Essen. Neuzugang Jose Matuwila setzt gegen Rot-Weiß Oberhausen gleich Akzente und macht auch vor den eigenen Mitspielern bei seinen Ansagen nicht Halt.
Eigentlich lieben es Mannschaften nicht, nach einem Sieg aus dem Spielrhythmus gerissen zu werden. Aber das ligafreie Wochenende kommt Rot-Weiss Essen durchaus gelegen, kann Trainer Christian Titz seine beiden Last-Minute-Neuzugänge Maximilian Pronichev und Jose Junior Matuwila weiter ins Mannschaftsgefüge integrieren. Wobei es gegen RWO nicht so aussah, als würde der Abwehrmann aus Kaiserslautern in der neuen Umgebung fremdeln. Wie selbstverständlich nahm er seine Position in der Innenverteidigung ein und war gleich überaus präsent.
Schon in den ersten Minuten kaufte er in rasanten Zweikämpfen dem Oberhausener Shaibou Oubeyapwa den Schneid ab. Und als er die erste Grätsche weit hinten erfolgreich setzte und sich mit der Faust auf die Brust schlug, war die Westkurve endgültig überzeugt: So einer hat hier noch gefehlt. Denn es ist nun mal so: Seit dem Abgang von Benny Baier ist die Stelle des Aggressive Leaders im Team eigentlich verwaist, zeitweise wird sie von Kapitän Marco Kehl-Gomez ausgefüllt. Aber Matuwila ist noch eine andere Hausnummer. Als in der zweiten Hälfte bei einer RWE-Ecke das Oberhausener „Riesenbaby“ Jannik Löhden wie vom Blitz gefällt liegen blieb und mit ausgestrecktem Zeigefinger anschließend auf den RWE-Abwehrmann zustürmte, ließ sich nur erahnen, dass Matuwila auch alle Tricks im Nahkampf beherrscht. Und keine Furcht vor großen Aufgaben besitzt.
Grote fällt länger aus
Rot-Weiss Essen muss vorerst ohne Mittelfeldspieler Dennis Grote auskommen. Die Nummer 6 zog sich im Duell mit RWO einen Innenbandanriss im Knie zu. Damit steht er den Essenern in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung.
„Das ist sehr bitter für Dennis und für uns, vor allem weil er gegen RWO ein gutes Spiel gemacht hat. Wir gehen aber fest davon aus, dass uns Dennis im Endspurt der Saison wieder zur Verfügung stehen wird und helfen kann, unsere Ziele zu erreichen“, so Sportdirektor Jörn Nowak.
Sogar vor den eigenen Mitspielern nicht Halt macht. Als Amara Condé in der zweiten Halbzeit sich im Mittelfeld nicht vom Ball trennen konnte, RWO dadurch zum Konter einlud, bekam er vom Neuen gleich eine heftige Ansage, verbunden aber mit einem aufmunternden Klaps auf den Rücken. So etwas nennt man wohl natürliche Autorität.
Von Torwart Lenz gleich zur „Maschine“ ernannt
Der 28-Jährige, den RWE-Ersatzkeeper Marcel Lenz im Vorbeilaufen anerkennend „Maschine“ nannte, scheint in Rekordzeit im rot-weissen Team angekommen zu sein. „Durch die spielfreie Zeit bin ich ja schon zwei Wochen im Training, da konnte ich gut in die Mannschaft rein hören. Das ist ein cooles Team, in der Breite gibt es keinen Stinkstiefel, das habe ich schon anders erlebt“, so der gebürtige Bonner, der in zehn Partien in die Dritte Liga hineinschnuppern konnte.
Eigentlich sollte Matuwila nur den gelbgesperrten Alexander Hahn ersetzen, nun hat Titz am kommenden Spieltag gegen Lippstadt sicherlich ein Luxusproblem mehr. „Er strahlt die nötige Ruhe aus und ist sicher in der Spieleröffnung, das hat er gegen Oberhausen schon sehr gut gemacht. Deswegen haben wir ihn ja auch geholt“, so sein Trainer. Was noch für den ehemaligen Cottbuser spricht, der seine Jugendjahre beim TuS Koblenz verbrachte, ist die Lärmresistenz: „Kaiserslautern und RWE, das sind zwei Traditionsvereine mit ähnlichem Charakter, bei beiden geht es laut zu.“ Dazu ein Spieler auf dem Rasen, dessen Docht an beiden Enden abzubrennen scheint – das kann im weiteren Verlauf heiter werden.
Keine Kaufoption für Rot-Weiss Essen
Und Matuwila weiß, warum er den Schritt getätigt hat: „Die Ziele des Vereins sind mir bekannt. Für mich geht es vor allem darum, mehr Spielpraxis zu sammeln. Dass dies gleich mit einem Derbysieg begann, ist umso schöner.“ Was zum Saisonende passiert, wird man sehen. Matuwilas Vertrag am Betzenberg gilt noch bis Sommer 2021. Eine Kaufoption Ende dieser Spielzeit besitzt Rot-Weiss Essen nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt muss man sagen: Leider.