Der Traditions-Stammtisch von Viktor Seroneit „Plakatkunsthof Rüttenscheid“ sollte wie gewohnt ein geselliger Informationsabend werden. Thema diesmal: „Das Stadion kommt.“ (siehe Lokales).

Der RWE-Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bückemeyer (51) verkündete aber eine Neuigkeit: Er wird bei der Mitgliederversammlung der Rot-Weißen am 5. Dezember nicht mehr für den Aufsichtsrat kandidieren. Der ehemalige Stadtdirektor Christian Hülsmann wird als Nachfolger gehandelt, hat sich aber noch Bedenkzeit erbeten (wir berichteten).

Wirklich überraschend kommt Bückemeyers Entscheidung allerdings nicht. Sie deutete sich lange vorher an. Die eigenmächtige Entlassung des Sportlichen Leiters Thomas Strunz im September 2009 durch den ehemaligen Vorstand hatte der Aufsichtsratschef missbilligt und als Vertrauensbruch gegeißelt. Im Stadion wurde Bückemeyer, der 2008 gemeinsam mit Strunz die Arbeit aufgenommen hatte, kaum noch gesehen. Als das Insolvenzplanverfahren in diesem Sommer eröffnet wurde und der Vorstand komplett zurückgetreten war, stand Bückemeyer in der Verantwortung, ein finanzielles Fundament für die NRW-Liga zu gießen.

„Ich wollte eigentlich schon im Sommer dieses Jahres zurücktreten“, bekennt Bückemeyer. Der Verein sei aber damals in einer katastrophalen Lage und nicht mehr lebensfähig gewesen. „Da musste ich helfen. Wir haben den Klub wieder auf solide Füße gestellt, ich habe mein Versprechen gehalten. Unserer Budget in dieser Saison ist ausgeglichen, RWE hat wieder eine vernünftige Perspektive.“ Die Arbeit bei RWE hätte ihn viel Zeit gekostet, worunter Beruf und Familie gelitten haben, sagt der Stadtwerke-Vorstand. Phasenweise hätte es ihm keine Freude mehr gemacht. „Die Arbeit mit Trainer Waldemar Wrobel und Teammanager Damian Jamro hat aber Spaß gemacht.“ Er könne nun den Weg frei machen, zumal die Nachfolge gut geregelt sei. Auch Bückemeyer geht davon aus, dass Hülsmann kandidieren wird.

Ein entscheidender Beweggrund, so Bückemeyer, sei für ihn auch gewesen, dass sich die Stadt nicht mehr so bei den Rot-Weißen engagieren wolle. „Ich möchte keine politischen und städtischen Vertreter in Vereinsgremien“, wurde OB Reinhard Paß unlängst zitiert. Der Insolvenzverwalter Frank Kebekus hat zudem davor gewarnt, den Aufsichtsrat mit Gläubigern zu besetzen. Für einen geplanten RWE-Wirtschaftsrat stünde Bückemeyer aber zur Verfügung.

Kandidaten für die vakanten Vorstandsposten werden, so der RWE-Vorsitzende Michael Welling, erst nach der JHV aufgestellt. „Der Aufsichtsrat ist das höchste Gremium im Verein, das von den Mitgliedern gewählt wird“, erklärt Welling. „Wir müssen abwarten, wie sich der Aufsichtsrat zusammensetzt, der ja den Vorstand bestellt. Erst wenn dieses Gremium sich konstituiert hat, werden wir gemeinsam unsere Vorstellungen austauschen und die Kandidaten benennen.“

Fortschritte gibt es offenbar beim Insolvenzverfahren. Die vergangenen zwei Wochen seien erfolgreich verlaufen, deutet Welling an. „Einige Baustellen sind beendet worden.“