Die Cracks der Startgemeinschaft Essen sucht man im deutschen Aufgebot bei der Kurzbahn-EM, die heute in Stettin beginnt, vergeblich. Die Saison auf der 25-m-Bahn ist für Caroline Ruhnau, Lisa Vitting, Sina Sutter und Hendrik Feldwehr abgehakt. Eine Stippvisite beim nationalen Entscheid in Wuppertal vor anderthalb Wochen – das war’s. Sie konzentrieren sich auf die Olympischen Spiele 2012 in London, auf die Qualifikation im nächsten Jahr. Da ist die vorübergehende Anpassung an die 25-m-Bahn unpassend. Also schwimmt das Quartett am Wochenende lieber beim Internationalen Dortmunder Meeting – auf der langen Bahn.
Doch so ganz ohne die Essener läuft es beim kontinentalen Wettstreit in Polen auch wieder nicht. Denn Paulina Schmiedel (18) und Erik Steinhagen (22) gehören bei dieser Europameisterschaft erstmals zum Nationalkader.
„Sie hat Talent, das hat man sofort gesehen“, erinnert sich SGE-Cheftrainer Henning Lambertz an die ersten Trainingstage von Paulina Schmiedel im Leistungszentrum Rüttenscheid. Deshalb nahm er die neue Schmetterling-Spezialisten auch gleich in seine Top-Trainingsgruppe auf. Natürlich benötigt die junge Frau noch Zeit, um das Potenzial herauszuarbeiten. Bei der SG Mülheim gehörte sie gemeinsam mit Lisa Vitting zu den Hoffnungsträgern im Nachwuchsbereich. Doch der große Durchbruch blieb ihr versagt. Zum einen, weil Schmiedel nebenher auch noch bei Uhlenhorst Mülheim Hockey spielte. „Seit etwa einem Jahr aber trainiert sie nun bei uns professionell“, sagt Lambertz. Mit Erfolg. Bei der Kurzbahn-DM in der Wuppertaler Schwimmoper machte Paulina erstmals national auf sich aufmerksam. Sie holte Silber über die 50 Meter Schmetterling und jeweils Gold mit der Essener Lagen- und Freistil-Staffel. In Stettin ist sie nur für die 4x50-m Freistil und -Lagen-Staffel gemeldet. „Von einem Einzelstart haben wir abgesehen. Da hätte sie keine Chance gehabt. Aber diese Titelkämpfe sollen für sie zu einem positiven Erlebnis werden“, erklärt der Trainer.
Es könnte sogar sehr positiv werden, denn beide deutschen Staffeln haben Medaillenchancen. Kein Wunder, denn dort wird Schmiedel gemeinsam mit Superstar Britta Steffen und anderen Größen wie Daniela Schreiber oder Dorothea Brandt antreten. Die Novizin an der Seite von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Britta Steffen – wenn das keine zusätzliche Motivation ist für die junge SGE-Schwimmerin.
Nicht mehr ganz so unbekannt ist indes Erik Steinhagen, der Deutsche-Kurzbahn-Meister über die 50-m-Brust. Der Sportsoldat, der zur Sportfördergruppe in Warendorf gehört, ist schon auf der Langbahn im Kielwasser von Henrik Feldwehr geschwommen und war in diesem Jahr immerhin Vierter über die 100 Meter auf der Langbahn. Er zählt zum Spitzenquintett der deutschen Brustschwimmer und Olympia? Das Thema hat er wohl auch noch nicht ganz abgeschrieben.
Steinhagen ist vor zwei Jahren aus Rostock zur SGE gekommen. Der junge Sportsoldat suchte einen leistungsstarken Klub in NRW, da bot sich die Essener Startgemeinschaft an. Zumal ja hier auch WM-Teilnehmer Hendrik Feldwehr eine starken Trainingspartner gibt. Steinhagen ist in Stettin für die 50-m und 100-m-Brust gemeldet. „Über 50 Meter kann man ihm das A-Finale zutrauen“, glaubt Lambertz. Über die 100 Metern wird es nicht reichen. Für die Lagen-Staffel ist er ebenfalls nominiert. Und da ist es wie bei Paulina Schmiedel: Dort kämpft er gemeinsam mit etablierten Größen wie den Deibler-Brüdern oder den männlichen Superstar Paul Biedermann. Und bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben.
Erik Steinhagen wird heute am ersten Wettkampftag in Stettin mit der deutschen 4x50-m-Lagen-Staffel um eine Medaille kämpfen. Auch die 100-m-Brust (Qualifikation und Semi-Finale/ Samstag Finale) finden heute statt. Die 50-m-Brust werden am Samstag entschieden.
Paulina Schmiedel wiederum hat am Freitag ihren ersten Einsatz mit dem Freistil-Quartett. Die Lagen-Staffel der Frauen mit Schmiedel auf der Schmetterling-Lage wird am Samstag entschieden.