Essen. RWE-Kolumnist Uwe Strootmann zu einem besonderen Heimspiel mit Vorsichtsmaßnahmen, einem zielstrebigen Team und recht enthusiastischen Fans.
Zwischendurch wäre ein Anruf beim Ordnungsamt angezeigt gewesen. Aus Gründen schwer beschäftigt in diesen Tagen, hätte es ein weiteres Mal eingreifen müssen, um die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf dicht zu machen. Und den Unparteiischen gleich mit. Immer überschritten beide die Grenze zur Peinlichkeit und sahen Dinge, von denen die überwiegende Mehrheit im Stadion nicht wusste, dass es sie gibt.
Die jungen Fortunen wanden sich in ihrem Schmerz
Und so lagen sie und wanden sich in ihrem Schmerz, die jungen Fortunen. Wir werden wohl auf ewig rätseln, woher dieser kam. Also, der Schmerz. Oder die Karten. Da möchte man nur fragen: „Warum?“ Vielleicht war es ein Stück weit der seit Monaten nicht mehr gekannten Begleiterscheinung namens Atmosphäre geschuldet, die zu dieser sehr interessanten Auslegung der Regeln und Fairness geführt haben. Sei’s drum, die Mannen um Christian Neidhart haben sich dadurch nicht von ihrem Ziel abbringen lassen, diesen Abend zu zelebrieren und mit drei Punkten erfolgreich zu gestalten.
Der Abend an der Hafenstraße hatte aber noch weitere Akte zu bieten, die allesamt auf der ziemlich emotionalen Klaviatur gespielt wurden. Kurz vor dem Stadion wähnte man sich eher wie vor einem Rockkonzert als vor einem Fußballspiel. Der ansonsten so belebte Vorplatz wurde blickdicht gemacht, um an dieser rot-weissen Kulturmeile Ansammlungen zu vermeiden. Unser Boss durfte sich also fühlen wie Mick Jagger, Bono oder René Pascal, denen so vor allzu neugierigen Blicken Sichtschutz gewährt wird.
Der Einlass war trotz der Vorsicht entspannt
Auch Fancontainer und Stauder-Wagen waren somit betroffen und vermittelten so schon bei der Ankunft dieses Gefühl, dass gerade alles anders ist. Der Einlass weitläufig, klar strukturiert und trotz der gebotenen Vorsicht entspannt. Die Mitarbeiter in den langen Hosen haben Tag und Nacht vorgelegt, damit ihre Kollegen in den kurzen Hosen endlich wieder eine etwas größere Bühne für ihre Fußballkünste betreten konnten. Chapeau und Danke dafür!
Im Stadioninneren galt es einen Moment zu überlegen, und dann war der Kontext hergestellt: Boavista Porto mit seinem Estádio do Bessa Século. XXI stand hier Pate, schließlich hat der portugiesische Verein in Reminiszenz an seine Schachabteilung auch alles in selbigem Muster ausgekleidet. Schade, dass es keine roten Müllsäcke gibt, welches Bild hätte das gegeben. Da die gängigen Farben jedoch Blau und Schwarz sind, war Schwarz natürlich alternativlos.
Die RWE-Fans klatschten sich die Finger wund
Die Sitze dazwischen füllten sich nun langsam mit Fans und bekamen die ersehnten roten Farbtupfer. Dass die Mannschaft mittlerweile schon auf dem Platz war, ging fast ein wenig unter. Als dann aber das Aufwärmen beendet wurde, ging urplötzlich ein Ruck durch das Stadion: Die Mannschaft begrüßte spontan die Fans und diese sprangen direkt auf, klatschten sich die Finger wund. Fast so, als hätten wir justament den Aufstieg geschafft. Der Einlauf ebenfalls ein emotionaler Festakt. Irgendwie überlagerten sich Stadionregie, Gesänge und die drei Tribünen, so dass unter dem Strich Gemengelage und Lautstärke ein leichtes Schaudern zu erzeugen wusste.
Im Spielverlauf stimmten immer wieder verschiedene Gruppen Gesänge an, wurde extrem situativ reagiert. Altersunabhängig übernahmen nun auch viele ältere Fans den Part der „West“. Die Stimme konnte sich ja auch Monate auf diesen Moment vorbereiten. Für den Moment des 2:0 hat sich auch Cedric Harenbrock nach vielen Verletzungen immer wieder herangekämpft. Das erste Mal im Kader, eingewechselt und direkt an einem solchen Abend das Tor: Das war die Kirsche auf der Torte. Der RWE ist dran!