Dortmund. Dem 1:1 zwischen der U23 des BVB und Rot-Weiss Essen fehlten die spektakulären Spielszenen. Der Ausgleich durch Backszat verhindert Schlimmes.
Es gibt diese Fußballspiele, bei denen glaubt man hinterher, man hätte ein anderes gesehen als die Protagonisten. Felix Backszat, ganz später Torschütze von RWE zum 1:1-Endstand in Dortmund, hatte „die beste Saisonleistung gesehen, das war schon richtig stark.“ Kollege Dennis Grote sah ein „richtig gutes Auswärtsspiel, was sich auf dem Feld gut angefühlt hat“, von „zwei Mannschaften, die zum Besten der Liga gehören.“ Und die Trainer stimmten natürlich auch in die Jubelarie mit ein. „Der Punkt ist für die Moral top, nach einem richtig starken Auswärtsspiel“, so RWE-Coach Christian Neidhart. Und Kollege Enrico Maaßen pflichtete ihm bei: „Essen kam mit viel Rückenwind aus dem Pokalspiel, es war ein enges Spiel gegen einen Gegner mit individueller Klasse.“
Die Wege in den Strafraum waren komplett blockiert
Da sitzt man dann auf der Rückfahrt im Auto, ordnet seine Gedanken und kommt zum Ergebnis: Die Ziehung der Lottozahlen gestern war spannender. Es war wie so oft in sogenannten Spitzenspielen: Zwei Teams auf Augenhöhe, die sich ständig beäugen, dem Gegner keine Schwäche anbieten, die Zufahrtswege in den eigenen Strafraum komplett blockieren und auch sonst Fehler tunlichst vermeiden.
Unterbrochen von zwei Aktionen, die sich wenigstens nach Fünfer mit Zusatzzahl anfühlten: Das herrliche Freistoßtor der Dortmunder aus dem Nichts, als Alexander Hahn an der Strafraumgrenze seine Hände nicht von Torjäger Steffen Tigges lassen konnte - es gibt cleverere Abwehraktionen. Und dann dieser Verzweiflungsschuss von Felix Backszat, kurz zuvor noch eingewechselt, dieser abgefälschte Treffer hinein ins späte Glück, womit die Woge der maßlosen Enttäuschung soeben noch geglättet wurde. 1:1 - Verlierer des Spiels? Eher noch die Essener, die vom Saisonstart weg mit Dreiern die Pace machen wollten und nun schon den dritten Spieltag am Mittwoch gegen RW Ahlen benötigen – wenn überhaupt.
Doch zurück zum Trainer-Taktiktisch: Das Positive war sicherlich, dass Rot-Weiss in dieser Saison wohl excellent gegen den Ball arbeitet. Nicht von ungefähr fiel das Gegentor durch einen Standard. Prunkstück ist sicherlich das Mittelfeld mit dem wieder souveränen Dennis Grote, Kapitän Marco Kehl-Gomez und Felix Backszat oder wahlweise Amara Condé. Wer hier als Gegner den Durchlass sucht, der findet eher das Bernsteinzimmer. Mit der kleinen Einschränkung, dass man sich aus diesem Bereich gerne mehr Überraschungsmomente im Spiel nach vorne gewünscht hätte, da geriet die Partie in manchen Momenten doch zu statisch.
Grote fordert von den Kollegen mehr Torgefährlichkeit
Und vorne ist ein Simon Engelmann auch nur so gut, wie er von außen mit Flanken gefüttert wird. Die brachte auf links ein wieder erstarkender Oguzhan Kefkir noch eher an als ein Joshua Endres, dem man in mancher Angriffsaktion schon mal ein paar Beruhigungs-Dragees zuwerfen möchte. Und da auch ein Engelmann nicht bei 100 Prozent Trefferquote sein kann, wird es vorne schon mal ziemlich eng. Diese Erkenntnis setzt sich auch in Mannschaftskreisen durch, auch Dennis Grote warnt: „Wir dürfen uns nicht auf Engel verlassen und müssen als Mannschaft torgefährlicher werden, wenn er wie heute nicht trifft, müssen andere einspringen.“
Und da sein Zulieferer Sandro Plechaty diesmal gut zugestellt wurde, bekam der Torjäger irgendwann den Hunger-Ast. Ganz besonders in der Schlussviertelstunde, als die Gäste überhaupt nichts mehr Konstruktives zustande brachten und dem 0:2 sogar näher waren. Bis Backszat kam.