Essen. Rot-Weiss Essen verpasste 2002 trotz eines 3:1 in Münster Aufstieg in 2. Liga. Dann kam ein böser Verdacht: Delikt oder nur Posse?

Sagen wir es mal so: Dieser März wird der Hammer für Titelanwärter Rot-Weiss Essen. Die Regionalliga-Konkurrenz wird den Rot-Weissen aber mal so richtig auf den Zahn fühlen. Auftakt des strammen Programms war die Partie am vergangenen Sonntag gegen den Tabellenvierten Fortuna Köln (2:0).

Eine Woche hatten die Essener Zeit, sich auf die nächste Nagelprobe vorzubereiten: Am Samstag geht’s zum Tabellendritten Preußen Münster an die Hammer Straße - wie sinnig. Und von da an geht’s Schlag auf Schlag, Englische Woche auf Englische Woche.

Preußen Münster - RWE: Zwei Teams mit großer Tradition

Rot-Weiss Essen und Preußen Münster, das sind zwei klangvolle Namen des deutschen Fußballs mit großer Tradition. Auch wenn es aktuell nur die 4. Liga ist, an Reiz verliert dieses Treffen dadurch nicht. Die „Hütte" wäre gerammelt voll gewesen, aber Corona sperrt ja alle aus.

RWE hat mit den Preußen schon häufig die Klingen gekreuzt, auch wenn es lange Zeit nicht möglich war, weil die Westfalen eine Liga höher unterwegs waren. Das mit den Klingen ist zwar eine etwas verstaubte Metapher, aber es passt zu einer Anekdote aus dem Jahr 2002, die zur Legendbildung taugt. Die eingefleischten RWE-Fans wissen, was jetzt kommt.

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Delikt oder Posse, das ist die Frage

18. Mai 2002, Saisonfinale in der Regionalliga. Der 34. Spieltag musste über den Aufstieg in die 2. Bundesliga entscheiden. Spitzenreiter Lübeck war durch, aber wer würde Zweiter werden, RWE oder Eintracht Braunschweig?

Die Essener gewannen in Münster mit 3:1, wurden aber durch das späte Tor der Eintracht gegen Wattenscheid 09 (2:1) aus allen Träumen gerissen. Essener Hooligans im Preußenstadion rasteten völlig aus, stürmten den Rasen und verwüsteten das Terrain.

Sinnfrei und völlig daneben. Und schon bald wurden Anhänger von Rot-Weiss Essen verdächtigt, aus dem Münsteraner Rathaus ein kulturhistorisch wertvolles „Richtschwert“, das am gleichen Tag verschwunden war, gestohlen zu haben.

Im Internet die Ware feilgeboten

Aufgeklärt wurde der Diebstahl nie, verjährt ist die Tat sowieso. Aufgetaucht ist das gute Ding auch nie wieder, was den Verdacht hier und da befeuert und Schlagzeilen produzierte. Kurz nach dem Vorfall wurde nämlich im Fan-Forum der Rot-Weissen von einem User namens „U-Haft“ die Ware feilgeboten: "Für alle Kultur- und Geschichtsfanatiker: Ich habe ein kulturhistorisch sehr wertvolles Richtschwert aus dem Jahre 1690 zu verkaufen. Preis VB.“

Offenbar wussten die Besucher der virtuelle „Schwatzbude“, wer da am Werk war und boten im Tausch "Werbetafel, Tornetz, Eisenstange und Feuerlöscher, alles aus zweiter Hand von Münster übernommen."

RWE-Fanzine "Jawattdenn" klärte auf

Wie dreist ist das denn? Das RWE-Fanzine „Jawattdenn" klärte einige Jahre später auf: „Satire pur!“ und „Leider verstanden diesen Spaß diverse Herrschaften der schreibenden Zunft aber nicht. So kamen zwei Forumsuser zu unfreiwilliger Berühmtheit und das RWE-Forum erlebte erstmals eine neue Form von Werbung in diversen Printmedien.“

Kurzum: „Es gibt Geschichten im Leben, die lassen einen selbst dann noch in Freudentränen ausbrechen, wenn man sie zig Mal gelesen oder gehört hat“, schrieb das Fanzine. Gleichwohl musste der RWE-Fanbeauftragte Lothar Dohr noch vor gut vier Jahren auf Anfrage der Westfälischen Nachrichten beteuern: „Ich habe das Schwert nie in Essen gesehen."

Waren wohl Fake News, würde man heute sagen.

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