Berlin. . Im Freiwasser über die fünf Kilometer ist Isabelle Härle von der SG Essen in Berlin Europameisterin geworden. An diesem Freitag startet sie nun im Becken über 1500 Meter Freistil. Doch dort ist sie längst nicht so erfolgreich, was sie in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio möglicherweise vor die Wahl stellt.
Zunächst ärgerte sich Hendrik Feldwehr noch über seinen achten Platz über 100 Meter Brust, doch dann blickte er schon optimistischer nach vorn. „Die Isi wird mich aufmuntern”, war er sich sicher, „die hüpft nach ihrem Titelgewinn vor lauter Glück durch das Zimmer.” Die “Isi”, das ist Isabelle Härle. Das Schwimm-Paar von der Startgemeinschaft Essen teilt sich nicht nur daheim eine Wohnung, sondern hat auch bei der Schwimm-EM in Berlin ein Doppelzimmer bezogen. „Für uns wäre es eher eine negative Umstellung, wenn wir in Einzelzimmern wohnen müssten”, sagt Isabelle. Es ist jetzt eine Woche her, dass die 26-Jährige den Europameister-Titel im Freiwasser über fünf Kilometer gewonnen hat. Am Freitagmorgen wird es wieder Ernst für sie, denn im Vorlauf über 1500 Meter will sie eine Bestzeit aufstellen und ins Finale kommen.
Diesmal schwimmt sie nicht im trüben Wasser draußen vor den Toren von Grünau, wo es viel Dreck im Wasser, aber wenige Zuschauer gab. Diesmal gleitet sie in der mit einem mobilen Schwimmbecken ausgerüsteten Radrennbahn vor vielen Fans durchs klare Wasser.
Im Freiwasser ist sie zu einer Weltklasse-Athletin gereift, doch so richtig kann sie sich noch immer nicht damit anfreunden. „Das Freiwasserschwimmen ist nicht meine Liebe auf den ersten, aber auch nicht auf den zweiten Blick”, gibt sie zu. Aber da sie mit der Liebe auf den dritten Blick so erfolgreich ist, hat sie ihr sportliches Leben darauf ausgerichtet. Im vergangenen Jahr wurde sie Team-Weltmeisterin in Barcelona, jetzt in Berlin EM-Dritte im Team und Goldmedaillengewinnerin über fünf Kilometer. Da diese Strecke nicht olympisch ist, wird sie ihr Training in Zukunft noch stärker auf die zehn Kilometer ausrichten. Denn eines ist klar: „Ich will unbedingt zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio.” Und wenn es im Freiwasser und im Becken klappt, umso besser. „Ich werde es auch weiter im Becken probieren.”
Das Langstreckenschwimmen ist nichts für Weicheier. Nicht nur, weil im Freiwasser schon mal Ratten und jede Menge Abfälle schwimmen. Sondern vor allem wegen der immensen Kilometerzahl, die man abspulen muss. 90 Kilometer, das ist das Wochenpensum der Isabelle Härle. „Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Dinge”, sagt sie.
Und weil ihr Partner Hendrik Feldwehr auch nach Rio will, hat er jedes Verständnis für den großen zeitlichen Aufwand seiner Freundin. „Für uns ist es positiv, dass wir beide Schwimmer sind”, sagt Isabelle. „So kann man sich auch gegenseitig aufbauen, wenn es mal nicht so läuft. Wir schützen uns aber auch, indem wir zehn Minuten nach dem Training zu Hause nicht mehr über das Schwimmen reden.” Am Freitag wollen sie sich in Berlin gemeinsam über gute Leistungen freuen.