Hendrik Feldwehr hat es geschafft. Er darf bei den Olympischen Sommerspielen in London starten, obwohl er sich sportlich nicht qualifiziert hat. Besser gesagt, nicht qualifizieren konnte.
Hendrik Feldwehr hat es geschafft. Er darf bei den Olympischen Sommerspielen in London starten, obwohl er sich sportlich nicht qualifiziert hat. Besser gesagt, nicht qualifizieren konnte. Aufgrund einer schwere Verletzung (Muskelbündelriss im Adduktorenbereich), die er sich im April beim Krafttraining zugezogen hatte. konnte der Brustschwimmer die vom Verband (DSV) bestimmten Qualifikationsrennen bei der Deutschen Meisterschaft und den EM-Titelkämpfen in Drebrecen nicht bestreiten. Dennoch hat ihn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf Empfehlung des DSV nach der obligatorischen Einzelfall-Prüfung für die 100-m-Brust und die 4x100-m-Lagenstaffel nominiert.
Als die Entscheidung offiziell war, informierte Trainer Henning Lambertz seinen Schützling per Handy. Die Freude war natürlich riesig, die Erleichterung nicht weniger. „Es war für ein blödes Gefühl“, beschreibt Feldwehr die lange währende Ungewissheit. „Ich habe mir aber keine großen Gedanken darüber gemacht und bin immer positiv an die Sache herangegangen. Ich habe immer gehofft, dass ich die Chance bekommen würde. Und es hat sich ja gelohnt.“
Unverdrossen hatten alle Beteiligten nach dem Verletzungs-schock für diese Chance gearbeitet. Der Einsatz war enorm – für beide Seiten. Feldwehr fuhr über Wochen nach dem Training täglich zu seinem Orthopäden nach Bochum und in die Praxis von Physiotherapeut Sven Kampmann. Resignieren, aufgeben? Daran haben sie nie auch nur einen Gedanken verschwendet.
Für Feldwehrs Nominierung sprechen einige Argumente: Schneller als er über 100 Meter ist in diesem Jahr kein deutscher Konkurrent gewesen. Und bei den British Open im März in London hatte der SGE-Schwimmer die Norm nur um vier Hundertstel verpasst. Außer Feldwehr haben von der SG Essen noch Caroline Ruhnau (100-m-Brust, 4x100-m-Lagen) und Lisa Vitting (4x100-m-Freistil) das Olympia-Ticket erhalten.
Drei Olympia--Teilnehmer im Schwimmen, das ist bundesweit spitze, was wieder einmal beweist, dass Essen im Schwimmen eine der besten Adresse ist. Und mit Ensar Hajder, der für Bosnien-Herzegowina startet (siehe Zweittext), sind es sogar vier, die von der SGE entsendet werden. „Das hat es bei uns noch nie gegeben“, sagt der SGE-Vorsitzende Bernhard Gemlau. Die Startgemeinschaft feiert im Oktober immerhin ihr 25-jähriges Bestehen. 2004 in Athen war ein Trio am Start: Christian Keller und Anne Poleska, Marina Kuc gehörte zum Team von Montenegro.
Am vergangenen Wochenende hatte Feldwehr in Hannover seinen ersten Wettkampf nach der Verletzung bestritten. Und 1:03,2 Minuten über 100 Meter sind „absolut okay“, findet Trainer Lambertz. Schließlich sind es ja noch rund sechs Wochen bis zum Saisonhöhepunkt in London. Außerdem seien die äußeren Bedingungen in dem betagten Schwimmbad nicht optimal gewesen.