Schwelm/Essen. Mit den ETB Miners Essen steht der ehemalige Schwelmer Trainer Raphael Wilder an der Spitze der ProB. Doch der Aufstieg ist erst einmal kein Thema.

Mit 71 Jahren könnte man glauben, dass Raphael Wilder längst zum alten Eisen in der jungen Basketballszene gehört. Das Gegenteil ist der Fall. Wilder ist wieder mittendrin, dieses Mal hat der deutsch-israelische Basketball-Freak den Basketball in Essen aus der Versenkung geholt. Nach zwei Aufstiegen sind die ETB Miners nach ihrer Insolvenz als ProB-Ligist im Jahr wieder zurück im professionellen Basketball. Großen Anteil daran hat natürlich der Sportliche Leiter, der in der Vergangenheit schon so einige Programme erfolgreich führte - wie einst auch das in Schwelm.

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Ein ganz besonderer Basketballer versaute Wilder und den EN Baskets in der Saison 2013/14. Andreas Obst, amtierender Basketball-Weltmeister, sorgte seinerzeit dafür, dass die Schwelmer nicht zum zweiten Mal in Serie in das Finale der Playoffs einzogen und sich erneut auf sportlichem Wege einen Aufstieg in die ProA sicherten. „Leider gab es damals nicht genug Geld, um auch wirklich aufzusteigen. Das war wirklich schade“, erinnert sich Wilder. Weil dessen Ambitionen aber größer waren, sorgte der junge Andi Obst mit seinem Dreier für ein Ende der Zeit von Wilder in Schwelm.

Wilder ist von Schwelms Halle beeindruckt

Heute ist nicht mehr viel übrig von den Menschen, mit denen Wilder seinerzeit in Schwelm zusammenarbeitete. „Für mich ist das ein normales Spiel gegen einen sehr guten Gegner“, sagt er mit Blick auf das Wiedersehen am Samstag. In der Zwischenzeit hat sich viel getan, sowohl bei Wilder als auch bei den EN Baskets. „Die neue Halle ist wirklich großartig“, sagt Wilder, der mit den ETB Miners bereits in der Saisonvorbereitung bei seinem Ex-Verein zu Gast war. In seine Ära fallen die letzten Heimspiele der EN Baskets in der altehrwürdigen und stets stimmungsvollen Halle West.

Damals gewann Schwelm knapp mit 93:91. Eng dürfte es also werden, wenn sich die in den bisherigen vier Spielen viermal siegreichen Essener am Samstag in Schwelm vorstellen. Die Favoritenrolle sieht Wilder jedenfalls beim Gegner. „Das ist eine schöne Momentaufnahme für uns, aber unsere Ziele sind ganz andere“, sagt der Sportliche Leiter des ETB.

Essen hat erst einmal bescheidene Ziele

Der Verein, der sich in der Vergangenheit mächtig am professionellen Basketball verhoben und bis in die zweite Regionalliga abgestürzt war, will nachhaltig wachsen. Erst einmal in der Liga ankommen, mit etwas Glück in die Playoffs kommen - das sind laut Wilder die bescheidenen Ziele der Essener in ihrer ersten ProB-Saison. Klar ist aber auch, dass die Miners wohl eher nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden, denn dafür ist der nach dem Aufstieg runderneuerte Kader zu stark besetzt.

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Nun ist der Name Raphael Wilder in Essen ähnlich positiv besetzt, wie er es für die sportlichen Erfolge auch in Schwelm lange war. Getrübt sind die Erinnerungen an den basketballverrückten Wilder einzig wegen der finanziellen Schieflage, in die die Schwelmer seinerzeit gerieten. Dazu möchte der damalige Trainer keinen Kommentar abgeben, in Schwelm aber erinnert man sich immer noch genau an diese Zeit. Falk Möller als aktueller Schwelmer Trainer schätzt den Kader der Essener als besonders stark ein. „Das war schon zu Regionalliga-Zeiten ein ProB-Kader“, sagt Möller. Mutmaßlich ist das Essener Aufgebot auch kostenintensiver als das der Schwelmer - so schätzen es zumindest einige aus dem direkten Umfeld beider Vereine ein.

Raphael Wilder (Mitte) im Gespräch mit dem jungen Chris Harris (heute Phoenix Hagen) vor einem Spiel zwischen Schwelm und Hagen im März 2010.
Raphael Wilder (Mitte) im Gespräch mit dem jungen Chris Harris (heute Phoenix Hagen) vor einem Spiel zwischen Schwelm und Hagen im März 2010. © Michael Scheuermann | Michael Scheuermann

Viele günstige Standortfaktoren sprechen für Essen

Der sportliche Erfolg gibt „Raffi“ Wilder aber recht. Essen, im Herzen der Metropolregion Ruhrgebiet, ist seiner Ansicht nach inzwischen besser aufgestellt als vor der jüngsten Insolvenz im Jahr 2018. „Wir haben hier inzwischen gute Strukturen“, sagt er über den Verein, der über ein riesiges Einzugsgebiet mit hunderttausenden Menschen und den „Metropol Baskets“ über eine starke Jugendorganisation verfügt. Zudem ist die Sporthalle am Hallo im Essener Ortsteil Stoppenberg auch für die ProA geeignet, der Zuschauerschnitt liegt aktuell bei 748 Zuschauenden. Ist Essen also ein schlafender Riese? „Das weiß ich nicht. Ich bin hier, um gut zu arbeiten“, sagt Wilder.

„Erst müssen wir Strukturen wieder aufbauen, Sponsoren begeistern. Das ist in der Vergangenheit viel zu Bruch gegangen.“

Raphael Wilder, Sportlicher Leiter der ETB Miners

Bis zu diesem noch sehr jungen Zeitpunkt der Saison ist das Wilder, dem Trainer und ebenfalls in Schwelm sehr gut bekannten Lars Wendt und dem Team gut gelungen. Neben deutlichen Erfolgen gegen Itzehoe und Wedel setzten sich die Essener auch in der engen und stimmungsvollen Halle des Mitaufsteigers Neustadt durch, aufhorchen ließ aber vor allem der Erfolg über ProA-Absteiger Paderborn. „Wir lassen die Kirche aber im Dorf. Erst müssen wir Strukturen wieder aufbauen, Sponsoren begeistern. Da ist in der Vergangenheit viel zu Bruch gegangen“, sagt Wilder. Einen großen Anteil an der Wiederbelebung des Profi-Basketballs in Essen haben laut ihm Dieter Homscheidt und Robert Hildebrandt. „Ohne diese beiden Personen würde es keinen Basketball in Essen geben“, sagt Wilder.

Mit 71 Jahren, das wird einem nach einem Gespräch klar, sind die Liebe und das Feuer zum Basketball bei Raphael Wilder ungebrochen. Wer sich davon überzeugen will, sollte ihn mal am Spielfeldrand sehen.

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