Dem Jubel folgte die Party – so wie es sein muss in solch außergewöhnlichen Momenten: Der FC Kray ist fortan Viertligist (wir berichteten). Der Klub, der in der Saison 2010/11 noch in der Landesliga auf Asche unterwegs war. Sensationell.

Dem Jubel folgte die Party – so wie es sein muss in solch außergewöhnlichen Momenten: Der FC Kray ist fortan Viertligist (wir berichteten). Der Klub, der in der Saison 2010/11 noch in der Landesliga auf Asche unterwegs war. Sensationell.

„Wir waren von der Regionalliga so weit weg, wie der Mond von der Erde“, schaute Trainer Dirk Wißel noch am Sonntag nach dem Schlusspfiff des zweiten und entscheidenden Relegationsspiels gegen den KFC Uerdingen etwas ungläubig, auch wenn man daran geglaubt habe, auch den haushohen Favoriten KFC Uerdingen bezwingen zu können. Nun ist der FC Kray tatsächlich gelandet, der bemannte Raumflug erfolgreich beendet. „Wir mussten gar nicht nachdenken, es hat einfach geklappt“, so Co-Trainer Lars Krüger. „Nun kommt etwas völlig anderes.“

Es ist eine Herkulesaufgabe, die nun folgt: Schwierig gestaltet es sich, erfolgreich in Richtung Mond aufzubrechen. Mindestens genauso schwierig ist es aber, ein Abenteuer in geordneten Umlaufbahnen zu beenden. Was das für den FC Kray bedeutet? Sportlich steht dem Team wohl ein beinharter Abstiegskampf bevor, das muss die erfolgsverwöhnte Mannschaft auch erstmal mental verkraften. „Die Vierte Liga ist ein Regal, da brauchen wir drei Leitern, um da reingreifen zu können“, meint auch Trainer Dirk Wißel. „Und zwar in allen Bereichen.“

Denn: Die mangelnde Infrastruktur des kleinen Amateurfußball-Vereins, der der FC Kray bis zu diesem Zeitpunkt war und immer noch ist, gibt – Stand heute – eigentlich keinen Viertliga-Fußball her. Trainiert wurde zu Niederrheinliga-Zeiten dreimal in der Woche – auf einem halben Platz. Die Mannschaft kommt zu weiten Teilen aus der Landesliga, ein junges Team wurde in den vergangenen Wochen mit zum Teil noch jüngeren Spielern verstärkt und ergänzt. Die zweite Mannschaft ist „nur“ A-Ligist. Auch wenn Präsident Günther Oberholz gestern gegenüber dieser Zeitung noch einmal betonte, das Abenteuer Regionalliga in Angriff nehmen zu wollen („Gehen Sie davon aus, dass wir spielen.“) – es ist eine Auswahl an Dingen, die Dirk Wißel sogar im Moment des absoluten Glücksgefühls kurz nachdenklich stimmten. „Ich bin skeptisch.“ Und die den Coach bislang von einem klaren Bekenntnis zu einer Fortsetzung des Engagements auf dem Trainerstuhl an der Buderusstraße abgehalten haben.

Nach dem Abpfiff gegen Uerdingen war dies aber doch irgendwie vorstellbar. „Wir (Dirk Wißel und Co-Trainer Lars Krüger, Anm.d.Red) haben ein paar Eckpunkte verfasst und dem Präsidium vorgestellt, die uns für das Jahr in der Regionalliga als wesentlich erscheinen. Wir müssen schauen, was machbar ist und wie sich die Dinge entwickeln. Im Moment ist davon auszugehen, dass wir am ersten Spieltag der neuen Saison auf der Bank sitzen.“

Der FC Kray ist auf dem Mond gelandet und steht nun vor der Mission, das Abenteuer heile zu überstehen: Sportlich, finanziell, strukturell. Egal, ob im Falle des Abstiegs oder des Klassenerhalts. Letzteres wäre wohl so etwas wie der Weiterflug zum Mars.