Gewonnen hat er alles. Bei Olympischen Spielen holte er Gold, Silber und Bronze. Fünfmal stand er bei Weltmeisterschaften auf dem obersten Treppchen. Nun steigt Tomasz Wylenzek (30), Canadierfahrer der KG Essen, aus dem Boot.

Gewonnen hat er alles. Bei Olympischen Spielen holte er Gold, Silber und Bronze. Fünfmal stand er bei Weltmeisterschaften auf dem obersten Treppchen. Nun steigt Tomasz Wylenzek (30), Canadierfahrer der KG Essen, aus dem Boot.

„Ich denke, es ist richtig“, sagt der Polizeimeister bei der Bundespolizei. „Ich sehe keine sportlichen Perspektiven mehr. Und ich will einfach mein Leben genießen, so leben wie jeder andere“, sagt der Modell-Athlet, den alle nur „Tomek“ rufen. Und dann fügt er noch hinzu, dass die Flamme, die für den Sport gebrannt habe, erloschen sei.

Es war 2012, als der Gedanke an Rücktritt in ihm heranreifte. „Ich war auf meinem Zenith, ich war so gut drauf, wie noch nie.“ Und trotzdem: Wylenzek und sein Zweier-Partner Stefan Holtz verpassten das große Ziel: London 2012. „Darauf war ich nicht vorbereitet“, räumt Wylenzek ein. Der deutsche Zweier-Canadier mit Kretschmer/Kuschela holte in London Gold. „Die Jungs sind jung, die werden nun Jahre lang vorne fahren“, sagt Wylenzek.

Der Kanurennsport verlangt viel Disziplin. „Es ist heute noch so, dass ich jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen aus dem Fenster gucke“, erzählt der 30-Jährige. Bei gutem Wetter habe es immer Spaß gemacht zu paddeln. „Aber zehn Monate im Jahr ist es nicht gut. Trotzdem ging es immer raus.“ Das will er jetzt nicht mehr. Ein bisschen laufen noch und Krafttraining schon. Ins Boot, in dem er so große Erfolge feierte, will er nicht mehr. Auf die Frage nach seinem größten Erfolg, muss Tomasz Wylenzek nicht lange nachdenken. Klar. Athen 2004. Gold mit Christian Gille über 1000 Meter. „Wir kamen als Neulinge dorthin. Es war ein superschönes Ereignis. Unvergesslich. Danach kam nichts mehr, worüber ich mich so gefreut habe“, erinnert sich der 30-Jährige, der immerhin auch fünfmal Weltmeister wurde – mit Christian Gille, Erik Leue und Stefan Holtz. Mit Gille verbindet Tomasz Wylenzek noch heute noch viel. Im Herbst – so haben sie geplant – wollen sie in Norwegen dem gemeinsamen Hobby Angeln frönen. „Leute wie Gille trifft man nicht oft.“

Aus Essen wird Tomasz Wylenzek nicht wegziehen („Da kann mich keine Macht mehr wegzerren“). Zum Regattahaus am Baldeneysee werde er auch immer wieder gehen. „Es gibt viele Ehrenamtliche dort, denen ich viel zu verdanken habe. Ich will mich auch ehrenamtlich engagieren, um etwas zurück zu geben.“ Einer wie er könnte das doch auch als Trainer tun. „Vielleicht – aber wenn, dann nur im Kinderbereich.“

Ehrenamtlich, versteht sich.

KGE-Trainer Robert Berger über Tomas Wylenzek
„Sicherlich
bedauere ich, dass Tomek aufhört, zumal er der Sportler ist, den ich am längsten betreue. Es war eine schöne Zusammenarbeit in den 14 Jahren. Eine Zeit, mit Höhen und Tiefen, mit Olympiasieg und immer wieder Weltmeistertiteln, aber auch mit Nicht-Qualifikationen. Tomek ist ein tadelloser Sportsmann. Es ist außergewöhnlich, dass er mit drei verschiedenen Partnern WM-Titel gewonnen hat. Doch dafür gibt es keine Vorschusslorbeeren, auch er muss sich immer beweisen. Man muss aber mit Freude dabei sein, erarbeiten kann man sich das nicht. Und mit Druck ging bei Tomek sowieso nie etwas. Das muss aus ihm herauskommen. Der Kontakt wird nicht abbrechen, aber allein als Typ wird er in unserer Trainingsgruppe fehlen.“