Essen. Nach dem Abgang der Nationalspielerinnen haben die Essenerinnen ihr Grundgerüst verloren. Zum Saisonstart geht es ausgerechnet zum VfL Wolfsburg.

Mit dem Gastspiel der SGS Essen beim VfL Wolfsburg startet Markus Högner am Freitag (19.15 Uhr) in seine achte Saison als Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten. Doch trotz aller Erfahrung und Routine ist die neue Spielzeit auch für ihn eine große Herausforderung: Durch die Abgänge von Lea Schüller, Marina Hegering, Turid Knaak und Lena Oberdorf hat die SGS ihr Grundgerüst verloren.

Zwölf Zugänge hat es gegeben, aus denen erst einmal wieder eine Mannschaft entstehen muss. „So viele Neue zu integrieren, ist schon eine Herkulesaufgabe“, gesteht Högner. „Wir haben sicher gutes Potenzial. Aber viele Spielerinnen müssen in ihre neuen Rollen auch erst hineinwachsen. Das ist ein Prozess.“ Und damit meint der Fußballlehrer natürlich vor allem die Lücken, die das Quartett aus Nationalspielerinnen an der Ardelhütte hinterlassen hat.

Der Kampf um die Stammplätze ist heißer denn je

Noch sind die Hierarchien bei der SGS flach. Eine Kapitänin ist noch nicht ausgemacht und der Kampf um Stammplätze heißer denn je. Doch wusste die SGS auch mit ihrem neuen Gesicht durchaus zu überzeugen. Die Vorbereitung lief besser als vielleicht erwartet werden konnte. Vor allem der 4:1-Erfolg über den Liga-Rivalen Werder Bremen überraschte. Die einzige Niederlage setzte es gegen den RSC Anderlecht (1:2), die Högner aber sogar gelegen kam. „Die Bedingungen dort waren wegen eines schlechten Platzes und starken Windes nicht optimal. Trotzdem haben wir gesehen, woran wir noch arbeiten mussten.“

Ihre Erfahrung soll der Viererkette erst einmal Stabilität verleihen:  Irini Ioannidou.
Ihre Erfahrung soll der Viererkette erst einmal Stabilität verleihen: Irini Ioannidou. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Und das war insbesondere die Defensive. „Das Anlaufverhalten bei gegnerischen Ballbesitz war ein großes Thema“, erklärt Högner, der in der Struktur seiner Abwehr einen wichtigen Faktor sieht, um nach dem personellen Umbruch schnell Stabilität ins eigene Spiel zu bringen. „Wir werden daher in der Viererkette erst einmal mit einer erfahrenen Achse in die Saison gehen.“ Irini Ioannidou, Lena Ostermeier und Jacqueline Klasen dürften vorerst gesetzt sein.

Hinter Carlotta Wamser war die halbe Liga her

In der Offensive aber wird die SGS in neuer Formation auflaufen. In der Griechin Eleni Markou und der Französin Estelle Laurier haben die Essenerinnen zuletzt noch einmal auf dem europäischen Transfermarkt zugeschlagen. Die Erwartungen an beide sind hoch. „Eleni ist mit ihrer körperlichen Präsenz und ihrer Kopfballstärke ein Spielertyp, der uns fehlte. Estelle ist eine Kreativspielerin. Über kurz oder lang werden sich beide bei uns durchsetzen“, prophezeit Högner.

Gespannt sein darf man zudem auf Carlotta Wamser. Die halbe Liga soll bei der 16-Jährigen angeklopft haben, die jedoch in Essen für sich die beste Perspektive sah. „Sie ist ein außergewöhnliches Talent mit einem Wahnsinnspotenzial“, schwärmt ihr Trainer bereits. Offensiv kann sie so gut wie jede Position bekleiden. Gut möglich, dass sie ihren Platz zunächst auf dem Flügel findet und Nicole Anyomi für die abgewanderte Schüller ins Angriffszentrum rückt.

Ein Saisonziel wird erst einmal nicht ausgegeben

„Die Basis für die Saison haben wir gelegt und sind vor dem Start topfit“, erklärt Högner. Doch was seine Mannschaft zu leisten im Stande ist, kann selbst er noch nicht einschätzen. Ein Saisonziel möchte er daher bewusst nicht ausrufen. „Wir sind ein Überraschungspaket und müssen Schritt für Schritt gehen. Nach drei, vier Spielen kann man vielleicht mehr sagen.“ Das erste Etappenziel ist folglich, sich am Freitag beim Double-Sieger Wolfsburg möglichst teuer zu verkaufen.