Essen. Irini Ioannidou spielte lange Jahre für die SGS Essen. Jetzt kämpft sie gegen die Krankheit ALS und erfährt eine Welle der Unterstützung.
- Die ehemalige Spielerin der SGS Essen, Irini Ioannidou, ist an ALS erkrankt
- Sie hat ein Crowdfunding gestartet und bereits eine sechsstellige Summe erreicht
- Große Unterstützung erfährt sie aus dem Fußball
144 Mal trug Irini Ioannidou in der Frauenfußball-Bundesliga das Trikot der SGS Essen, siebenmal das des FCR 2001 Duisburg. Unvergessen ist ihr direkt verwandelter Freistoß für die SGS zum 3:3 in der Nachspielzeit des DFB-Pokalfinals gegen den VfL Wolfsburg vor vier Jahren. Mit dem Titel klappte es bekanntlich nicht, dennoch erreichte die frühere Kapitänin an der Ardelhütte Legendenstatus.
Mit ihrem unbändigen Kampfgeist und ihrem großen Einsatz für den Verein war sie eine absolute Führungsspielerin. Zwei Jahre nach ihrem Karriereende kämpft sie nun aber gegen einen ganz anderen Gegner: Bei ihr wurde die unheilbare Nervenkrankheit ALS diagnostiziert.
Essenerin ist auf alternative Therapiemaßnahmen angewiesen
Ein Schock, der zeigt, wie vergleichsweise unbedeutend doch das verlorene Elfmeterschießen im Pokalfinale gegen Wolfsburg und die Auswärtspartie der SGS an diesem Freitag (18.30 Uhr) in Freiburg sind. Für die 33-Jährige geht es nicht um Titel oder Punkte. Es geht um viel elementarere Dinge. Darum, möglichst lange mobil und eigenständig zu sein. Allerdings stoße die Schulmedizin, so Ioannidou, dabei an ihre Grenzen. Alternative Therapiemaßnahmen, mit denen sie an Lebensqualität zurückgewinnen könnte, sind jedoch kostspielig. Deshalb machte die Deutsch-Griechin ihre Situation nun mit emotionalen Worten öffentlich und bittet in einer Spendenaktion im Internet um Hilfe.
„Es zeigt mir genau jetzt wieder, wie unfassbar geil der Fußball ist und wie die Menschen einen wertschätzen, für all die harte Arbeit zuvor auf und neben dem Platz.“
„Ich habe immer lieber Anderen geholfen, als selbst darum zu bitten und auch anzunehmen. Jetzt bin ich allerdings an einem Punkt angelangt, an dem ich auf Unterstützung anderer angewiesen bin“, erklärt sie in ihrem Spendenaufruf. 90.000 Euro werden benötigt. Und die Solidarität ist gewaltig. „Das macht mich sprachlos.“ Innerhalb weniger Tage beteiligten sich bereits mehr als 2000 Menschen an der Aktion und sorgen dafür, dass das Spendenziel bereits übertroffen ist. „Ich bin gerade voller Energie und Adrenalin“, sagt Ioannidou.
Irini Ioannidou hat so eine große Unterstützung nicht erwartet
„Ich kann noch gar nicht richtig verstehen, was gerade abgeht. Das ist total surreal.“ Eine derart große Unterstützung hatte sie nicht erwartet. Unter den Spendern sind neben etlichen früheren Mitspielerinnen wie Linda Dallmann und Marina Hegering auch ihr Trainer Markus Högner und der frühere Manager Willi Wißing.
Aber die Beteiligung geht deutlich über den SGS-Kosmos hinaus. „Ich bin sehr gerührt“, erklärt sie. Aufgeben kam für sie ohnehin noch nie infrage. So war es schon zu ihrer aktiven Zeit. „Wer einmal eine Reha nach einem Kreuzbandriss hinter sich hat, weiß, wie extrem fordernd das für den Kopf sein kann“, erklärt die frühere Juniorinnen-Nationalspielerin.
Fußball hat das Mindset der Essenerin geprägt
Aber nicht nur diese Erfahrung ist ihr in der aktuellen Situation eine kleine Hilfe. „Der Fußball hat mein Mindset geprägt. Es ist der Wille, alles schaffen zu können. Mit dem nötigen Glauben an sich selbst.“ Hinzu kommt, dass die Therapiemaßnahmen ein Hoffnungsschimmer sind, den Krankheitsverlauf verlangsamen zu können und vielleicht auch eine zeitweilige Besserung herbeizuführen.
Hier geht es zum Spendenaufruf
„Viele Patienten mit den gleichen Symptomen wie ich haben eine positive Entwicklung gemacht. In Form von besserem Bewegen oder auch besserem Sprechen“, beschreibt Ioannidou. Denn genau dabei ist sie eingeschränkt.
Erste Symptome haben sich bereits im Januar 2023 gezeigt
„Im Januar 2023 hatte ich erste neurologische Symptome“, erinnert sie sich. Angefangen hatte es alles mit Schluckstörungen beim Sprechen. Hinzu kamen allgemeine Sprachstörungen, ehe Ioannidous Kräfte in Händen und Beinen zu schwinden begannen. „Es ging so weit, dass ich irgendwann nicht mehr gescheit laufen konnte.“ Unvorstellbar für eine junge Frau, die 15 Jahre in der Bundesliga die linke Seite rauf und runter lief und immer als erste mit dem Megafon in der Hand in der Kurve war, um mit den Fans nach wichtigen Siegen die Humba anzustimmen.
Kraft gibt ihr im Moment auch das Gefühl, dass all das nicht vergessen ist: „Es zeigt mir genau jetzt wieder, wie unfassbar geil der Fußball ist und wie die Menschen einen wertschätzen, für all die harte Arbeit zuvor auf und neben dem Platz. Ich möchte mich jetzt schon von ganzem Herzen bei allen für die heftige Unterstützung bedanken.“
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