„Diese Meisterschaften mache ich noch mit“, sagt Michael Konrad, der Spielertrainer des KSV Rothe Mühle. Der Essener Klub richtet ab heute auf dem Baldeneysee die Deutschen Meisterschaften im Kanupolo aus.
Es klingt fast, als wolle er bei den Jüngeren um Verständnis bitten, dass er mit seinen mittlerweile 44 Jahren sich immer noch in das Kajak zwängt und zum Paddel greift.
Bereits als Schüler paddelt Michael Konrad. Als Teenager, mit 14, fängt er an, Kanupolo ernsthaft zu betreiben. Seit 1984 spielt er mit kurzen Unterbrechungen für den KSV Rothe Mühle. Seine Erfolgsbilanz ist ohnegleichen. Neunmal – so oft wie kein anderer Kanupolospieler in Deutschland – gewinnt er den nationalen Titel. Acht mal mit Rothe Mühle – letztmals 1997 –, einmal mit Meiderich. Dass er auch bei einem einjährigen Gastspiel in Holland den nationalen Titel gewinnt, erwähnt er beiläufig. „Nur 1972 war ich beim Titelgewinn von Rothe Mühle nicht dabei“, flachst Michael Konrad. Wie auch: ist er da doch erst zarte sechs Jahre alt.
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Dass jemand mit 44 Jahren noch auf höchstem Niveau mitspielt, ist die absolute Ausnahme. Auf höchstem Niveau bedeutet heute zum Beispiel: vier bis fünf Mal Training in der Woche. Bei jedem Wetter. Zu jeder Jahreszeit. „Wir können es uns nicht leisten, im Winter in ein Trainingslager nach Florida zu fliegen. Unser Trainingsgelände ist auch dann die Ruhr.“ Michael Konrad ist einer der wenigen, der die Entwicklung des Kanupolos in den vergangenen drei Jahrzehnten am eigenen Leib erfahren hat. Er weiß, wovon er spricht. „Kanupolo ist viel athletischer geworden“, sagt Michael Konrad, der mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister wurde. Athletischer – das ist nicht das Spiel, das der 44-Jährige heute bevorzugt. „Ich liege in den letzten Zügen meiner Karriere. Ich muss schon lange nicht mehr mit aller Macht auf Torejagd gehen. Mein Ding sind Spielwitz und Übersicht, ein Spiel gestalten“, erzählt er. Nicht von ungefähr trägt er daher die Nummer 10.
Mit seiner Erfahrung und Übersicht will er ab heute zu einem guten Abschneiden seines KSV Rothe Mühle, der als Vorrunden-Zweiter ins Rennen geht, beitragen. Erster Gegner ist der KC Wetter. „Eine machbare Aufgabe“, sagt Michael Konrad, ohne die Rivalen von der Ruhr zu unterschätzen. Mögliche Halbfinalgegner sind der Göttinger PC und KCNW Berlin. An die Hauptstädter haben die Essener, die in Henning Steinhauer, Jakob Husen und Johan Driesen drei deutsche Nationalspieler in ihren Reihen haben, keine guten Erinnerungen. „Im vergangenen Jahr haben wir im DM-Finale erst im Penaltyschießen gegen Berlin den Titel verpasst“, blickt er noch einmal zurück. Ein Halbfinale Berlin – Essen wäre also ein vorweggenommenes Endspiel. Im Finale erwartet der 44-Jährige auf jeden Fall die Wassersportfreunde Liblar, die nicht nur nach der Vorrunde die Tabelle anführen, sondern in den vergangenen acht Jahren sechsmal den Titel holten.
Ein Endspiel Liblar gegen Rote Mühle, das wäre es doch, oder? „Klar, es wäre schön, wenn wir das Endspiel erreichen würden und ich vielleicht sogar meinen zehnten deutschen Titel holen würde, aber ich sehe das heute nicht mehr so verbissen.“
Fest steht: Danach ist Schluss für die Nummer 10. Zumindest in der ersten Mannschaft von Rothe Mühle. Das heißt aber ja noch lange nicht, dass der 44-Jährige sich nicht für die „Zweite“ ins Kajak zwängen und zum Paddel greifen wird.