Essen. Der ehemalige Oberliga-Torwart der HSG Gevelsberg/Silschede moderiert die Heimspiele des Zweitligisten TuSEM Essen. Seine Aufgabe schätzt er sehr.
Vielen Handballfans dürfte der Oberligaaufstieg der HSG Gevelsberg/Silschede im Jahr 2012 noch in guter Erinnerung sein. Das Team von Trainer Hans-Peter Müller sicherte sich mit einem spektakulären Auswärtssieg am vorletzten Spieltag beim OSC Dortmund vor hunderten mitgereister Gevelsbergerinnen und Gevelsberger den ersten Platz in der Endabrechnung. Zur damaligen Meistermannschaft gehörte auch Keeper Patrick Huhn, inzwischen Patrick Spiller, der ein Jahr zuvor nach Gevelsberg gewechselt war und bis 2016 das Trikot der HSG trug, ehe es ihn zum HTV Hemer zog. „Ich hatte in Gevelsberg unter HaPe eine sehr gute Zeit und habe viele Menschen kennenlernen dürfen, mit denen ich heute noch befreundet bin.“
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Seine aktive Karriere beendete Spiller, der in der Schalksmühler Jugend aufwuchs und nach Stationen beim TuS Linscheid-Heedfeld sowie der HSG Lüdenscheid nach Gevelsberg kam, 2021 nach einer letzten Saison beim FC Schalke 04. „Unsere Mannschaft hat nach der Saison den Spielbetrieb in der Oberliga eingestellt. Mit damals 38 Jahren war es dann an der Zeit für mich aufzuhören“, blickt er auf sein Karriereende. Dem Handballsport wollte er nach mehr als drei Jahrzehnten auf dem Feld gerne erhalten bleiben, was sich zunächst schwierig gestaltete. Die angedachte Rolle als Zeitnehmer und Sekretär in den obersten drei Ligen zerschlug sich aufgrund komplizierter Statuten und Auflagen. Da Spiller mehr Zeit für die Familie haben wollte, kam auch eine Aufgabe als Torwarttrainer nicht infrage.
Nach zwei Absagen bekommt Spiller eine Zusage
Sein Blick richtete sich auf andere Einsatzmöglichkeiten, bis er schließlich auf die Möglichkeit des Kommentierens aufmerksam wurde. In der Saison 21/22 übertrug Sportdeutschland.TV die Spiele der zweiten Handballbundesliga, ehe die Übertragungsrechte 2022 zu Dyn wechselten, wo sie auch heute noch liegen. Verantwortlich für den Live-Kommentar sind damals wie heute die jeweiligen Heimmannschaften. „Mit Nordhorn, Emsdetten und Essen gab es drei Zweitligisten, die in meiner Nähe liegen“, schaute sich der 41-Jährige um, der in Borken wohnhaft ist.
„Als Kind war Sportkommentator Werner Hansch ein Vorbild als Stimme des Westens, allerdings habe ich diesen Weg nie verfolgt.“
Nach Absagen aus Nordhorn und Emsdetten kamen Verantwortliche des TuSEM Essen auf Spiller zu, eine Einigung war im Anschluss an ein erstes Kennenlernen schnell erzielt. Seitdem ist er bei den Essener Heimspielen regelmäßig in der Halle und kommentiert die Spiele des TuSEM live vor Ort. Für Spiller ging mit dieser Aufgabe ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Als Kind war Sportkommentator Werner Hansch ein Vorbild als Stimme des Westens, allerdings habe ich diesen Weg nie verfolgt.“ Nun kam er über Umwege doch noch selbst zur Rolle des Kommentators.
Gewissenhafte Vorbereitung macht Übertragungen interessant
In dieser fühlt sich der ehemalige Torhüter bei TuSEM und in der zweiten Liga bestens aufgehoben, mit einigen Spielern hat er als Gegenspieler oder Teammitglied noch gemeinsam auf dem Feld gestanden. In seinen mehr als drei Jahren als Kommentator ist ihm die Liga zunehmend ans Herz gewachsen. „Ich sehe viele bekannte Gesichter und verfolge die Liga intensiv. Es ist spannend, ein Teil davon zu sein.“
Für seine Einsätze, welche sich die Essener in einem dreiköpfigen Team aufteilen, bereitet sich Spiller mit einem wiederkehrenden Ablauf vor. Mithilfe eines selbst erstellten Fragenkatalogs analysiert er im Vorfeld die Tabellensituation, Stärken und Schwächen der Teams sowie viele weitere Statistiken, bis hin zu den Quoten abgewehrter Bälle der Torhüter beider Mannschaften. „Das Ziel ist es, genug Futter abseits des Spielgeschehens zu haben, um die Übertragung möglichst interessant zu machen.“ Für die entscheidenden Themen sorgen am Ende die Spieler auf der Platte.
Spiller sitzt in Essen mitten im Geschehen
Seinen Platz in der Halle nimmt der TV-Kommentator mitten im Geschehen ein. „Wir sitzen nicht in einer Kabine, sondern direkt hinter der letzten Zuschauerreihe. Bis zum nächsten Fan sind es keine zwei Meter.“ Hautnah dürfen Spiller und seine Kommentatorenkollegen die Partien begleiten, können dabei aus ihrer Position die Reaktionen auf der Bank sowie des Publikums in der Halle genau beobachten. „Das alles zusammengenommen macht mir enorm viel Spaß. Viel näher kann man dem Handball abseits des Feldes nicht sein.“ Spillers Wunsch, dem Sport nach dem Ende der aktiven Karriere erhalten zu bleiben, dürfte sich mit dem Job als Handballkommentator mehr als erfüllt haben.
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