Essen. Essener Cheftrainer ist in die Schlagzeilen geraten: Er stünde mächtig in der Kritik und sein Job sei gefährdet. RWE tut es als Gerücht ab.
Das hat Rot-Weiss Essen gerade noch gefehlt: Kaum ist das Problem mit dem Regionalliga-Heimspiel am kommenden Samstag gegen FC Schalke 04 II vom Tisch - die Partie wurde am Mittwochabend wegen der Coronavirus-Problematik abgesagt - da schlägt eine Meldung vom Hamburger Boulevard an der Hafenstraße ein wie ein Meteorit. Laut „Bild“ soll Trainer Christian Titz „erheblich in der Kritik stehen“, so dass sogar sein Arbeitsplatz in Gefahr sei.
Im hohen Norden scheinen sie offenbar noch immer ziemlich daran interessiert zu sein, was Christian Titz, der ehemalige HSV-Coach, tief im Westen und in der 4. Liga so auf die Beine stellt. „Da ist jedes Wort zu viel“, sagt RWE-Sportdirektor Jörn Nowak. Er wolle das Gerücht gar erst nicht kommentieren. „Aber für einige scheint es in Essen in diesem Jahr wohl zu gut zu laufen, als dass es in Ruhe laufen kann. Wir sind noch aussichtsreich im Kampf um den Relegationsplatz und stehen im Halbfinale des Verbandspokals.“ Die Zusammenarbeit untereinander sei absolut „professionell und konstruktiv“.
Durchaus Kritik und Missmut provoziert
Aber Kritik und Missmut hat Titz sicherlich provoziert im Laufe der Spielzeit - bei den Fans, vor allem aber innerhalb der Mannschaft. Fast wie ein Messias wurde er im vergangenen Sommer empfangen, Lobeshymnen nach der erfolgreichen Startphase. Doch wenn es nicht läuft wie beim 1:1 gegen Haltern stehen die Kritiker mittlerweile schon wieder auf der Matte. Wie Titz sein Personal auswählt, sorgt bei manchem für Unverständnis, wobei es ihm der Coach womöglich ganz ausführlich erklären könnte.
Gegen Haltern tauchten Philipp Zeiger und Jonas Erwig-Drüppel in der Startelf auf, die zuvor überhaupt keine Rolle gespielt hatten. Dafür saß der Wintereinkauf José Matuwila, der gegen RWO einen starken Einstand hatte, draußen. Ein paar Tage später in Bonn musste der erfahrene Oguzhan Kefkir dem 17-jährigen Noel Futkeu den Vortritt lassen. Dennis Grote, zu Saisonbeginn als Leitfigur vorgesehen, saß vor seiner Verletzung lange Zeit auf der Bank, Enzo Wirtz machte zwei Tore im Hinspiel-Derby gegen RWO, hatte direkt nach der Winterpause zwei Einsätze und hockte zuletzt wieder auf der Tribüne.
Spieler unzufrieden über so manche Entscheidungen
Das alles mag Unruhe in der Kabine schüren, dass die betroffenen Spieler insgeheim murren, ist auch verständlich und völlig normal. Leistungspurist Titz betont stets, er habe einen ausgewogenen Kader auf hohem Niveau, da würden manchmal Kleinigkeiten bei einem Wechsel zählen. Für seine Entscheidungen werde er nicht geliebt, hat der Fußballlehrer selbst gesagt. Und ja, er allein muss für sie vor der Führungsriege des Vereins den Kopf hinhalten und sie erklären. Und es gab Zeiten, da wurde Titz für seine Wechsel sogar gefeiert.
Entscheidend wird sein, dass Titz es so moderiert, dass er Vertrauen und Glaubwürdigkeit behält - und Erfolg hat. Das Team muss funktionieren, für Eitelkeiten des Einzelnen bleibt kein Raum - egal auf welcher Position. Bislang hat Rot-Weiss zwar nicht immer gut gespielt, aber dass die Mannschaft gegen den Trainer agiert, ist nicht offensichtlich. Es bleibt spannend - offenbar auch außerhalb des Rasenvierecks.