Ausdauersportler sind zähe Kämpfer. Und wer sich am kommenden Sonntag (10 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Straße) beim „49. Internationalen RWE-Marathon“ auf den weiten Weg macht, den Baldeneysee zu umrunden, der muss konditionell schon verdammt gut drauf sein. Für viele der erwarteten rund 1400 Teilnehmer heißt es lediglich: Durchkommen ist alles. Matthias Graute (TRC 84) jedoch hat diesen Wettkampf als Saisonhöhepunkt ausgeguckt. „Auf diesen Start in Essen habe ich hingearbeitet“, sagt der 27-jährige Student der Sportwissenschaft und Mathematik.
Seit etwa vier Monaten arbeitet Graute gezielt an seiner Form für den 9.Oktober. In der Vorbereitungsphase hat er 150 Kilometer pro Woche abgespult. Nein, nicht etwa auf dem Rad, obwohl das bei ihm nichts Ungewöhnliches wäre. Der Rüttenscheider sieht sich sowieso mehr als Triathlet. Oder Duathlet.
Im Ausdauer-Mehrkampf hat der angehende Lehrer bereits Beachtliches geleistet. Erst 2003 hat er mit dem Laufen begonnen, 2008 wurde er Amateur-Weltmeister im Duathlon. Das nennt man Talent – und Ehrgeiz natürlich. Zunächst spielte Graute Fußball beim ETB und nebenbei Tennis. „Schon damals habe ich aber fünf Stunden täglich auf dem Platz gestanden“, erzählt er. Mit 16 hörte Graute auf zu kicken, weil er nach einer langwierigen Krankheit den Anschluss verpasst hatte. Ein Freund überredet ihn schließlich, mit ihm zu joggen. Wenig später folgte das erste Rennen beim Isenburglauf durch den Stadtwald. Aus Spaß wurde Passion. Nur ein Jahr später war es der Paris-Marathon, auf den sich der junge Mann erstmals gezielt vorbereitet hat.
Heute ist Matthias Graute ein Duathlon- und Triathlon-Spezialist. In dieser Saison ist er für einen einen Kölner Klub in der Triathlon-Bundesliga gestartet. Vor zwei Wochen belegte er bei der Duathlon-WM der Profis in spanischen Gijon einen wirklich sehr guten 24.Rang (10 km Laufen/ 40 km Rad, 5 km Lauf). „Aber es war mehr drin“, sagt Graute. Auf dem Rad hatten ihn jedoch heftige Krämpfe gequält.
Nicht immer spielt der Körper mit, das weiß der Athlet. Auch deshalb wird Graute am Sonntag das Rennen moderat angehen. „Ich laufe Platz vier an, ein höheres Tempo wäre zu gefährlich.“ Im Vorjahr hatte er bei seinem Debüt am Baldeneysee Probleme. Graute wurde dennoch Fünfter (2:35:08) und war bester Essener. „Das hat meinen Ehrgeiz geweckt.“ Seit jeher habe er beim Marathon in Essen zugeschaut, schon mal am Getränkestand mitgeholfen und als Tempomacher gearbeitet. „Es war immer ein schönes Erlebnis.“ Und so soll es bleiben. Und der Lokalmatador wird sich mit den Besten messen. „Ich werde in der Meldeliste an Nummer vier geführt, aber bei den 10-km-Zeiten liegen die Favoriten fast gleichauf.“