Hallensprecher Daniel Liechtenstein sprach von einem versöhnlichen Jahresabschluss – und er lag damit sicherlich nicht falsch. Die Tusem-Spieler rackerten wie gewohnt, hielten gegen den Tabellendritten Flensburg auch spielerisch und taktisch gut mit. In den Gesichtern der Essener Spieler war nach dem Schlusspfiff aber deutlich zu lesen, dass ihre Bemühungen wieder einmal nicht belohnt worden waren. Sie hatten aber an einer Sensation geschnuppert. Und das hatten ihnen im Vorfeld wohl die wenigsten zugetraut.

Dabei stand der vierte Advent im Sportpark am Hallo für die Essener nicht gerade unter einem guten Stern. Es waren noch nicht einmal fünf Minuten gespielt, da musste Tusem-Trainer Christian Prokop, der am diesem Heiligabend 34 Jahre alt wird, umplanen. Julius Kühn, wie zuletzt aufgrund seiner lädierten Schulter nur eine Option für die Abwehr, erhielt seine zweite Zeitstrafe und wurde danach vorsichtshalber durch Toon Leenders ersetzt.

Doch weder davon noch von den klangvollen Namen im Flensburger Team wie Holger Glandorf, Steffen Weinhold, Anders Eggert oder Thomas Mogensen ließen sich die Essener nicht beeindrucken. Als Lasse Seidel per Gegenstoß und André Kropp (15.) mit der zweiten Welle auf 6:4 erhöhten, bebte die Halle. Als Seidel per Heber (!) später das 9:5 erzielte (18.), stieg die Dezibelzahl noch einmal mächtig an. Im Gegensatz zum Spiel gegen Lemgo ließen die Essener nicht nach, auch wenn der Vorsprung bis zur Pause auf einen Treffer schmolz. Es war das erste Mal, dass die Essener mit einem Vorsprung in die Kabinen gingen. Als Christian Prokop zur zweiten Halbzeit in die Halle kam, atmete er zwei-, dreimal tief durch. Und dann machten seine Spieler dort weiter, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört hatten: ohne Respekt vor dem vermeintlich übermächtigen Gegner, der sich allerdings schnell eine Zwei-Tore-Führung erarbeitete. Doch auch diesen Rückstand steckte der Tusem weg, schlug immer wieder zurück. Bis 23:25 (58.) war noch alles möglich. Mit dem 26:23 (59.) machte Flensburgs Thomas Mogensen (59.) alles klar.

„Natürlich freuen wir uns über diese Leistung. Die Unterzahl-Situationen haben wir souverän gelöst. Die Pausenführung ist eine Bestätigung für unsere Arbeit“, sagte Christian Prokop. Doch auch in seinem Gesicht spiegelte sich nicht wirklich Freude und Zufriedenheit.

Tusem -
Flensb.-Handewitt 24:27 (13:12)

Tusem: Kulhanek, Vukas; Böhm (5), Kühn, Keller, Leenders, Pieczkowski (2), Seidel (3), Breuer (5/2), Lindt (2), J. Ellwanger, F. Handschke, Rahmel (4), Kropp (3).
Flensburg-Handewitt: Andersson, Rasmussen; Karlsson, Machulla, Eggert (7), Glandorf (4), Mogensen (4), Svan Hanse (4), Heinl, Gustafsson (1), von Gruchalla (2), Knudsen (1), Volquardsen, Dibbert, Voigt.
Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Neuried/Offenburg); Zuschauer: 2578.

Strafminuten: Tusem 10 – Flensburg 8.

Siebenmeter: Tusem 4/2 – Flensburg 3/2.

„Spielfilm“: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 3:2 (8.), 9:5 (18.), 11:7 (24.), 12:8 (26.), 13:12 (Halbzeit), 14:15 (35.), 14:16 (37.), 17:17 (45.), 20:22 (51.), 21:24 (55.), 24:27 (60.).