Essen. Essener Oberligist hat mit der Teilnahme an den Pre-Playoffs sein Saisonziel erreicht. Nicht nur sportlich war es eine Spielzeit zum Vergessen.

Die Hauptrunde der Eishockey-Oberliga ist beendet - endlich, werden sich die Wohnbau Moskitos denken. Zum Abschluss verlor der ESC mit 4:6 beim Schlusslicht Krefelder EV. Ein passendes Ende nach harten Monaten, in denen der Verein auf vielen Ebenen ein unglückliches Bild abgab.

Das im Laufe der Spielzeit nach unten korrigierte Saisonziel erreichten die Essener dennoch: Die Teilnahme an den Pre-Playoffs. Und das trotz einer abstiegsverdächtigen Bilanz: 44 Partien, 30 Niederlagen, 202 Gegentore, nicht ein einziges Sechs-Punkte-Wochenende. Nur weil Krefeld und Erfurt noch seltener punkteten, war der Klassenerhalt nie in Gefahr. Im Gegenteil: Setzen sich die Moskitos in der Best-of-Three Serie gegen die Saale Bulls (6. März, 8. März, ggf. 10 März) durch, ziehen sie in die Aufstieg-Playoffs ein.

Erwartungshaltung wurde von Beginn an gedrosselt

Mit einer einer neuen, kommissarischen Vereinsführung war der ESC in die Saison gestartet. Aufgrund von Altlasten waren die Moskitos zum Ende der Vorsaison in finanzielle Schieflage geraten. Die Erwartungshaltung wurde daher gedrosselt, Konsolidierung sollte vor sportlichem Erfolg gehen.

Beim Heimauftakt gingen die Mücken mit 3:10 gegen Leipzig unter. Zumindest Trainer Frank Gentges schien zu ahnen, dass die heftigste Pleite seit Jahren mehr als nur ein Ausrutscher sein sollte. Seine fünfjährige Amtszeit in Essen endete nach drei Partien. Erst ließ sich der Coach und Manager in Personalunion nach einem Sturz wochenlang krankschreiben, dann zog er eine Vertragsoption und kehrte dem ESC den Rücken.

Trainer Frank Gentges zog eine Vertragsoption und verabschiedete sich mitten in der Saison.
Trainer Frank Gentges zog eine Vertragsoption und verabschiedete sich mitten in der Saison. © Michael Gohl

Seinem Nachfolger Larry Suarez hinterließ Gentges einen viel zu kleinen Kader, in dem die Schlüsselpositionen unzureichend besetzt waren. Die beiden Importspieler Peter LeBlanc (29 Punkte) und Aaron McLeod (32) spielten eine enttäuschende Runde. Und während die ESC-Goalies ihrem Klub in den vergangenen Jahren so manchen Zähler gerettet hatten, war nun das Gegenteil der Fall.

Torwartposition war ein Schwachpunkt

Nach schwachen Auftritten zum Saisonbeginn schossen sich viele Fans auf Keeper Kevin Beech (33) ein. Die fehlende Sicherheit war dem einstigen NHL-Draft durchweg anzumerken. Trauriger Tiefpunkt: Zum Abschluss gegen Krefeld wurde Beech teilweise von den eigenen Fans verhöhnt. Sein etatmäßiger Vertreter Leon Frensel wird wohl der Mann für die Pre-Playoffs sein. Im Laufe der Saison erhielt Frensel immer mehr Spielzeiten. Auch er blieb nicht makellos, ist aber erst 22 Jahre alt - und bringt als gebürtiger Essener Identifikationspotenzial mit.

So auch Larry Suarez. Der US-Amerikaner, schon früher am Westbahnhof aktiv, bezeichnete den ESC bei seiner Vorstellung als seine „große Liebe“. Eine Beziehung, die nicht lange auf Gegenseitigkeit beruhte. Auf den Rängen verlor Suarez schnell Kredit. Zu passiv, zu unflexibel, so die Vorwürfe an den 55-Jährigen. Am Ende war er auch in der Kabine ohne Fürsprecher. Anfang Februar lief seine Zeit ab. Debakel wie das 3:9 gegen Herne oder 1:9 gegen Hamburg kosteten auch wichtige Zuschauereinnahmen.

Die Ursachen für die Erfolglosigkeit scheinen jedoch komplex. Aufgrund von großen Verletzungsproblemen fiel den Essenern die mangelhafte Kaderplanung mit voller Wucht auf die Füße. Es fehlte an Breite, Qualität, Glück, einem an die Kaderstruktur angepasstem System und irgendwann an Selbstvertrauen. Mangelnde Bereitschaft war den Mücken jedoch an keiner Stelle vorzuwerfen.

JHV ein neuer Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte

Abseits des Eises erreichte die Situation auf der JHV Anfang Februar einen neuen Tiefpunkt. Die seit mehreren Jahren überfällige Vorstandswahl konnte nicht durchgeführt werden, da Thomas Haver seine Kandidatur nur Stunden vor der Wahl zurückgezogen hatte. Dazu gab es keinen Geschäftsbericht, keine Zukunftsvision - dafür aber viele Fragen. Kritik und Häme prasselte auf den ESC ein.

Nicht grundlos rechneten einige mit dem Aus des Vereins. Doch zwei Wochen später präsentierte die Vereinsführung um Thomas Wilken die Antwort. Die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Wohnbau eG ließ in finanzieller Hinsicht aufatmen. Und Thomas Böttcher schloss die Lücke im künftigen Vorstand. Der Boss der Bundesliga-Hockeyskater SHC Rockets will gemeinsam mit Simone Wettstein und Wilken am 9. März kandidieren. Auch sportlich verzogen sich die dunkel Wolken zuletzt. Der eigentliche Jugendtrainer Thomas Schneeberger übernahm von Suarez. Mit ihm holte der ESC zwar nur drei Siege aus neun Spielen, gewann aber das Duell um die Pre-Playoffs gegen Erfurt.