Essen. Entgegen der früheren Jahre hat das Tönnies-Team einen großen Aderlass zu verzeichnen. Allerdings könnte man an Geschwindigkeit gewinnen.

Die Spvg Schonnebeck zählt zu den Konstanten in der Fußball-Oberliga. Das Team von Trainer Dirk Tönnies wurde in den letzten Jahren immer nur feinjustiert, der Stamm wuchs immer mehr zusammen. Das Ergebnis: Wer aufsteigen wollte, musste erst einmal an den Mannen vom Schetters Busch vorbei. Doch nun kommt Bewegung in die Schwalbenträger, und das liegt nicht nur an der Coronazeit. Es war wohl Zeit, dass sich was bewegt.

Ein Marc Enger ist kaum zu ersetzen

Die Liste der Abgänge lässt so manchen treuen Fan erst einmal schlucken: Marc Enger, Thomas Denker (beide SuS Haarzopf II), Adrian Schneider, Marius Müller (beide TuS Ennepetal), Jordi Barrera (BG Überruhr), Marcel Grote (Karriereende), Timo Patelschick (TuS 81), Mohamed Cissé (unbekannt), Denzel Oteng-Adjei (ESC Rellinghausen) und Ismail Remmo (ETB) würden so mancher Oberliga-Mannschaft gut zu Gesicht stehen. Aber viele Abgänge sind auch erklärbar.

Allen voran Stürmer Marc Enger, die Torversicherung der Spvg der letzten Jahre. Aber der 31-Jährige hört auf sein Herz und geht dahin zurück, wo vor zehn Jahren seine Karriere begann. Mit im Gefolge sein mittlerweile guter Kumpel Thomas Denker. „Das ist unser Mentalitäts-Monster, ganz schwer zu ersetzen, Thomas konnte die Mannschaft so richtig aufrütteln und mitreißen, wenn es mal nicht lief“, bekannte der sportliche Leiter Christian Leben, der die neue Saison mit gemischten Gefühlen sieht: „Wir geben viel Erfahrung ab, ganz klar, aber wir werden sicherlich an Geschwindigkeit gewinnen, das steht fest.“

Co-Trainer Heppke soll nur noch im Notfall ran

Zwei, auf die Trainer Tönnies baut: Neuzugang Daniel Schröder (links) und Rückkehrer Kevin Barra.
Zwei, auf die Trainer Tönnies baut: Neuzugang Daniel Schröder (links) und Rückkehrer Kevin Barra. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Ein Schelm, wer jetzt an Co-Trainer Markus Heppke denkt, der nur noch im Notfall die Schuhe schnüren soll. Der Routinier war zuletzt ein Musterbeispiel für minimalen Laufaufwand und maximalen Ertrag bei überragendem Stellungsspiel. „Heppi“ soll sich in Zukunft dank seines Berufs als Physiotherapeut mehr um die Fitness der Mannschaft kümmern.

Die Last des langen Enger-Schattens soll sich auf sechs Schultern verteilen: Die Neuzugänge Kreshnik Vladi (Burgaltendorf), Landesliga-Torjäger Daniel Schröder (Steele) und RWE-Talent Emmanuel Clinton Williams sollen die Lücke schließen. „Einen Enger kann man nicht ersetzen, aber mit den Dreien werden wir vielleicht etwas unberechenbarer auftreten“, hofft Leben. Damit muss noch nicht Schluss sein, der Trainer hätte noch gerne einen Außenstürmer, aber der sportliche Leiter sucht noch nach dem Geldkoffer, der in Schonnebeck immer tief vergraben ist.

Mittelfeld könnte das Herzstück werden

Ihn hatten noch andere Klubs auf dem Schirm: Clinton Williams (rechts) gab schon früh den Schonnebeckern seine Zusage.
Ihn hatten noch andere Klubs auf dem Schirm: Clinton Williams (rechts) gab schon früh den Schonnebeckern seine Zusage. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dennoch könnte das Mittelfeld das Herzstück des neuen Teams werden. Mit Rückkehrer Kevin Barra (Kray) und dem hochtalentierten Kapitän aus der RWO-Jugend, Leon Bachmann, sind die Schonnebecker gut aufgestellt, mit Tarkan Yerek und Luka Bosnjak kommt auch noch einiges an Routine hinzu. Besonders viel Freude mach dem Trainer in der Vorbereitung bislang der 19-jährige Bachmann, der die Sechser-Position intelligent ausfüllt: „Der hat bis jetzt alle hohen Erwartungen erfüllt“, freut sich Dirk Tönnies.

Zusammen mit seinem Manager freut sich der Trainer auch über den Coup der Verpflichtung der beiden RWE-Talente Williams und Görkem Dombayci. „Hätten wir uns zwei aussuchen können, es wären genau die beiden geworden“, so Leben, der bei der Verpflichtung höchste Eile an den Tag legte, als er vom Engagement Jürgen Lucas’ beim ETB erfuhr. Nachtigall, ick hör dir trapsen…..

Velberter Klubs sind die Favoriten

Die gelungene Mischung aus Arrivierten und jungem frischen Material will das Trainerteam – dazu gehört noch Co-Trainer Nils Zander – zum gewohnt schlagkräftigen Kollektiv formen, schließlich hatte man es sich in den letzten Jahren meist unter den Top Drei gemütlich gemacht. Auch wenn man am Schetters Busch gewohnt tief stapelt: „Wenn wir unter die Top Fünf kommen, wäre das schon ein richtig gutes Ergebnis“, so Trainer Tönnies, der die beiden Velberter Klubs SSVg und TVD sowie den 1. FC Bocholt als heiße Meisterfavoriten ansieht.

Aber vielleicht endet es auch wie immer: Wer aufsteigen will, muss erst einmal an Schonnebeck vorbei!