Wie viel Substanzverlust verträgt der Regionalliga-Kader der Rot-Weißen? Das fragt man sich seit einiger Zeit. Bisher haben die Essener den Widrigkeiten der vergangenen Wochen erstaunlich gut getrotzt. Die 0:4-Klatsche gegen Trier mal ausgenommen. Die Mannschaft von Trainer Waldemar Wrobel spielt trotz der Belastung durch Englische Wochen, trotz anhaltender Verletzungsmisere eine gute und erfolgreiche Rückrunde. Und auswärts hat sie in dieser Rückserie überhaupt noch nicht verloren. Bis gestern beim SC Verl, der verdient mit 2:1 gewann.
Kann passieren. Doch RWE-Teammanager Damian Jamro war die Unzufriedenheit deutlich anzuhören: „Wir ärgern uns schon“, sagt er. „Uns hat heute die Bereitschaft gefehlt. Wenn wir mehr investiert hätten, wäre auch hier für uns etwas zu holen gewesen.“ Aber RWE fehlte diesmal die „Emotionalität“, wie es Jamro ausdrückte. Die Leidenschaft und der unbedingte Wille, den Erfolg zu erzwingen. „Immer dann sehen wir schlecht aus“, sagt Jamro.
An der Kraft kann es kaum gelegen haben. Denn in Kevin Grund, Adrian Schneider, Cedric Vennemann und auch Kerim Avci, der am Sonntag in Wiedenbrück nur zehn Minuten gespielt hatte, waren einige frische Kräfte in die Elf gerückt. Allerdings fehlten die Stützen Vincent Wagner (Faserriss), Benedikt Koep (Gehirnerschütterung) und Kapitän Timo Brauer, der zunächst geschont wurde. Meik Kuta fiel wegen muskulärer Probleme kurzfristig aus.
Trostlos wie die Kulisse war die Partie vor allem in Hälfte eins. Da gab es wenig Erbauliches, nichts Aufregendes. „Ein Grottenkick“, urteilte Jamro hart. „Da wurde auf beiden Seiten die Kugel im Mittelfeld nur hin und her geschoben.“ In der Pause versuchte Wrobel seine Spieler zu wecken. Doch die schlummerten auch in Hälfte zwei vor sich hin. Allerdings übernahm der Gastgeber nun die Initiative und suchte den Weg nach vorn.
Nach knapp einer Stunde hatte Mathias Haeder die Führung für die Ostwestfalen auf dem Fuß. Nach einem Konter setzte der Verler mit einem strammen Schuss den Ball an die Latte. Nur eine Minute später RWE erneut im Glück: Tim Manstein traf per Freistoß ebenfalls die Latte. Und dann war es passiert: Rot-Weiss schaute wieder einmal nur zu und Lars Schröder erzielte das 1:0 für die Ostwestfalen. Zehn Minuten später belohnte sich der nun agilere Gastgeber selbst mit dem 2:0 durch Marko Martinovic.
Die Rot-Weißen merkten zu spät, wie es hätte in Verl funktionieren können. In den finalen Minuten wurden auch sie etwas aktiver und kamen prompt zum Anschlusstreffer. Nach einer Flanke und einem Kopfball von Lukas Lenz sprang die Kugel einem Verler Spieler im Strafraum an die Hand. Elfmeter. Timo Brauer traf zum 2:1. Und beinahe hätte es sogar noch zum Ausgleich gelangt. Thomas Denker aber wählte vor SC-Torwart Kampe die falsche Lösung (90.). Statt den Ball volley ins Netz zu dreschen, versuchte er zu schlenzen. Halbherzig. Kampe parierte problemlos.
SC Verl -
Rot-Weiss2:1 (0:0)
Rot-Weiss: Lamczyk – Guirino (66. Enzmann), Schneider, Denker, Lehmann – Grummel, Vennemann (66. Brauer) – Grund, Avci, Lemke – Kaya (54. Lenz).
Schiedsrichter: Christof Günsch (Reddighausen). Zuschauer: 410.
Tore: 1:0 Schröder (62.), 2:0 Martinovic (72.), 2:1 Brauer (84./Handelfmeter).
Neuzugang vom FC Schalke 04
Die Rot-Weißen melden den ersten Neuzugang für die kommende Regionalliga-Saison. Von der U23 des FC Schalke 04 kommt Kevin Pires-Rodrigues (20), ein offensiver Mittelfeldspieler für die Zentrale.
Der portugiesische U18-Nationalspieler (drei Einsätze) und Linksfuß hat bei RWE einen Vertrag bis 30.Juni 2014 unterschrieben. Ausgebildet wurde der Deutsch-Portugiese beim 1. FC Köln. Danach spielte er für den Nachwuchs von Alemannia Aachen und wechselte von dort nach Schalke.
Außerdem hat Mittelfeldspieler Kerim Avci (22) seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert. „Kerim hat sich bei uns in dieser Saison zu einer festen Größe entwickelt. Wir sind sehr zufrieden mit ihm“, lobte Teammanager Damian Jamro. Kerim Avci war vor vier Jahren von der SG Wattenscheid 09 an die Hafenstraße gekommen.