Kray steht Kopf: Der Niederrheinligist sicherte sich schon vor langer Zeit die Teilnahme an der Oberliga Niederrhein und nun, am vergangenen Wochenende, auch vorzeitig die Meisterschaft. Als Aufsteiger! Einfach irre. „Es ist ein Traum, ein Märchen“, schwärmt Präsident Günther Oberholz mit halbwegs wieder gewonnener Fassung.

Und die braucht er – denn die Saison geht nach dem Auswärtsspiel bei Kapellen-Erft am Freitag (19.30 Uhr) in die Verlängerung: Mit dem Titel hat sich der FC Kray für die Relegation zur Regionalliga qualifiziert, am Montag wird gelost: Es geht gegen einen NRW-Ligisten, wer nach Hin- (7. Juni) und Rückspiel (10. Juni) die Nase vorn hat, spielt 2012/2013 in der Vierten Liga. „Auf das Märchen würden wir dann noch ein Wunder packen“, – für Oberholz liegen die Chancen auf den Aufstieg aber bei gerade einmal fünf Prozent. Doch für das erfolgshungrige Team (geführt vom Trainergespann Dirk Wißel und Lars Krüger) scheint wenig unmöglich. Favoriten auf den Aufstieg aus der Landesliga waren 2010/2011 andere Teams, für nicht wenige galt der frischgebackene Niederrheinligist in dieser Spielzeit als erster Absteiger. Der FCK hat alle Lügen gestraft. Nun muss man mit allem rechnen.

Doch wäre der größtmögliche Erfolg wirklich ein Segen? Der FC Kray ist derzeit nicht nur irgendwo zwischen Märchen und Wunder anzusiedeln, sondern auch zwischen Euphorie und Wahnsinn. Der Kader hat größtenteils schon in der Landesliga zusammen gespielt, wurde in der jüngsten Vergangenheit punktuell mit zum Teil sehr jungen Burschen verstärkt. „Manchmal fällt einem eine Philosophie auf die Füße“, unkte Trainer Dirk Wißel vor Wochen. Und diese Philosophie fällt gerade tatsächlich in Richtung großer Zeh.

Liga unabhängige Verträge

Abgesichert sei der Klub, versichert Günther Oberholz. Verträge gelten unabhängig der Liga. In der gerade erst aufgehübschten KrayArena entstehen kleine Tribünen, viele Spiele könnten wohl tatsächlich an der Buderusstraße stattfinden. Für Topspiele wie gegen RWE müsste man ausweichen. So weit so gut.

Doch die Bedingungen bleiben eine Herausforderung. Dreimal in der Woche trainiert das Team derzeit – auf einem halben Platz. „Da lacht sich schon die Niederrheinliga-Konkurrenz schlapp“, hatte Wißel einmal angemerkt. Die Strukturen des Klubs ziehen sich weiter auseinander, die zweite Mannschaft spielt gerade einmal in der A-Liga. Und: Der administrative und finanzielle Aufwand explodiert in der Vierten Liga.

„Wir wissen, dass wir in einem unwahrscheinlichen Aufstiegs-Fall noch viel Arbeit vor uns haben“, räumt Präsident Oberholz ein. Gespräche würden geführt, „mit Leuten, die sich vorstellen können, sich bei uns zu engagieren und uns zu helfen“. Und die Kontakte haben, die Türen öffnen können. Zum Beispiel in der Stadt, um die Einnahmenseite zu stärken.

Stolz auf das Erreichte

Die Probleme, die auf den FCK im Fall der Fälle zukommen könnten, schrecken den Präsidenten jedenfalls nicht ab. Es sind – vor dem Hintergrund allgemeiner Glückseligkeit – tatsächlich Luxusprobleme. In Kray genießt man die Situation, ist stolz auf das Erreichte. Angst? Fehlanzeige. „Wir sind aus den ganzen genannten Gründen in dieser Relegation der große Außenseiter. Aber gerade das macht ja auch so viel Spaß. Egal wie es ausgeht, wir bleiben bescheiden und uns treu.“ Und Günther Oberholz ergänzt: „Sollten wir den Sprung in die Vierte Liga wirklich schaffen, dann spielen wir auch.“

Eine in jeder Hinsicht sportliche Haltung.

Auch die Verträge mit dem Trainergespann gelten unabhängig von der Liga. Präsident Günther Oberholz betonte: „Wir möchten natürlich gerne mit Dirk Wißel und Lars Krüger auch in der Regionalliga arbeiten.“