RWE-Trainer Waldemar Wrobel hat es oft genug wiederholt: „Wenn wir unser Leistungsvermögen abrufen, haben wir gegen jeden in dieser Liga eine Chance. Wenn nicht, kann es auch mal schmerzhaft werden“, so die sinngemäße Warnung für das Umfeld. Und die beiden jüngsten Auftritte seiner Mannschaft haben gezeigt, dass der Fußball-Lehrer mit seiner Analyse richtig liegt. Beim Spitzenreiter in Lotte (1:1) machten die Rot-Weißen ein ganz starkes Spiel und hätten den Sieg verdient gehabt. Nur wenige Tage später folgte der schmerzhafte Einbruch gegen den Tabellenvierten Eintracht Trier mit der 0:4-Heimpleite.

Am Sonntag (14 Uhr, Jahnstadion) nun wartet wieder ein Gegner, der tabellarisch gesehen nicht ganz so hohel Qualität erwarten lässt. Der SC Wiedenbrück liegt auf Rang 12 sieben Punkte hinter RWE, hat aber zuletzt beim Aufstiegskandidaten Mönchengladbach II ein 1:1 geschafft. Und das Hinspiel gewannen die Ostwestfalen immerhin mit 2:1.

Die Fans haben Misserfolge bisher gelassen ertragen. Gegen Trier haben die einen nach dem klaren Rückstand einfach noch ein bisschen inbrünstiger ihre Lieder geschmettert, andere wiederum verabschiedeten sich spätestens nach dem 0:4 mit einem süßsauren Kann-man-halt-nicht-ändern-Lächeln. „Die meisten“, sagt der RWE-Vorsitzende Michael Welling, „können unsere Situation ganz gut einordnen.“ Und somit wissen sie, dass die Zeiten, als die Rot-Weißen als Liga-Krösus und Titelkandidat auftraten, längst vorbei sind.

Geduld werden sie brauchen an der Hafenstraße und ein glückliches Händchen. RWE will eine Mannschaft aufbauen mit jungen Spielern. Diese sollen Potenzial besitzen und müssen zudem finanzierbar sein. Das ist so einfach nicht, weil sich allein die Entwicklung des Einzelnen nie hundertprozentig vorhersehen lässt. Also beobachten die Rot-Weißen den Markt und suchen nach Verstärkungen. Nach talentierten Spielern, die nicht von den Bundesligisten für deren eigenen Bedarf gescoutet worden sind. Nach Spielern, die bereit sind, den mitunter mühsamen Weg der Aufbauarbeit bei RWE mitzugehen. „Wir werden eine Mannschaft haben, die uns den nächsten Schritt machen lässt“, ist Wrobel überzeugt. „Aber allen muss klar sein, dass es auch in der nächsten Saison etliche Mannschaften in der Liga gibt, die einen höheren Etat haben als wir.“ Rot-Weiss wird sein Gesamtbudget im Vergleich zu dieser Saison sicher auch etwas erhöhen. „Doch bei uns fallen die Scheine nicht vom Himmel“, stellt Wrobel fest. Die A-Junioren, die wohl in die Bundesliga aufsteigen werden, benötigen dann mehr Zuwendungen. Das Fernsehgeld (ca. 100 000 €) wird künftig nach der Neustrukturierung der Regionalliga komplett wegfallen. Und ob RWE mit einer Zusatzeinnahme über den DFB-Pokal rechnen kann wie in diesem Jahr, steht längst nicht fest.