Grassiert das Pokalfieber an der Hafenstraße? Gemessen am Interesse der Fans muss man das so sehen, auch wenn die sportliche Talfahrt im Regionalliga-Alltag ihnen etwas die Euphorie genommen hat. Doch die Rot-Weißen hätten für die heutigen 2. Runde im DFB-Pokal gegen den Erstligisten Hertha BSC Berlin (19 Uhr, Hafenstraße) locker doppelt so viele Karten verkaufen können. Doch bei 14 500 ist nun mal Schluss, das Georg-Melches-Stadion ist ausverkauft. Rund 1800 Tickets wurden übrigens in der Bundeshauptstadt verkauft. Und deshalb hat die Deutsche Bahn, Hauptsponsor der Berliner, einfach mal so einen Waggon mehr an den Sonderzug ins Revier gehängt, so dass auch auf die Evag am Hauptbahnhof eine logistische Herausforderung wartet.
Der favorisierte Gast geht die Aufgabe zwar relativ entspannt, aber mit Entschlossenheit an. Denn für Hertha BSC war in den vergangenen vier Jahren in der zweiten Runde jeweils Endstation. Diese Serie soll nun unbedingt reißen. „Natürlich ist das eine Art Pflichtaufgabe. Wir müssen zeigen, dass wir der Bundesligist sind und konzentriert an die Sache rangehen. Dann werden wir das Ding auch gewinnen“, sagt Pierre-Michel Lasogga (19). Doch der U21-Nationalstürmer, der in der B-Jugend für RWE kickte (2006-07), weiß auch, dass es trotz der klaren Vorzeichen kein Selbstläufer wird. „Das Stadion ist eine Festung und die Fans werden richtig Terz machen.“ Hertha-Trainer Markus Babbel warnt ebenfalls pflichtgemäß: „Essen hat schon einen Berliner Klub ausgeschaltet.“ Die Union verlor an der Hafenstraße mit 5:6 nach Elfmeterschießen. Aber Babbel signalisiert Selbstbewusstsein: „Meine Jungs haben in der ersten Runde in Meuselwitz einen guten Job gemacht, mit so einer professionellen Einstellung kommen wir auch dieses Mal weiter.“
Das Ziel heißt Pokalsieg
Und der Hertha-Coach blickt weit voraus und formuliert ganz ehrgeizig den Pokalgewinn als Saisonziel. Das von den Berliner Fans ersehnte Finale im eigenen Stadion erreichten bislang nur 1993 Herthas Amateure, die in der gleichen Liga wie Essen kicken. Nach den zuletzt mageren Auftritten in der Bundesliga muss sich die Hertha aber deutlich steigern, um an der Hafenstraße nicht ins Schwimmen zu geraten. „Da herrscht eine besondere Stimmung“, sagt Geschäftsführer Michael Preetz aus Erfahrung. Als Spieler für Fortuna Düsseldorf und den MSV Duisburg ist er dort aufgelaufen. Und Preetz lobt: „In der vierten Liga wird durchaus guter Fußball geboten.“