Die Rot-Weißen planen für die kommende Saison. Natürlich steht die Regionalliga-Mannschaft im Scheinwerferlicht, aber auch die Nachwuchs-Abteilung an der Seumannstraße hat wichtige Entscheidungen zu treffen. Vor allem, nachdem die U19 aus der Bundesliga abgestiegen und die U23 vom Spielbetrieb abgemeldet worden ist. Redakteur Rolf Hantel sprach mit Andreas Winkler (44), dem Leiter der Nachwuchs-Abteilung bei Rot-Weiss Essen.

Hallo Herr Winkler, haben Sie die Enttäuschung über den Abstieg der U19 schon verdaut?

Winkler: Mittlerweile ja, mir blieb auch keine Zeit dazu, lange mit dem Schicksal zu hadern. Wir haben natürlich immer zweigleisig geplant, alles andere wäre fahrlässig, weil man vorher ja nicht weiß, was passiert. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, mit den Trainern und Spielern gesprochen.

Mit welchem Ergebnis? Hat sich der Abstieg negativ ausgewirkt?

Nein, was den Kader betrifft nicht. Bis auf einen U19-Spieler, für den die Anfahrt nach Essen zum täglichen Training einfach zu weit ist, werden alle Spieler, die wir halten wollten, auch bei uns bleiben. Aus dem U17-Bundesliga-Team kommen ebenfalls Top-Jungs, die bleiben, weil sie sich ebenfalls zu 100 Prozent mit Rot-Weiss Essen und mit unserer Ausbildungsarbeit identifizieren. Die externen Talente, die wir im Auge hatten, sind auch bei ihrer Zusage geblieben. So dass Jürgen Lucas und Enrico Schleinitz als Trainergespann auch in der Niederrheinliga eine starke Mannschaft zur Verfügung haben.

Die dann dort um den Aufstieg mitspielen wird.

Wir gehören natürlich zu den Favoriten, aber es auch in dieser Liga genug starke Gegner. Die Chance, um den Aufstieg zu kämpfen, ist für die Jungs eine ganz andere Herausforderung, die aber auch ihren Reiz hat.

Haben Sie durch die Abmeldung der U23 Talente verloren?

Beim älteren Jahrgang und dem Übergang in den Seniorenbereich ist die Fluktuation immer schon hoch gewesen. Das ist ganz normal. Aber mal ganz ehrlich, wenn die Jungs bei uns in der Junioren-Bundesliga spielen, haben sie doch nie das Ziel, später mal in die U23 oder in der Oberliga aufzulaufen. Da zählt einzig und allein die erste Mannschaft. Wichtig ist, dass wir den jungen Spielern stets das bestmögliche Training anbieten und die Talente möglichst individuell fördern.

Was passiert denn nun mit den Talenten bei RWE, die noch nicht reif sind für den Kader der Regionalliga-Mannschaft?

Für die finden wir eine andere Lösung und werden sie weiter ganz genau im Blick haben. Das sind aktuell drei, vier Spieler, für die wir versuchen, einen Verein in der entsprechenden Spielklasse zu finden

Was nicht ganz leicht ist.

Nein, sicher nicht. Diese Jugendlichen haben zwar vier Jahre in der U17 und U19 bei uns in der Bundesliga gespielt, doch nun müssen den nächsten Schritt gehen und sich bei den Senioren behaupten. Wir möchten sie an Vereine vermitteln, bei denen wir Trainer, das Umfeld und die Spielphilosophie ganz genau kennen, damit sich die Jungs vernünftig entwickeln können. Ganz wichtig ist dabei, dass wir den persönlichen Kontakt halten. So wie Louis van Gaal in seinem Buch geschrieben hat: Talente, die man nicht sofort übernehmen kann und erstmal einen anderen Weg gehen müssen, stehen in der Scoutingliste immer ganz oben.

Und der 2.Bildungsweg funktioniert?

Natürlich, und dafür gibt es auch prominente Beispiele. Marco Reus hat auch von Dortmund aus über Ahlen den Weg zum BVB zurückgefunden.