Essen. Julia Debitzki (33) ist die Älteste bei der SGS Essen. Sie ist für Trainer und Teamkolleginnen wichtig - nicht mit jeder Frage wollen junge Spielerinnen direkt zum Coach.
- Julia Debitzki ist die älteste Spielerin im Bundesliga-Kader der SGS Essen - sie ist 33 Jahre alt
- Sie kommt meistens von der Bank, ist aber sowohl für Teamkolleginnen als auch Trainer besonders wichtig
- Sie will ihre Erfahrung weitergeben und hilft auch den Spielerinnen, die mit 16 oder 17 neu in der Bundesliga sind
Als Julia Debitzki vor 15 Jahren ihr Debüt in der Frauenfußball-Bundesliga gab, bewegte sich Kassandra Potsi noch auf allen Vieren fort. Mittlerweile sind sie Teamkolleginnen bei der SGS Essen. Die eine als älteste Spielerin (33) im Kader, die andere als jüngste (16). Debitzki war ihr Status bei ihrer erneuten Vertragsverlängerung im Juni gar nicht klar. Ihre Rolle im Team aber sehr wohl: „Ich bin die Omi der Kompanie und gebe gerne mein Wissen und meine Erfahrung an die Mädels weiter, um ihnen bei ihrer Entwicklung zu helfen.“
Die SGS Essen ist als Ausbildungsverein bekannt
Eine wichtige Aufgabe, zumal die SGS als Ausbildungsverein bekannt ist und in der neuen Saison mit einem Durchschnittsalter von 22,6 Jahren den zweitjüngsten Kader aller Erstligisten stellt. Allein Aufsteiger Carl-Zeiss Jena (22,2) liegt hier knapp vor den Essenerinnen. „Da ist es wichtig, dass du im Verein auch drei, vier Spielerinnen hast, die das junge Gemüse an die Hand nehmen. Mir macht das wahnsinnig viel Spaß“, erklärt Debitzki, die auch schon über das Karriereende nachdachte. Zumal sie neben dem Fußball auch noch als Assistentin der Geschäftsführung bei einem Entsorgungsunternehmen in Vollzeit arbeitet.
Während sie im Betrieb die Frage umtreibt, wie weiter Co2 eingespart werden kann, freut sich die SGS, dass auch ihr Debitzki als Nachhaltigkeitsexpertin erhalten bleibt. An der Ardelhütte liegt der Schlüssel aber bekanntlich in der Ausbildung. Debitzki selbst hat nicht nur von der U15 bis zur U19 alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, sondern mittlerweile mehr als 150 Erstliga-Spiele absolviert – die Mehrheit für den MSV Duisburg, für den sie insgesamt zehn Jahre kickte. In Essen zählt „Jule“ neben Jaci Meißner (30), Anja Pfluger (30) und Lena Ostermeier (27) zu den Führungsspielerinnen, auch wenn sie nicht zum Stammpersonal gehört.
„Es gibt einfach Dinge, für die man als junge Spielerin nicht immer direkt den Trainer ansprechen möchte“
In den vergangenen drei Spielzeiten kam die gebürtige Duisburgerin vornehmlich von der Bank. Trainer Markus Högner setzte immer dann auf Debitzkis Wucht und ihr Kopfballspiel, wenn es darum ging, einen Vorsprung zu halten oder noch den Ausgleich zu erzwingen. Darüber hinaus schätzt der Fußballlehrer ihre Qualitäten in der Kabine. „Es gibt einfach Dinge, für die man als junge Spielerin nicht immer direkt den Trainer ansprechen möchte“, weiß sie. Neben privaten Themen geht es da insbesondere auch um mannschaftstaktische Aspekte.
Trainer Högner ist für den verlängerten Arm dankbar
„Gerade wenn du neu dabei bist und vielleicht noch nicht in der 1. Liga gespielt hast. Da geht es dann darum, wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen auf dem Platz. Oder wie ich den Gegner beim Pressing anlaufen muss. Also die typischen Abläufe.“ Högner ist für diesen verlängerten Arm im Training dankbar. Gefragt sind Debitzkis Führungsqualitäten aber vor allem auch dann, wenn es mal nicht rund läuft und sich eine schlechte Phase ankündigt. „Bei jungen Spielerinnen erkennt man schneller eine Verunsicherung“, findet die 33-Jährige.
„Vielleicht ist es ein Fehlpass oder eine vergebene Torchance. Aber Fehler passieren uns ja allen.“ Doch der Umgang damit ist unterschiedlich. Gerade wenn eine Kritik folgt und der Ton möglicherweise auch mal etwas rauer wird. „Ältere Spielerinnen können das oft besser verpacken“, sagt Debitzki. „Bei mir zumindest geht das oft hier rein und da wieder raus. Aber jüngere Spielerinnen denken darüber nach, was dann auch die nächste Aktion beeinflusst.“ Wichtig sei es daher, sie schnellstmöglich individuell aufzubauen, um eine positive Grundhaltung zu bewahren.
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Und mit dieser möchte die SGS auch in die neue Saison gehen, auch wenn es zuletzt beim 2:3 gegen Zweitliga-Aufsteiger Union Berlin die erste Niederlage in der Vorbereitung setzte. „Wir hatten vor der Saison immer mal so ein Spiel dabei, wo es nicht so lief. Aber ich bin optimistisch. Man hat letztes Jahr gesehen, wozu wir in der Lage sind“, frohlockt Debitzki, vermeidet aber ganz im Sinne ihres Trainers eine Kampfansage: „Wichtig ist aber vor allem, möglichst früh zu punkten und uns von unten abzusetzen.“
Beim Teamabend müssen die Neuzugänge beim Karaoke ran
Bevor es am 1. September losgeht, stehen insbesondere die sieben Neuzugänge schon an diesem Samstag vor ihrer ersten Bewährungsprobe. Zum Abschluss des Trainingslagers etwa gibt es traditionell einen Teamabend. Für die Neulinge ist das gleichbedeutend mit dem ersten kritischen Moment bei der SGS, wenn sie zum Einstand vor der Mannschaft und einer strengen Jury aus ausgewählten Spielerinnen ihr Gesangstalent beweisen müssen.
Natürlich steht ihnen Debitzki auch hier mit Rat und Tat zur Seite. Bei ihrem Einstand vor drei Jahren gewann sie schließlich den Karaoke-Abend im Duett mit Lily Reimöller.
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