Eine Reise in den Süden, aber von Urlaub keine Spur. Die internationale Schwimm-Elite trifft sich alljährlich im Juni am Mittelmeer zur Mare-Nostrum Tour. Monte Carlo, Barcelona und Canet-en-Roussillon in Frankreich – das sind die Stationen. Klingt reizvoll, nach Sonne und Strand, doch den angereisten Wassersportlern bleibt gar keine Zeit, das mediterrane Flair zu genießen. Schließlich müssen sie hart arbeiten. „Von den neun Tagen waren es allein sechs Wettkampftage, und den Rest der Zeit verbringt man mit Reisen“, beschreibt die Essener Stützpunkttrainerin Nicole Endruschat den Aufenthalt.
Von der SGE gingen Dorothea Brandt, Hendrik Feldwehr, Christian vom Lehn, Caroline Ruhnau, Paulina Schmiedel für den DSV auf Tour, um sich mit der Konkurrenz zu messen. Und die ist bei der Mare Nostrum immer ausgesprochen hochkarätig. „Vor allem beim Brustschwimmen war das Feld sehr, sehr gut besetzt“, sagt Endruschat. Da seien einige am Start gewesen, die bei den Weltmeisterschaften Ende Juli in Barcelona wohl auch zu den Medaillenanwärtern zählen werden. Eine Standortbestimmung also.
Und die endete für die SG Essen mit einer positiven Bilanz. „Ich bin absolut zufrieden mit unseren Leistungen“, lobt Endruschat. Im Vergleich zur DM-Vorbereitung im April dieses Jahres seien nun die Zeiten, die ebenfalls aus dem vollen Training heraus geschwommen wurden, sehr gut gewesen. „Dafür ist natürlich auch die starke Konkurrenz verantwortlich. Da ist man noch ein bisschen mehr motiviert.“ Ein bisschen Psycho-Geplänkel gehört dazu: Stärke zeigen, eine Duftmarke setzen, alles in Hinblick auf den Saisonhöhepunkt in Barcelona. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, glaubt Endruschat. „All das, was wir uns von der Tour erhofft haben, ist auch eingetreten: gute Leistungen, professionelle Organisation und viel Spaß.“
Caroline Ruhnau belegte in Canet über 50-m Brust in 31,87 Sekunden Rang zwei hinter der dänischen Spitzenschwimmerin Rikke Möller Pedersen. Einen weiteren zweiten Platz gab es für deutsche Sprint-Meisterin Dorothea Brandt, die über die 50-m Freistil hinter Jeanette Ottesen Gray (24,76) anschlug. Hendrik Feldwehr wurde über 50-m Brust Zweiter (27,90). Christian vom Lehn sicherte sich eine Bronzemedaille über die 200-m Brust (2:13,15 Min.).
Aus Sicht von Nicole Endruschat konnten ihre Schwimmer auch wertvolle Erfahrungen sammeln: „Wenn man beispielsweise nach der Wende eine halbe Körperlänge verloren hat, weiß man, woran man noch feilen muss.“
Zunächst einmal stehen aber nach den Strapazen zwei Tage Regeneration auf dem Programm. „Wir sind momentan noch in einer sehr harten Trainingsphase. Wir schwimmen zwar nicht mehr so viel, aber dafür sehr intensiv“, beschreibt Endruschat. Das wird bis zu den offenen französischen Meisterschaften in Vichy in zwei Wochen noch so gehen. Danach setzt die Erholungsphase ein, um die WM mit voller Kraft angehen zu können.
Bundestrainer Henning Lambertz zeigte sich nach der Mare Nostrum-Tour ebenfalls zufrieden: „Wir sind ganz gut im Soll. Das war vor einem Saisonhöhepunkt aber schon oft bei uns der Fall. Wichtig ist, dass wir jetzt noch einen draufsetzen können.“ Von der SGE haben sich für die WM folgende Athleten qualifiziert: Caroline Ruhnau, Dorothea Brandt, Isabelle Härle (Freiwasser) sowie Christian vom Lehn und Hendrik Feldwehr.
Paulina Schmiedel hat ihren Saisonhöhepunkt im fernen Russland. Die 20-Jährige, DM-Dritte in Berlin über 50-m und 100-m Schmetterling, startet bei der Universiade, die vom 10.-17.Juli im russischen Kasan stattfindet.
Die Sportsoldatin (seit Dezember 2012) studiert Psychologie an der Ruhr-Universität in Bochum.