Essen. Geschäftsführer des Essener Sportinternats wird Pfingstmontag 70. Auch im Ruhestand kümmert er sich um die Belange des Sports in dieser Stadt.
Schlechte Zeiten für Partys. Corona - Sie wissen schon. Und deshalb wird es diesmal am 1. Juni keinen Empfang im Tanz- und Sportinternat an der Rosastraße in Rüttenscheid geben. Vor zehn Jahren hatte Melzer dort zu seinem 60. Geburtstag eingeladen,
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ins „Heim“ wie er stets mit einem verschmitzten Grinsen zu sagen pflegt. „Heimleiter“ ist er also oder doch besser Geschäftsführer dieser Talentschmiede, die wie ein zweites Zuhause ist.
Exakt 60 Gäste waren 2010 geladen, also sollten es am Pfingstmontag konsequenterweise 70 werden. Schade. Es wären sicher wieder viele Freunde und honorige Persönlichkeiten aufgetaucht. Der Oberbürgermeister natürlich und Größen aus Sport, Politik und Wirtschaft. Man kennt und schätzt sich nach all den Jahren.
Ruhestand ist nur ein Wort
Melzer weiß, wie man Kontakte knüpft und diese pflegt. Höflich, charmant und eloquent begegnet er den Menschen und ist stets hartnäckig, wenn er ein Anliegen hat. „Wenn der Horst Melzer anruft“, sagte Essens OB Thomas Kufen mal in einer launigen Rede, „dann gehen sie bitte ran, denn sonst steht er eine Viertelstunde später vor ihrer Tür.“ Da ist was dran. Dabei ist der ehemalige Schulsportreferent der Stadt Essen offiziell längst im Ruhestand. Das ist jedoch nur ein Wort, aber kein Zustand.
Melzer gehört zu den Menschen, die im Sport ständig etwas bewegen und verbessern wollen - auch ohne Entgelt. Er ist kreativ und packt mit an. Nicht umsonst hat ihn Kufen zum Olympia-Beauftragten der Stadt Essen ernannt, der die Öffentlichkeit für eine mögliche Bewerbung von RheinRuhr City 2032 begeistern soll. Darin hat Melzer Erfahrung, denn schon 2002 machte er diesen Job, als NRW sich um Olympia 2012 in London bewarb.
Probleme auch mal unbürokratisch lösen
Es ist kein Engagement aus Eitelkeit, was nicht heißen soll, dass der Horst, so kennt man ihn, nicht auch stolz ist auf sein beeindruckendes Netzwerk und all die Dinge, die er in vergangenen Jahrzehnten angeschoben und auf den Weg gebracht hat. Aber er war immer ein Kämpfer für den Sport und seine Athleten. Ein Mann der Tat, der Probleme schnell und zur Not auch schon mal unbürokratisch löst.
Melzer war dabei, als 1987 die Startgemeinschaft Essen (SGE) gegründet wurde, die inzwischen zu den besten Adressen im deutschen Schwimmsport zählt. Er trainierte die ehemaligen Weltklasse-Schwimmer Christian Keller und Mark Warnecke, für die er ein „Rund-um-Sorglos“-Coach war, der sich auch um Schule, Sponsoren oder PR-Termine kümmerte. Mit ihm holten die beiden Olympische Medaillen, nationale und internationale Titel. Durch sie wurde auch Melzer einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmtrainer, der gleich bei vier Olympischen Spielen zum Bundestrainerstab gehörte.
Internat ist eine Melzer-Initiative
Das Sportinternat ist eine Melzer-Initiative, kein Wunder, dass er den Job dort noch immer mit Herzblut macht. Er hatte die Idee der Vollzeitbetreuung am Bundesstützpunkt, er gab die Linie vor, unter seiner Führung ist dieses Haus, das 2007 eröffnet wurde, zu einer bundesweit renommierten Talentschmiede gewachsen, die sich von vielen Einrichtungen dieser Art vor allem durch das duale System unterscheidet: Sport und Schule begegnen sich dort auf Augenhöhe.
Von Beginn an mit im Boot war Sabine Böcker, die Melzer seit der Gründung der SGE begleitet und für die pädagogischen Belange im Internat verantwortlich zeichnet. Die beiden leben diese Einrichtung – sind auch während der Corona-Krise Tag für Tag vor Ort, selbst als das Haus leer stand. Sie seien schon fast wie ein altes Ehepaar, meinte einst Horst Melzer. „Sabine muss noch drei Jahre, dann hören wir gemeinsam auf“, sagt er heute und murmelt in Gedanken versunken: „Mal sehen was dann wird.“
Für ein gemeinsames Gläschen Crémant zum Ehrentag wird es aber ganz sicher reichen.