Essen. Im Interview äußert sich der Vorstand des Essener Erstregionalligisten, was er für Auswirkungen durch den WM-Titel im Essener Basketball erwartet

Es waren überragende Bilder aus Manila: Team Deutschland schreibt mit dem ersten WM-Titel Basketball-Geschichte. Ein Gespräch mit Robert Hildebrandt, Vorstand von Erstregionalligist ETB, vor dem Heimspiel gegen Leverkusen II (19.30 Uhr, Hallo) über mögliche positive Folgen für die Miners und die enorme Bedeutung von Breitensport.

Herr Hildebrandt, Basketball bestimmte in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen, Team Deutschland ist Weltmeister geworden. Als Vorstand der Miners werden Sie dies doch bestimmt nicht nur als Fan verfolgt haben.

Ich habe mich zunächst einmal riesig über diesen Erfolg gefreut, über jedes gewonnene Spiel. Aber Sie haben natürlich Recht – auch über die daraus resultierende mediale Aufmerksamkeit, von der wir profitieren können und wollen. Für die ETB Basketballer, für den Basketball insgesamt ist dies ein tolles Ereignis. Man konnte nicht davon ausgehen, nach den Entwicklungen auch und gerade im Nachwuchsbereich aber vielleicht darauf hoffen.

Können Sie das näher erläutern?

Nun, zum ersten Mal nach der Nowitzki-Ära (Dirk Nowitzki, Anm. der Redaktion) tragen die Strukturen, die 2006 mit der NBBL und dann in 2009 um die JBBL (Jugendbundesliga U16) und WNBL (Weibliche Nachwuchsbundesliga) ergänzt worden sind, Früchte. Ich erinnere: Im NBBL-Final Four standen 2011 Dennis Schröder und Daniel Theis mit Braunschweig auf dem Feld, oder Johannes Thiemann für Breitengüßbach.

Bei den Jüngsten, also U10 und jünger, geht es auf niedrigere Körbe, es wird ohne Punkte gespielt. Manch einen erinnert dies vielleicht an die Diskussion, die gerade im Fußball geführt wird.

Jetzt mal ehrlich: In dieser Altersklasse kann man doch noch nicht belastbar sagen, wer von den kleinen Kindern es in den professionellen oder semi-professionellen Bereich schafft. Ab der U12 geht es dann natürlich auch ums Gewinnen und Verlieren, gleichwohl auch da den Kindern zu Erfolgserlebnissen verholfen wird. Es geht darum, die Kids zu begeistern und damit die Breite zu schaffen. Erst wenn ich diese Basis habe, kristallisiert sich dann über den Charakter alles weitere heraus. Dann entsteht eine Pyramide, die auch in der Spitze stark und breit genug ist.

Sie meinen, Talent allein reicht nicht?

Alle, die oben ankommen, schaffen es vor allem auch, weil sie mehr trainiert, auf Dinge verzichtet haben. Eine enorme Eigenmotivation mitgebracht haben. Leistungssport ist Opferbereitschaft.

Zurück zu den Miners: Sie sagten, sie wollten profitieren. Wie?

Nun, wir hoffen schon, dass es einen Schub geben wird bei Kindern und jungen Erwachsenen, die Basketball entdecken oder nach den tollen Bildern vielleicht zurückkehren zu diesem Sport.

Können Sie denn alle aufnehmen? Gerade die Jugend beim ETB läuft doch schon auf Hochtouren.

Das stimmt, wir stoßen schon an Kapazitätsgrenzen. Wir müssen und wollen über den Vereinsrand hinausblicken. Es brauchen doch gar nicht alle Kinder beim ETB zu spielen, das ist gar nicht unser Anspruch. Viel wichtiger ist, viele Menschen von unserem tollen Sport zu begeistern und, ega wo und bei welchem Verein, den orangenen Ball in die Hand zu nehmen.

Der ETB und die Miners machen ohnehin doch eher ein Angebot im Leistungssport.

Richtig. Und hier geht es für uns vor allem um die Spielerentwicklung, wir wollen perspektivisch wieder unseren eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft sehen. Aber: Das können wir nur, wenn ganz generell auch eine Breite angeboten wird, aus der sich ambitionierte und motivierte Spieler herausbilden. Die heutige Jugend hat sehr wohl Interesse an Bewegung und Sport. Und die müssen wir eben für den Basketball begeistern. Wir bereiten uns nach dem WM-Titel tatsächlich auf eine erhöhte Anfrage vor und hoffen dabei auch auf andere Vereine in Essen, Basketball-Abteilungen zu vergrößern oder neu eröffnen. Wir unterstützen sehr gerne mit Rat und Tat.

An diesem Samstag kommt Bayer Leverkusen II zum Hallo, der dritte Spieltag steht an. Rechnen Sie auch mit mehr Zuschauern wegen des WM-Titels?

Wir hatten rund 1000 Zuschauer zum Auftakt gegen Wulfen und sind sehr happy, dass wir offenbar einen beträchtlichen Teil an Resonanz aus den Playoffs retten konnten. Das spricht für unsere Entwicklung auf dem Weg, Basketball wieder präsenter zu machen. Aber wir haben noch viel zu tun. Den WM-Titel werden wir nicht ausschlachten, aber so etwas unterstützt uns natürlich und das wollen wir nutzen.

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