Die Hoffnung steigt von Tag zu Tag: Rot-Weiß wird wohl auch diese existenzielle Krise überleben und in der 5.Liga einen Neuanfang starten können. Diesen Eindruck verstärkte auch die Mitgliederversammlung.
Rein sportlich gesehen ist die NRW-Liga natürlich ein absoluter Tiefpunkt. Doch RWE muss dieses schwarze Kapitel der Vereinsgeschichte als Chance begreifen, neu anzufangen. Denn sollte das Insolvenzverfahren bis zum 30.Juni eröffnet werden – und das ist so sicher, dass es nicht einmal einen Plan B gibt – und verläuft es so, wie es sich alle wünschen, könnte RWE bald locker aufspielen – befreit von einer Schuldenlast von über 16 Millionen Euro. Die Ironie: Die Schulden auf Null zu stellen, war auch Bestandteil des einstigen Fünf-Jahres-Planes.
Die Stadt und ihre Tochterfirmen haben nach jenem Plan mehr als zehn Mio. Euro in RWE investiert. Und sie werden durch das Insolvenzverfahren viel, viel Geld verlieren. Die öffentliche Hand aber bleibt als Sponsor am Ball. Allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau.
Für die Hilfe müssen die RWE-Fans dankbar sein, aber sie wird weiterhin für Diskussionen sorgen. Diese Unterstützung wird den Klub wie vor anderthalb Jahren bei der verpassten Drittliga-Qualifikation retten. Und einen Neuanfang ermöglich. Der damals verpasst wurde. Weil man den relativ schnellen Erfolg planen wollte, was nur allzu selten gelingt.
Stadt bestimmt weiter
Dass die Stadt nun weiterhin bestimmt, ist auch logisch. Zumal ja kein unbequemes Vorstandsmitglied mehr im Amt ist. Der Einfluss könnte dadurch sogar noch größer werden. Denn das Engagement der Sponsoren ist bekanntlich an Personen gebunden. Deshalb hatten die Mitglieder gar keine Alternative auf der JHV, als den Aufsichtsrat gewähren zu lassen. Nur dieses Gremium allein kann das Überlebenspaket schnüren. Und Chef Dietmar Bückemeyer ist nun mal die Vertrauensperson der kommunalen Gönner. Er kann (städtisches) Geld besorgen und möglicherweise private Geldgeber. Die RWE-Vorständler waren indes nicht mehr vertrauenswürdig und unerwünscht. Dabei hatte ausgerechnet dieser Vorstand entsprechend der vertraglichen Möglichkeiten einen Sparkurs eingeleitet.
Das konnte man von Bückemeyer früher so nicht behaupten. Wirtschaftlichkeit, nicht die sportliche Ambition, genießt nun Priorität, hat er am Sonntag gesagt. Man werde einen ausgeglichenen Haushalt aufstellen. Absolut richtig, diese Maßnahme. Aber warum erst jetzt? RWE hat über Jahrzehnte eine immense Schuldenlast angehäuft, wandelte auch vor zwei Jahren am Rand des Ruins. Doch statt nach dem Abstieg in die 4.Liga solide und bescheiden zu wirtschaften, wurde vor allem im zweiten Regionalliga-Jahr geklotzt. Der Aufsichtsrat und Thomas Strunz, ehemals Geschäftsführer Sport, hatten mit Zustimmung der Stadt einen Etat erstellt, bei dem offenbar ein Millionen-Defizit in Kauf genommen wurde. Unverantwortlich. Und, wie wir wissen, fatal in der Konsequenz. Rolf Hantel