Essen. Nach dem Pokaltriumph muss das Team von Christian Neidhart schnell wieder in den Ligamodus finden: Samstag kommt Tabellenführer BVB II.

Marcel Platzek wurde die Ehre zuteil, nach dem Pokaltriumph in der Kabine den berühmten Schlachtruf anzustimmen. Freundlicherweise wurde die Szene von einem Beteiligten mitgefilmt, an Tagen wie diesen ist alles erlaubt. "Weeeer ist der Schreck vom Niederrhein?", stimmte die Vereinslegende, auf dem Tisch stehend, an. Und es dröhnte zurück aus allen Kehlen: "Nur der RWE!".

Der Bayer-Bus musste durch den Autokorso

Sicherlich dröhnte es auch noch den Verlierern in den Ohren, als sie irgendwann am Abend den schwarzen Luxusbus mit dem "Werkself"-Aufdruck bestiegen und sich das Gefährt mühsam den Weg durch feiernde Fans, Autokorsos und rot-weisses Feuerwerk bahnen mussten. Unter uns gesagt, der einigermaßen neutrale Beobachter fragt sich in diesem Moment schon, wo dieses ganze Himmelsspektakel auf einmal herkommt. Wurde alles an Silvester zurückgehalten?

Trainer Bosz als großer Verlierer

Vielleicht ist dem einen oder anderen hochbezahlten Bayer-Profi erst in diesem Moment klar geworden, welchen einstigen Fußballriesen sie mit ihrem Ausscheiden da nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf wach geküsst hatten. Und es gehört zur großen Tragik dieses Traditionsvereins, dass die Fans dieses historische Ereignis auf den Straßen Essens und nicht im Stadion würdigen konnten. Typisch RWE, irgendwie.

Trainer Peter Bosz zeigte sich jedenfalls als großer Verlierer: "Dies vorweg, wir haben heute gegen eine gute Mannschaft verloren, aber es ist ein Viertligist, und so etwas darf uns nie und nimmer passieren. Wenn man 1:0 führt, dann darf man es mit unserer Erfahrung einfach nicht mehr abgeben", wunderte sich der Fußballlehrer.

3,6 Millionen gegen 363,5 Millionen

Natürlich kursierten im Netz kurz nach Abpfiff die schönsten Grafiken, eine bezog sich auf die nackten Zahlen: "RWE 3,6 Millionen Marktwert - Bayer Leverkusen 363,5 Millionen" stand da zu lesen. Hat Ehrenmitglied Otto Rehhagel am Ende doch Recht, dass Geld keine Tore schießt?

RWE-Trainer Christian Neidhart wusste den Erfolg natürlich einzuordnen: "Wir hatten das Glück auf unserer Seite und Davari im Tor. Und was nach dem 0:1 passierte, so ein Drehbuch kann man ja gar nicht schreiben. Im Pokal ist alles möglich, Saarbrücken hat es uns letzte Saison vorgemacht. Klar ist auch, in den nächsten fünf Spielen gegen Leverkusen würden wir fünfmal die Hucke voll kriegen."

Zweitligist Holstein Kiel noch dabei

Aber nicht mehr im DFB-Pokal, diese Saison. Während Neidhart der nächste Gegner ziemlich egal ist, er scherzhaft schon "ein Hotel für das Finale in Berlin" gebucht haben will (RWE ist noch zwei Siege entfernt), schaute Uhlig noch am Abend auf das verbliebene Feld: "Wir wünschen uns jetzt natürlich einen Gegner, gegen den die Wahrscheinlichkeit am größten ist, noch eine Chance zu besitzen." Spontan könnte man da an den Zweitligisten Holstein Kiel denken. Es sei denn, Schalke käme am Abend überraschenderweise in Wolfsburg weiter.

Gegen BVB II steht die Arbeit der Saison im Feuer

Die größte Aufgabe Neidharts wird nun sein, seine Truppe auf das vielleicht wichtigste Spiel der Saison vorzubereiten, Samstag um 14 Uhr gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund U23, dort steht die Arbeit der ganzen Saison im Feuer. Beim Blick aus dem Fenster und den anhaltenden Regengüssen fällt es schwer, an eine Austragung zu glauben, auch wenn die Vereinsverantwortlichen beteuern, unbedingt spielen zu wollen. Auf der fast menschenleeren Tribüne verfolgte auch OB Thomas Kufen diese denkwürdige Partie. Die Wege zum Eigentümer des städtischen Stadions, sie sind in diesen Tagen kurz.

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