Essen. Die Videos von Adler Union Frintrop III haben auf Instagram zusammen die Millionenmarke geknackt. Wie zwei Spieler das geschafft haben.

  • Die dritte Mannschaft von Adler Union Frintrop spielt in Essen nur in der Kreisliga B, auf Social Media aktuell aber in einer höheren Klasse. Auf Instagram haben ihre Videos zusammen die Marke von einer Millionen Aufrufen geknackt.
  • Verantwortlich dafür sind zwei Spieler: Niklas und Frank. Sie haben dafür einen Comedy-Trend aufgegriffen und auf ihre Zwecke gemünzt.
  • In ihren Reels sind zunächst Videoschnipsel von Influencerinnen zu sehen, die aufreizend eine Frage stellen, dann folgt ein Schnitt zu Niklas, der mit Frintroper Fußball-Bezug antwortet. Was bringt der Mannschaft diese Reichweite?

Frank und Niklas suchen ein ruhiges Örtchen. Einen passenden Hintergrund sollte es ebenfalls bieten. An diesem Dienstagabend ist das auf der Sportanlage am Kreyenkrop in Essen-Frintrop gar nicht so einfach. Die erste Mannschaft von Adler Union besetzt den favorisierten Raum im Vereinsheim für eine Besprechung, Frank und Niklas müssen in die alten Umkleidekabinen mit den Trenngittern und rotbraunen Klinkerwänden ausweichen.

Zwischen Schubkarren und Schaufeln drehen sie schnell ein Video. „Ich komme von links ins Bild und rutsche über die Bank“, schlägt Niklas vor. Er ist Hauptdarsteller, Frank ist Kameramann und Redakteur. Zusammen betreuen sie den Instagram-Account der dritten Mannschaft von Adler Union Frintrop, in der sie auch spielen – Kreisliga B in Essen.

Fast eine Millionen Videoaufrufe – Essener Kreisliga-Fußballer viral auf Instagram

Ihre Instagram-Seite ist in den letzten Monaten reichweitenstark gewachsen. Insbesondere ihre Reels erzielen fünf- bis sechsstellige Aufrufzahlen, das erfolgreichste haben knapp 900.000 Menschen gesehen. Die Seite von Adler III hat so über 5.200 Follower bekommen. Wie gesagt: dritte Mannschaft, Kreisliga B. Damit stechen sie im ganzen Ruhrgebiet heraus.

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Während die meisten Amateurfußballvereine ihre Social-Media-Kanäle eher seriös bis dröge mit dem Üblichen wie Grafiken zu Spielergebnissen oder Fotos vom Vereinsleben füllen, machen Frank und Niklas Comedy. „Wir wollten mehr Leben in den Account bringen“, erklärt Frank. „Dann waren wir bei einer Veranstaltung der Komiker-Nationalmannschaft, haben da ein Video mit Matze Knop gemacht. Und der Comedian Uwe der Kreisligatrainer hat was für uns aufgenommen, und wir haben gemerkt: Das zieht.“

Kreisliga auf Social Media: Mit „Männerhumor“ zu Reichweite

Seitdem fahren die beiden die Taktik, Social-Media-Trends zu beobachten und ironisch auf ihr Team zu drehen. Die zuletzt erfolgreichen Videos liefen zum Beispiel so ab: Sie starten mit einer herausgeschnittenen Szene eines Videos von attraktiven Frauen, die in die Kamera fragen: „Kannst du uns helfen? Zwei Blondinen finden ihr Auto nicht. Dann kommt der Schnitt zu Niklas, der in Trainingsmontur in Frintrop antwortet: „Na klar. Dann können wir direkt zu unserem Auswärtsspiel gegen Horst-Emscher III fahren.“ Schon ist die Spieltagswerbung geboren.

Hinter den Kulissen: Die Fußballer Frank und Niklas produzieren Content für den Instagram-Account von Adler Union Frintrop III. Frank dreht mit dem Smartphone ein Video, Niklas sitzt ihm gegenüber und redet in die Kamera. Auf dem Foto links schauen sie gemeinsam auf das Smartphone und besprechen das Konzept für ein Videos ihres Kreisligavereins aus Essen.
Hinter den Kulissen: Frank und Niklas produzieren Content für den Instagram-Account von Adler Union Frintrop III. © WAZ | Roman Milenski

Das kann auch etwas drüber wirken – derbe, sexistisch und ist deswegen ein Zuschauer mehr gekommen? „Dass jemand mal da war, weil er uns auf Instagram gesehen hat, ist mir noch nicht aufgefallen. Wir spielen ja auch immer sonntags schon um 10:30 Uhr“, sagt Frank. Niklas hingegen kann berichten: „Mich hat man bei einem RWE-Spiel schon mal angesprochen. In der Fußballszene in Essen kennt man uns.“

„Ja, das wirkt natürlich bei der Zielgruppe – Männer und Fußball“, gibt Frank zur Machart der Videos zu. „Das ist dann aber auch die Grenze. Nackte Haut wird nicht zu sehen sein.“ Außerdem würden die Zwei auch nur Inhalte von Influencerinnen oder Accounts nehmen, die ihrerseits bewusst mit diesen Reizen spielen, und freigegeben haben, Sequenzen aus ihren Videos zu verwenden. Demnächst sei dieser Trend dann eher wieder vorbei, und Niklas und Frank würden sich neuen Content überlegen.

Adler Union Frintrop: Japaner bot sich über Instagram an

So funktioniert Social Media. Einfach erklärt. Wer einmal die Videos von Adler III durchschaut, bekommt nachher ab und zu Ähnliches von weiteren Vereinen von überall her angezeigt. In Frintrop weiß Frank auch, dass die Instagram-Seite der dritten Mannschaft unter anderem den Verein in der Öffentlichkeit repräsentiert: „Bisher fand der Vorstand alles, was wir gemacht haben, positiv. Die reden uns nicht rein. Wenn es zu weit geht würde, würden sie uns ansprechen.“

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Wenn auch keine neuen Zuschauer, dem Verein scheint die Social-Media-Arbeit ihrer beiden Spieler aber durchaus etwas einzubringen. Ein Malerbetrieb hat schon neue Pullover gesponsert, die Stauder-Brauerei Getränke. Dafür werden alle Gönner auf Instagram dankend erwähnt.

Und: „Ein japanischer Fußballer hat uns über Instagram angeschrieben, ob er mal bei uns trainieren könne“, erzählt Frank. „Ich schrieb: klar, gerne. Es stellte sich aber schnell heraus, dass er eigentlich zu unserer ersten Mannschaft in die Landesliga wollte. Dafür hat es dann aber nicht gereicht.“