Nach dem überraschenden Abgang von Trainer Suat Tokat und wichtigen Spielern wartet auf den neuen Coach viel Arbeit. Das Anforderungsprofil.

Der ETB Schwarz Weiß Essen hat eine bemerkenswerte Saison in der Oberliga gespielt, das Team begeisterte zeitweise mit erfrischendem Angriffsfußball und spielte gar im Aufstiegskampf das Zünglein an der Waage (1:0 gegen SSVg Velbert!). Die älteste Jugend stand mit einem Bein in der Bundesliga - eitel Sonnenschein also am Uhlenkrug.

Inzwischen sind ein paar Gewitterwolken aufgezogen – und am Sonntag dann der Donnerschlag: Trainer Suat Tokat steigt trotz Vertragsverlängerung vor einigen Wochen nun doch aus, mit der Begründung: „Es wäre für beide Seiten das Beste.“ Das saß.

Noch am Tag danach ist ETB-Vorsitzender Karl Weiß ziemlich enttäuscht über die Entwicklung: „Klar, es gab da so ein paar kleine Probleme, aber ich dachte, die hätten wir ausgeräumt. Seine Entscheidung ist sehr schade, zumal wir endlich auf Kontinuität gesetzt haben. Außerdem passte Suat hervorragend zum Verein.“

Zuerst kündigte Lucas seinen Rückzug an

Die Sache begann wohl mit der Nachricht von Sportvorstand Jürgen Lucas, der bereits vor Wochen intern verkündete, in der nächsten Saison sich nur noch um die Jugendarbeit kümmern zu wollen. „Offiziell aus beruflichen Gründen“, heißt es. Aber wer weiß, wie der ehemalige RWE-Sportdirektor für den Fußball brennt, der ahnt, dass dies nur die halbe Wahrheit sein kann.

Fakt ist: Die Nachricht zog intern Kreise und als erstes Ergebnis hat sich Ismail Remmo trotz Vertragsverlängerung dem Regionalligisten SSVg Velbert angeschlossen. Das Verhältnis zwischen Spieler und Sportvorstand beim ETB gilt als besonders eng. Marcello Romano zog es zum SV Straelen, Mohamed Cissé bietet sich momentan bundesweit in allen Regionalligen an, da ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

Auch der Prince geriet ins Wanken

Weiß: „Mo ist ein feiner Kerl, wir haben ihm eine Ausbildungs-Möglichkeit angeboten. Wenn es mit der Regionalliga nicht klappen sollte, dann würden wir ihn mit offenen Armen zurück erwarten.“ Selbst Prince Kimbakidila, „Spieler des Jahres“ beim ETB, war in den letzten Tagen trotz Vertragsverlängerung wankelmütig geworden, inzwischen, so der ETB-Boss, sei alles ausgeräumt, „der Prince bleibt bei uns.“

Den Schwarz-Weißen drohte also zwischenzeitlich der Verlust der so hochgelobten Offensive. Sicherlich auch ein Aspekt, der Tokat zu seinem Entschluss bewogen haben könnte, der immer die Hoffnung geäußert hatte, die Spieler würden seinem Vorbild folgen und die positive Entwicklung beim ETB gemeinsam vorantreiben wollen. Möglicherweise sind dem erfolgreichen Coach lukrativere Jobs ins Haus geschneit, eine Stellungnahme von Tokat war nicht zu bekommen, er weilt momentan im Urlaub.

Haben offensichtlich die Lust verloren: Trainer Suat Tokat (links) verlässt den ETB ganz, Sportvorstand Jürgen Lucas will sich nur noch um die Jugend kümmern.
Haben offensichtlich die Lust verloren: Trainer Suat Tokat (links) verlässt den ETB ganz, Sportvorstand Jürgen Lucas will sich nur noch um die Jugend kümmern. © Stefan Rittershaus

Keine Ruhepause kann sich dagegen der ETB gönnen, die Trainersuche drängt, schließlich soll in wenigen Tagen wieder das Training aufgenommen werden - dann mit neuem Coach. Die ersten Angebote flatterten dem ETB-Vorsitzenden seit Sonntag natürlich ins Postfach. Karl Weiß und sein Team haben ein klares Anforderungsprofil erstellt: „Wir suchen einen Trainer aus dem Essener Umfeld, der die Region kennt und der sich im gehobenen Amateursport sieht. Er soll Erfahrung mitbringen, gleichzeitig bereit sein, Talente weiter zu entwickeln, das ist unsere Vereinsphilosophie. Und er soll einen Fußball spielen lassen, der wie bei Suat Tokat nach vorne gerichtet ist, wir wollen den Zuschauern einen erfrischenden Fußball bieten.“

Eine neue Achse wird auch benötigt

Der Neue wird sich neben den Sturmproblemen auch um eine neue Achse bemühen müssen, auch die Abgänge von Lennard Maßmann (Osnabrück) und Simon Neuse (Rellinghausen) reißen große Lücken. Karl Weiß: „Da sind wir mit Kandidaten bereits in aussichtsreichen Gesprächen.“

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