Gelsenkirchen. .
In dem Zimmer in der dritten Etage des Reha-Zentrums Medicos auf Schalke stehen drei Massage-Liegen, alle sind besetzt. Und: Es wird gelacht!
Vorne liegt Ashanti Cook. Der US-Amerikaner, der im November eigentlich nur wegen der Verletzungsmisere beim Basketball-Regionalligisten FC Schalke 04 aus Los Angeles eingeflogen wurde, riss sich nach wenigen Einsätzen den Außenmeniskus im rechten Knie. Seitdem hat Cook nicht mehr gespielt. Erst sollte eine Therapie ohne Operation helfen, doch der Spielmacher kam nicht auf die Beine, vor zehn Tagen wurde er dann doch operiert. Und nun liegt er jeden Tag in dem Zimmer auf der dritten Etage.
Neben ihm sitzt Benedikt Höwedes, der Fußball-Weltmeister der Schalker. Mit seiner Muskelverletzung ist er ebenfalls täglicher Stammgast in dem Zimmer der Physiotherapeuten. Das Motto der Schalker heißt: Ein Verein, eine Leidenschaft. Auf den Massage-Liegen haben die Profis Zeit, den Slogan mit Inhalt zu füllen. „Hast du Deutsch-Unterricht?“, fragt Höwedes. Der Basketballer schüttelt den Kopf: „Nur ein Wörterbuch. Aber ich lerne, wenn ich mir Fernseh-Serien auf Deutsch anschaue.“
Zeit hat der 31-Jährige dazu jetzt genug. Er ist ein Mann aus Fleisch und Mut. Jammern ist ihm fremd wie dem Fisch der Durst. Wenn er von seinen langen Tagen ohne Training erzählt, lamentiert er nicht. Er lacht viel lieber sein ansteckendes Lachen. Die gute Laune trägt er wie ein Unterhemd auf der Haut.
Allerdings gibt es dafür auch einen Grund, denn die Schalker haben ihn nach der Verletzung nicht nach Hause geschickt, wie es sonst mit US-Basketballern in Deutschland oft passiert. Der Verein sorgte für die OP, und er brachte Cook in der medizinischen Abteilung der Fußballprofis unter. Dort wird Cook noch etwa drei Monate bleiben, auch wenn die Saison nach nur noch drei Spielen vorbei ist. „Nein, einen Rückflug habe ich noch nicht gebucht“, sagt er.
Holger Just, der Leiter der Physiotherapie bei Medicos, ist Basketball-Fan. „Toller Sport“, sagt der 50-Jährige, der jahrelang die deutsche Basketball-Nationalmannschaft betreut hat. Über den drei Liegen hängt ein Bild, auf dem Nationalspieler Dirk Nowitzki den Physio-Therapeuten umarmt.
Just wird diesen Sommer auf die Nationalmannschaft verzichten, die Zeit frisst ihn auf. Und seinen Job bei den Schalker Basketballern will er nicht aufgeben: Vor jeder Partie leitet er das Aufwärmprogramm. Und dann ruft auch immer wieder Trainer Raphael Wilder an, der genau über jedes kleine Wehwehchen Bescheid wissen will.
Just lacht, die gute Laune scheint in dieser Klinik ansteckend zu sein. Höwedes hat Feierabend, er hat früher als alle anderen angefangen, er geht. Cook lässt weiter sein Knie beugen und strecken, später am Nachmittag hat auch er alles erledigt. Er humpelt an Krücken, will aber noch beim Training vorbei. Den Jungs zuschauen. Seinen Jungs, denn mit einem Sieg im Heimspiel am Samstag gegen Salzkotten können sie aufsteigen. Dann wird er auch in der Halle sein. Lachend, natürlich.