Die Deutschen Meisterschaften im Schwimmen, die an diesem Donnerstag in Berlin beginnen, sind eine erste öffentliche Bewährungsprobe und gleichzeitig ein Abschied für Henning Lambertz (42). Seit vier Monaten ist er nun Bundestrainer, ein erster Maßstab für das bisher Geleistete wird wohl erstmals bei diesen nationalen Titelkämpfen angelegt. Es wird gemessen in Qualifikationen. Wie viele deutsche Athleten werden sich für die WM in Barcelona (19. Juli – 4. August) qualifizieren? „Die Mannschaft soll etwa 30 Personen umfassen“, sagt Lambertz, der die Quali-Normen entschärft hat, was den Athleten auch psychologisch helfen soll.

Am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid war Lambertz überaus erfolgreich. 2008 ist er aus Wuppertal gekommen und heuerte als Cheftrainer an. Sein Vertrag in Essen endet mit dem April, vier Monate lang war der Familienvater in Doppelfunktion unterwegs. Bald ist er nur noch Bundestrainer und Nicole Endruschat (37), die ihm 2010 aus Wuppertal ins Revier gefolgt ist, wird zum 1. Mai seine Nachfolgerin in Rüttenscheid. „Ich gehe mit einem weinenden Auge“, gesteht Lambertz. „Hier hatte ich die schönste Zeit meiner bisherigen Trainerlaufbahn.“

Für Endruschat ist der neue Job zweifelslos eine riesige Herausforderung, denn unter der Regie von Lambertz hat sich die Startgemeinschaft Essen zum erfolgreichsten Verein in Deutschland gemausert. „Vier WM-Teilnehmer aus Essen wären normal, sechs optimal“, taxiert Lambertz die Aussichten für diese DM. Eine solche Perspektive hat kein anderer Klub. Und das, obwohl in Lisa Vitting (Laufbahnende) und Sina Sutter (Pause) zwei Asse in Berlin fehlen.

WM-Kandidaten sind: Caroline Ruhnau (50 m/100 m Brust), Dorothea Brandt (50 m Brust/50 m Freistil) sowie die beiden Brustschwimmer Hendrik Feldwehr (50 m/100 m) und Christian vom Lehn (100 m/200 m). Eine kleine Chance hat Paulina Schmiedel (100 m Schmetterling/200 m Freistil) aus.

Sicher dabei ist Langstrecklerin Isabelle Härle, die in Mexiko das WM-Ticket bereits gelöst hat. Allerdings über 10 km im Freiwasser. Darauf wird sie sich konzentrieren sowie auf den 5 km Team-Wettbewerb (u. a. mit Thomas Lurz), bei dem sie reelle Medaillenchancen besitzt. In Berlin wird sie allerdings versuchen, sich noch über die 800 m zu qualifizieren.

Die Spitzenschwimmer der SGE sind offenbar gut vorbereitet, die Ergebnisse bei den internationalen Meetings in Eindhoven und Halle viel versprechend. Sprint-Spezialistin Dorothea Brandt gewann in Halle über 50 m Freistil (24,90 Sek.) und blieb wie in Eindhoven deutlich unter der WM-Norm (25,37 Sek.). Hendrik Feldwehr siegte über 50 m- und 100 m-Brust. Mit seiner Zeit von 28,46 Sekunden über die 50 m führt er aktuell die DSV-Bestenliste an. Mit ihm, Erik Steinhagen (3.) und Christian vom Lehn (7.) hat die SGE in Berlin gleich drei Endlauf-Kandidaten.

Vordere Plätze belegten in Halle Kathrin Demler über 400 m Freistil (4:17,96 Min.), Marius Kusch über 200 m Schmetterling (2:05,82 Min.) und Jan-David Schepers über 100 m-Freistil (51,95 Sek.).