Essen. Real Madrid, Inter Mailand, Chelsea London oder Benfica Lissabon: Im neuen Europapokal der Landesmeister sind große Namen dabei – und RWE.
Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern ist Rot-Weiss Essen die erste deutsche Mannschaft, die im neu geschaffenen Europapokal der Landesmeister antreten darf. An dem Vorläufer der heutigen Champions League nehmen 18 Mannschaften teil.
Großes Interesse oder gar Begeisterung löst der Wettbewerb aber in Essen nicht aus. „Rot-Weiss Essen trägt sein erstes Spiel um den Europapokal der Vereinsmannschaften am kommenden Mittwoch, 17 Uhr, im Stadion an der Hafenstraße aus. Gegner ist Schottlands Meister Hibernian Edinburgh“. So nüchtern liest sich die Vorankündigung zur internationalen Pflichtspiel-Premiere in der Tagespresse.
Real, Inter, Benfica und Chelsea
Während drei Tage vorher die Generalprobe in der Oberliga West gegen den SV Sodingen mit 5:0 gelingt und von 20.000 Zuschauern gefeiert wird, gerät der Europapokal-Auftakt zum Desaster. Nur 6.000 Zuschauern wollen bei diesem an sich historischen Ereignis live dabei sein – sie sehen eine 0:4-Niederlage ihrer Lieblinge gegen einen starken Gegner von der britischen Insel. „Der Start des Deutschen Meisters Rot-Weiss Essen im Europapokal-Wettbewerb war keine Offenbarung. Die Mannschaft konnte jedenfalls keinen Anspruch erheben, in diesem Turnier mit den klangvollen Namen [gemeint waren Real Madrid, Inter Mailand, Benfica Lissabon, Chelsea London u. a., der Verf.] Deutschland zu vertreten“, urteilte die NRZ harsch.
Im Rückspiel in Edinburgh brachten die Rot-Weissen dann zwar ein achtbares 1:1 zustande doch das Abenteuer Europapokal war dennoch nach zwei Auftritten schon vorbei. Die großen Namen wie Madrid, Mailand und Lissabon gaben ihre Visitenkarte schließlich nicht mehr an der Essener Hafenstraße ab. Einmal aber in diesem wichtigsten Wettbewerb des Vereinsfußballs dabei gewesen zu sein, und zwar als erster deutscher Vertreter überhaupt, brachte RWE erneut einen dicken Eintrag in die Fußball-Geschichtsbücher.
Mehr über die goldenen 50er Jahre der Rot-Weissen findet sich im Buch „Deutscher Meister ist nur der RWE“, Verlag Die Werkstatt.