 trat er am vergangenen Samstag richtig brav mit einem Kurzhaarschnitt an die Öffentlichkeit.
Ungewöhnlich ist auch der sportliche und persönliche Werdegang von Perry Pfeng. Er ist gebürtiger Niedersachse, erblickte in Hildesheim das Licht der Welt. Er lernte das Fußball-ABC bei Germania Grasdorf, spielte danach in Ricklingen, in Langenhagen und schließlich für die A-Junioren des VfV Hildesheim. Als er ein duales Studium in Bochum anfing, zog es ihn ins Ruhrgebiet. Er kickte zunächst für den VfB Hüls und seit 2013 für den Erler SV 08.
Am Forsthaus fühlt er sich richtig wohl. Er wird allseits respektiert, vor allem auch deshalb, weil er auf dem Platz die typische Ruhrgebietsmentalität verkörpert: hart im Austeilen, aber auch hart im Einstecken. Gegen Westfalia 04 musste er nach etwas mehr als einer Stunde mit schmerzverzerrtem Gesicht und mit einem Griff an den Oberschenkel ausgewechselt werden. Auf die Frage, ob es schlimm sei, antwortete er nach dem Abpfiff: „Ach was, leichte Blessur.“ Einem Einsatz am kommenden Sonntag im Auswärtsspiel beim TuS Eichlinghofen steht somit sehr zur Freude von Trainer Hartmut Scholz nichts im Wege.