Die U19 von RW Essen war kein normaler Aufsteiger in die Bundesliga. Am Ende fehlte nur die Krönung im Niederrheinpokal.

Voller Vorfreude und Tatendrang, aber auch mit einer gehörigen Portion Respekt war die RWE U19 vor etwa einem Jahr nach einer nahezu perfekten Spielzeit, die mit der ungefährdeten Bundesliga-Rückkehr gekrönt worden war, in die Beletage ihrer Altersklasse gestartet und hatte sich – wie für einen Aufsteiger üblich – den dortigen Klassenverbleib auf die Fahne geschrieben. Was folgte, war erneut eine fast perfekte Spielzeit, in der die Essener als Achter in der Endabrechnung nicht nur überaus souverän die Liga hielten, sondern auch gegen die großen Namen immer wieder für positive Überraschungen sorgten und sogar um ein Haar einen neuen Punkte-Rekord aufgestellt sowie einen Titel gewonnen hätten – und das alles, obwohl oder besser gesagt, weil sie keineswegs wie ein üblicher Aufsteiger auftraten.

Robin Krüger, der die meiste Zeit der Saison als Co-Trainer von Jürgen Lucas fungierte, dessen Amt aber interimsweise übernahm, als der 46-Jährige im Regionalliga-Endspurt bei der ersten Mannschaft aushalf, zieht ein entsprechend positives Fazit: „Natürlich sind wir sehr zufrieden, da wir unser Hauptziel bereits frühzeitig erreicht hatten. Man kann konstatieren, dass dieser Jahrgang wirklich außergewöhnlich gut war.“ Das lag zum einen an der hohen individuellen Klasse mehrerer Akteure, zum anderen aber auch daran, dass ein Gros der Mannschaft bereits seit Jahren zusammengespielt hatte. „Dadurch sind wir gewissermaßen mit einem Vorsprung gestartet, da die Truppe ja schon eingespielt war und wir keine Basis-Dinge mehr einstudieren mussten.“

Ein weiterer Erfolgsgarant war die mutige Ausrichtung der RWE U19. Zwar setzte sie einerseits auf eine kompakte Defensive (die letztlich sechstbeste der Liga), doch von einem für Liga-Neulinge oft üblichen weiten Zurückziehen war sie weit entfernt: Sie presste sehr hoch und störte den Gegner schon früh in dessen Spielaufbau. Zudem war sie darauf bedacht, Situationen stets spielerisch zu lösen, was ihr meistens auch gut gelang, wie Krüger bilanziert: „Fußballerisch war das sehr ansehnlich.“

Kurioserweise bedingte die große fußballerische Qualität zugleich aber auch den einzigen echten Makel im Spiel der Rot-Weissen: In der Offensive fehlte häufig die Durchschlagskraft. „Im letzten Drittel haben wir es verpasst, von der guten spielerischen Linie in einen Modus umzuschalten, die Tore erzwingen zu wollen“, erklärt Krüger den hohen Ballbesitzanteil und die vielen Querpässe am gegnerischen Sechzehner sowie die wenigen Torabschlüsse seiner Elf. Schade auch, dass sich der MSV Duisburg in den letzten beiden Pflichtspielen als Spielverderber entpuppte und RWE es angesichts zweier Derbypleiten knapp verpasste, den mit 36 Zählern eingestellten vereinsinternen Punkterekord auszubauen sowie den Verbandspokal zu gewinnen (Niederlage im Elfmeterschießen). „Die Jungs hätten diese Krönung verdient gehabt“, findet Krüger.

Was bleibt, ist dennoch eine tolle Spielzeit eines außergewöhnlich guten Jahrgangs, was sich auch daran festmachen lässt, dass mit Maksimilijan Milovanovic, Timo Becker, Emre Demircan und Nico Lucas gleich vier Talente mit Verträgen für die erste Mannschaft ausgestattet wurden und zudem mit Arman Corovic (Greuther Fürth II) und Haymenn Bah-Traore (SG Wattenscheid) ein weiteres Duo den Sprung in die Regionalliga schaffte. „Das ist eine sehr gute Quote“, findet Krüger, der betont, dass die Verantwortlichen in diesem Jahr „die Qual der Wahl“ bei der Auswahl der künftigen Regionalliga-Kicker gehabt hätten.

In der kommenden Spielzeit geht es für die A-Junioren nun mit zehn aus der RWE U17 übernommenen Akteuren sowie fünf externen Zugängen unter dem neuen Cheftrainer Carsten Wolters weiter. Robin Krüger wird ihm dabei als Co-Trainer zur Seite stehen.