Essen. SGS Essen verabschiedet am Abend nach dem Finale vier Nationalspielerinnen. Viel Lob beim Empfang im Rathaus für eine bärenstarke Leistung.
Es war purer Zufall, denn die Trainingsanzüge der SGS sind nun mal schwarz, gleichwohl besaß das Outfit nach der unglücklichen Niederlage im DFB-Pokalfinale eine gewisse Symbolik. Und so richtig locker waren die Fußballerinnen von der Ardelhütte am Sonntag beim Empfang im Rathaus auch noch nicht wieder drauf. Vor allem Nationalspielerin Marina Hegering, die ein überragendes Spiel abgeliefert hatte, war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Wer will es den jungen Frauen verdenken. 120 Minuten hatten sie tags zuvor den Favoriten VfL Wolfsburg bis zum Muskelkrampf beackert, hatten anschließend in einem Hotel am Kölner Stadtwald versucht, den Frust bis spät in die Nacht hinunterzuspülen. Die letzten waren gegen fünf Uhr im Bett, heißt es. Und, dass am frühen Morgen auch noch der Fahrstuhl ausgefallen war, so dass die „Heldinnen“ auf dem Weg ins Bett eine weitere Laufeinheit absolvieren mussten.
Essen kann stolz sein auf das Team aus Schönebeck
Auch die 22. Etage im Rathaus passte am Sonntagmittag ganz gut zum Höhenflug, zu dem die Essenerinnen angesetzt hatten. „Es war ein Fußballkrimi, und das hat mit euch zu tun“, sagte OB Thomas Kufen, der das Drama live auf der Tribüne miterleben durfte. Und Elfmeterschießen, tröstete der Gastgeber, habe auch immer ein bisschen mit Glück zu tun. Kurzum: Essen könne mächtig stolz sein auf dieses Team aus Schönebeck.
Dieser Meinung war der SGS-Vorsitzende Uli Meier sowieso. Und er freute sich auch über die Wertschätzung, die seinem Klub für diese tolle Leistung entgegengebracht wurde. „Es war wohl das beste Frauen-Endspiel, das bisher stattgefunden hat“, wiederholte er den allgemeinen Tenor. „Und das, was ihr geleistet habt, ist eine Bestätigung für jeden von euch und wird wichtig sein für eure weitere Karriere.“ Es sei beste Werbung gewesen für den Frauenfußball.
Große Familienfeier statt Bankett
Der gemeinsame Abend im Hotel zeigte auch eindrucksvoll, was die SGS Essen ausmacht. Es war kein Bankett, sondern eine große Familienfeier, auf der manches Tränchen auch aus Wehmut floß. Es war die Mannschaft allein, die die Verabschiedung der vier Familienmitglieder Lena Oberdorf, Marina Hegering, Lea Schüller und Turid Knaak inszenierte. Kapitänin Irini Ioannidou, die im Finale mit ihrem Freistoß-Tor zum 3:3 kurz vor Schluss die Verlängerung überhaupt erst ermöglicht hatte, übernahm die Moderation und wurde ihrem Ruf als Stimmungskanone wieder gerecht. Ihre Stimme war am nächsten Tag hörbar angekratzt. Egal, auch die wird sich wieder erholen. Wie überhaupt das gesamte Team der SGS Essen nach diesem formidablen Saisonhöhepunkt, der aus Essener Sicht so unglücklich endete.