In Überruhr findet am Samstag ein internationales Springer-Meeting statt. Lokalmatador Remo Cagliesi trifft auf internationale konkurrenz.
Die Essener Leichtathletik-Szene ist mit der Zeit doch eher ein Hort der Bescheidenheit geworden. Aber es gibt sie noch, auch wenn Erfolge auf nationaler Ebene eher selten sind. Gerade darum geht Remo Cagliesi (18) vom TLV Germania Überruhr als Ausnahmeathlet durch.
Der Hochspringer ist Deutscher Meister der U20 und startete vor zwei Jahren sogar bei der U18-Weltmeisterschaft. Für hiesige Verhältnisse ist er ein Überflieger und deshalb bestens aufgehoben beim Leichtathletik-Event am Samstag auf der Bezirkssportanlage in Überruhr. Der TLV Germania lädt zum „Tag der Überflieger“. Hoch und weit - willkommen zur Premiere.
Tim Husel (32) ist Abteilungsleiter bei Germanias Leichathleten und Trainer noch dazu. „Für Laufen und Hochsprung“, betont er, weil diese Konstellation wohl nicht allzu oft vorkommt. Und der Mann hatte die Idee. Er wollte ein Event auf die Beine stellen, mit dem sich der Klub der Öffentlichkeit präsentieren kann, das den Zuschauern die Lust an der Leichtathletik vermittelt, sie gleichzeitig mit einem bunten Rahmenprogramm unterhält. Ein großes Stadtteilfest mit Flugshow.
Gute Idee. Die Mitstreiter waren sofort Feuer und Flamme. Sprung-Meetings gibt es ja einige in Deutschland, meistens auf öffentlichen Plätzen, die mit einem Tartanteppich ausgelegt werden. Aber Überruhr organisiert sein Fest auf der heimatlichen Sportanlage, setzt die Buden einfach rund herum auf die Laufbahn. Und mitten drin springen sie - hoch und weit.
„Ich freue mich schon“, sagt Remo Cagliesi. „Endlich findet mal ein Hochsprung-Meeting in der Nähe statt.“ Und mit der Unterstützung der Fans hofft er, in die richtige Spur für die Saison zu kommen. Samstag kann der junge Mann beweisen, was er drauf hat, denn die Konkurrenz ist beachtlich, auch wenn die absoluten Top-Athleten fehlen, weil der Deutsche Leichtathletikverband nachträglich ein Trainingslager für die Nationalspringer zur gleichen Zeit eingerichtet hat.
Konzept überzeugt selbst Afrikaner
Aber die erweiterte deutsche Springer-Elite ist unter den rund 80 Gästen aus dem In- und Ausland, und im Nachwuchsbereich ist die Teilnehmerliste top. Husel und seine Team hatten kräftig für ihre Sache geworben, die Sportler persönlich per E-Mail oder über Facebook angeschrieben. Und sie konnten offenbar mit dem Konzept überzeugen, denn eine Antrittsprämie gibt’s natürlich nicht. „Das könnten wir ja gar nicht bezahlen“, sagt Husel.
Der spannendste Wettkampf dürfte der Hochsprung der Männer und U20 werden (gegen 15.15 Uhr), an dem auch Cagliesi mitmischen wird. Es ist ein illustres Teilnehmerfeld geworden. Fernand Djourmessi aus Kamerun, Dritter der Afrika-Meisterschaften, Lucas Mihota aus Rosenheim und Torsten Sanders haben alle eine Bestleistung von 2,20 m. Besonders der 18-jährige Mihota ist ein interessanter Typ. Der U18-Europameister von 2016 führt aktuell mit 2,23 Meter die U20-Weltjahresbestenliste an.
Der niederländische Titelträger ist gemeldet, der Champion aus Luxemburg ebenfalls. Da wird Cagliesi kämpfen müssen, der seine Bestleistung von 2,14 m und die Norm für die U20-EM angreifen möchte. Fast schon als Lokalmatador kann sich Jakob Kolodziej betrachten, der für Viktoria Mülheim startet, aber seit einem Jahr am Stützpunkt in Essen trainiert.
Bei den Weitspringern, auch da wäre ein Start von Cagliesi möglich, wird der Gastgeber von den U18-Talenten Felix Graeve und Lennart Jahn vertreten.
Ach ja, und eine Trainerin dürfte wohl zu den populärsten Gästen zählen. Die gebürtige Essenerin Sabine Braun (51), die in Barcelona 1992 Olympiadritte im Siebenkampf wurde, ist mit dem TV Wattenscheid 01 vor Ort und präsentiert ihre Talente.