1 Schon vor der WM in Deutschland 2011, die nicht nur hierzulande einen Frauenfußball-Boom auslöste und als mediales Großereignis vermarktet wurde, sagte Fifa-Präsident Sepp Blatter in einem Interview: „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich.“ Inwiefern stimmt dieses Zitat mit der Entwicklung überein?
Willi Wißing: Global betrachtet hat der Frauenfußball enorm an Bedeutung gewonnen. Viel mehr Mädchen und Frauen spielen Fußball. Man darf allerdings nicht den Fehler machen Frauen- und Männerfußball zu vergleichen. Das sind einfach zwei unterschiedliche Sportarten mit gleichen Regeln. Trotzdem hat sich auch der Frauenfußball enorm weiterentwickelt. Wir gehen bald in unsere zehnte Erstliga-Saison. Wenn ich die Mannschaften von früher mit denen von heute vergleiche, liegen Welten dazwischen. Die Strukturen sind heute viel professioneller. Die Mädels trainieren mehr und einige Nationalspielerinnen können sogar ihren Lebensunterhalt damit bestreiten.
2 Hat die Heim-WM einen nachhaltigen Effekt? Die Tatsache, dass mit dem FCR Duisburg und Bad Neuenahr gleich zwei Erstligisten unlängst Insolvenz anmelden mussten, lässt daran zweifeln.
Das ist eine schwierige Frage. Der Boom, der 2011 erzeugt wurde, war für einen Event. Ich denke, bei ähnlichen Veranstaltungen würde es den gleichen Hype geben. Aber anschließend sinkt das Interesse wieder auf ein Normalmaß. Die Probleme von Duisburg und Bad Neuenahr sind nicht auf die WM zurückzuführen. Aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ist es generell viel schwieriger geworden, als Verein die nötigen Finanzmittel zu erschließen. Aber darunter leiden andere Sportarten auch. Neulich habe ich gelesen im Frauen-Tischtennis hätten sich Meister und Vize-Meister (FSV Kroppach und Saarlouis-Fraulautern, Anm. d. Red.) aus der Bundesliga zurückgezogen.
3 Konnte die SGS Essen in irgendeiner Weise von der Heim-WM vor zwei Jahren profitieren?
Dadurch, dass damals in Deutschland teilweise bis zu 16 Millionen Menschen vor den Fernsehern saßen, müssen wir heute niemandem mehr den Frauenfußball erklären. Wir sind mit unserer Sportart angekommen. Auch in den Medien, obwohl die Präsenz noch größer sein könnte. Aber wie viele andere Sportarten können von sich behaupten, dass ihre Länderspiele in der ARD oder dem ZDF übertragen werden!?