Essen. Nichts für Feinschmecker, sondern ein von Kampf geprägtes Derby - zwischen Überruhr und der HSG Am Hallo geht es packend zu. Am Hallo jubelt, der HSV-Coach hadert.

Die Oberligapartie zwischen der HSG Am Hallo und dem HSV Überruhr war ein Derby wie es im Buche steht. So emotional wie das Spiel im Vorfeld – insbesondere für HSV-Trainer Rene Bülten – war, so intensiv ging es auch auf dem Platz zu. Das bessere Ende lag dann bei den Hausherren. Sie gewannen 26:23. Dementsprechend groß war die Freude danach.

„Das war ein richtig geiles Spiel und hat Bock gemacht. Das ist es doch, wofür wir den Handballsport machen“, ist HSG-Trainer Peter Nauen begeistert. Auch sein Gegenüber spricht noch am Tag danach von einer „aufreibenden und intensiv geführten“ Begegnung am Sonntagabend in der Sporthalle Am Hallo. Es war von Beginn an ein sehr kampfbetontes Spiel zwischen den beiden Essener Oberligisten, eher nichts für den zartbesaiteten Handballfeinschmecker.

Essener Oberliga-Derby - Rote Karte gegen Thomas ist ein Knackpunkt

Aber beide Teams warfen schon in der ersten Hälfte alles in die Waagschale. Etwas besser kamen dabei die Stoppenberger weg, sie führten in der ersten Hälfte immer mal wieder mit drei Toren, konnten sich aber nie weiter absetzen. Mit dem Pausenpfiff stand es 13:11 auf der Anzeigetafel.

Auch nach dem Seitenwechsel ließ sich Überruhr nicht abschütteln. Nach rund 40 Minuten glichen die Gäste erstmals zum 17:17 aus. Dann allerdings überschlugen sich ein Stück weit die Ereignisse. HSV-Spieler Philipp Thomas sah nach drei Zeitstrafen die rote Karte und Trainer Bülten musste auf Linksaußen improvisieren. Er zog dafür Paul Reimann aus dem Rückraum ab. „Das war schon eine Schwächung, weil Paul mit seinem bärenstarken Eins-gegen-Eins immer ein Unruheherd im Rückraum ist“, so Bülten.

Trainer Rene Bülten machte seinem Ex-Klub mit Überruhr das Leben schwer, lobte seine Mannschaft trotz
Trainer Rene Bülten machte seinem Ex-Klub mit Überruhr das Leben schwer, lobte seine Mannschaft trotz © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Aber auch insgesamt machten den Gästen ihre Zeitstrafen zu schaffen, acht Minuten standen sie insgesamt in Unterzahl auf dem Platz: „Das ist gegen so eine Mannschaft zu viel“, erklärt der HSV-Coach. Dennoch blieb dieser mit seiner Truppe der HSG an den Fersen und übernahm sogar acht Minuten vor dem Ende erstmalig die Führung. Da stand es 22:23 und Überruhr gewann den Ball in der Abwehr. „Anstatt den Ball dann ruhig nach vorne zu spielen, haben wir ihn weggeworfen. Wären wir da mit zwei Toren in Führung gegangen, hätte das Pendel nochmal zu unseren Gunsten ausschlagen können“, ist Bülten überzeugt.

HSG Hallo am Ende abgezockter - Trainer lobt „smarte Entscheidungen“

Tat es dann aber nicht, denn die Hausherren fingen den Ball ab und glichen postwendend wieder aus. An der Stelle spricht HSG-Trainer Nauen seiner Mannschaft ein dickes Lob aus: „Da hat sich unsere ganze Erfahrung gezeigt, dass wir uns zu dem Zeitpunkt bei uns geblieben sind und uns nicht haben aus der Ruhe bringen lassen.“ Herausnehmen will er an der Stelle Simon Ciupinski und Marijan Basic, die viele „smarte Entscheidungen getroffen“ hätten. Auch weil die beiden dabei immer den einen oder anderen jungen Spieler „an die Hand nehmen würden“.

Damian Janus von der HSG Am Hallo im Spiel gegen Thomas Eller und Carsten Ridder vom HSV Überruhr.
Damian Janus von der HSG Am Hallo im Spiel gegen Thomas Eller und Carsten Ridder vom HSV Überruhr. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Gute Noten gibt es von Nauen auch für die Abwehrarbeit seiner Schützlinge, die sich mit nur 24 Gegentoren gegen einen starken Gegner aus Überruhr durchaus sehen lassen kann. Auch die Angriffskonzepte hätten schon besser funktioniert, sagt der HSG-Trainer. Verbesserungspotenzial sieht er dagegen vor allem noch im Tempospiel. Das wollen die Stoppenberger gleich im nächsten Spiel gegen den SC Rot-Weiß Oberhausen (Samstag, 19.30 Uhr) zeigen.

Dem einen Freud ist des anderen Leid: HSV-Trainer Bülten hätte lieber ein „leistungsgerechtes Unentschieden“ gesehen. Der Coach hadert vor allem auch mit einer Schiedsrichter-Entscheidung in der Schlussminute, als diese ein vermeintliches Foul nicht pfiffen, obwohl HSVs Carsten Ridder gleich von drei gegnerischen Abwehrspielern angegangen wurde. Die Unparteiischen gaben den Vorteil, den Überruhr aber nicht nutzen konnte. Stattdessen machte im Gegenzug Atdhe Basholli mit dem entscheidenden 26:24 den Deckel drauf.

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Bülten lobt sein Team trotz Niederlage

Bülten macht seiner Mannschaft trotz der Niederlage keinen Vorwurf, weil sie „alles reingehauen hat und emotional voll auf der Höhe war“. Das war nämlich gar nicht so selbstverständlich, denn für die Gäste aus Überruhr gab es noch vor dem Anpfiff einen Schreckmoment. Torhüter Florian Kundt trat noch beim Aufwärmen unglücklich auf einen Ball und verletzte sich dabei so schwer, dass er nicht mitspielen konnte.

  • HSG Am Hallo – HSV Überruhr 26:24 (13:11)
  • HSG: Bieber, Stecken – Steinkuhl, Sinkovec (3), Janus, Linden (2), Neitsch, Basholli (6), Ciupinski (4), Schmidt (1), Ait Harma (1), Basic (7/5), Rolf (1), Enders (1)
  • HSV: Sieberin, Gottemeier – Thomas, Graef, Eller (8), M. Reimann, Schiffmann (3), Thielecke (2), P. Reimann (3), Ridder (5), Nürnberg, van der Heuvel (2), Wewers (1), Lorenz

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