Lippstadt. Mit dem souveränen 3:0-Erfolg beim SV Lippstadt hat Rot-Weiss Essen wieder in die Spur gefunden. Trainer Neidhart bemängelt Chancenverwertung.
Die Woche nahm für Rot-Weiss Essen ein versöhnliches Ende: 3:0 (2:0) beim letztlich überforderten SV Lippstadt klingt nach gemütlicher Überlandfahrt, war es am Ende auch. Aber die große Ruhe im Spiel hätte schon eher eintreffen können. „Zur Halbzeit hätte es schon höher als 2:0 stehen müssen, dann kann man am Ende einer Englischen Woche schon zur Pause durchschnaufen und es locker zu Ende spielen“, kritisierte RWE-Trainer Christian Neidhart die mangelhafte Chancenauswertung. Alleine das „Privatduell“ von Simon Engelmann gegen SVL-Keeper Christopher Balkenhoff ging für den RWE-Torjäger bestenfalls Remis aus: Zwei Tore erzielte der Angreifer, aber mindestens eben so viele ließ er liegen.
Der unterbeschäftigte Davari blieb hochkonzentriert
Aber das ist bei diesem Ergebnis natürlich Mäkeln auf hohem Niveau, wobei der Nachmittag schon ziemlich früh einen anderen Verlauf hätte nehmen können: Als nach zehn Minuten Daniel Heber beim ungestümen Zweikampf im Strafraum Gerrit Kaiser in die Hacken lief, hatte Janik Steringer die große Chance vom Punkt - und traf nur den Pfosten. Es war wohl die entscheidende Schnittstelle des Spiels, denn in den folgenden 80 Minuten brachten die Gastgeber nur noch eine echte Chance zustande, doch da stand der unterbeschäftigte Daniel Davari seinen Mann, als er gegen den frei vor ihm auftauchenden Kaiser (60.) prächtig zur Ecke klärte. So etwas zeichnet einen Klasse-Torhüter aus.
„Wir hatten anfangs das Glück, dass der Elfmeter nicht reinging, so etwas kann ein Spiel komplett verändern“, gab Neidhart zu bedenken, der sich aber schon fünf Minuten später etwas entspannen konnte, als Kapitän Marco Kehl-Gomez Torhüter Balkenhoff per Beinschuss überwand, nachdem Oguzhan Kefkir einen Einwurf wie eine Ecke in den Strafraum platziert hatte. Danach spulte RWE seine Angriffe wie ein perfekt geöltes Uhrwerk herunter, immer basierend auf einem bärenstarken Mittelfeld, in dem diesmal Dennis Grote, Kehl-Gomez und Amara Condé, der sich offensichtlich wieder voll und ganz auf RWE konzentriert, zu einem unüberwindbaren Hindernis wurde.
Auch Joshua Endres leistete wertvolle Vorarbeit
„Wir wussten, dass Lippstadt früh draufgehen wird, aber das hat nach der Englischen Woche natürlich Kraft gekostet“, so der Matchplan von Neidhart, der spätestens aufging, als Engelmann seinem ersten Treffer (38.) kurz nach der Pause auch Nummer zwei folgen ließ, wobei er sich mindestens ebenso sehr über die prächtige Vorarbeit durch Joshua Endres gefreut haben dürfte, dem dieser Assist wieder mehr Selbstvertrauen einhauchen dürfte. Die restliche Zeit war Auslaufen angesagt, verbunden mit vier Auswechselungen, um Kräfte zu sparen für das Freitagabendspiel gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf.
Trotz der Verbesserung von Endres: Der „Torjäger-Bringedienst“ ist und bleibt allerdings Oguzhan Kefkir, über den fast jede gefährliche Angriffsaktion lief und der seinen Durchhänger vom Ende der vergangenen Saison wohl überwunden hat: „Ich bin gut in die Saison gekommen und versuche immer ans Limit zu gehen, um mich von Spiel zu Spiel zu steigern“, lautete sein persönliches Spielfazit.
Kefkirs Vorfreude auf die Heimfans
Nach dem holprigen Saisonstart sieht er nun auch die Mannschaft in der richtigen Spur: „Wir dürfen einfach nicht die Nerven verlieren, die Saison ist noch so lang, wir stehen hinten stabil und werden unser Ding durchziehen“, verspricht er den Fans, die er am Freitag voller Sehnsucht wieder zahlreicher begrüßen kann: „Ich freue mich auf die größere Anzahl, das pusht einen doch mehr, es ist komisch, in einem leeren Stadion zu spielen.“
Bleibt zu hoffen, dass die steigenden Fallzahlen ihm und dem Team keinen Strich durch die Rechnung machen.