Essen. Yassine Bouchma, Mittelfeldspieler beim Oberligisten FC Kray, spielt in Marokko bei einem Erstligisten vor. Eindrücke bisher sind überwältigend.

Am Samstag zauberte er noch bei den Essener Hallenstadtmeisterschaften, am Montag ging dann schon der Flieger nach Marokko. Yassine Bouchama, 22 Jahre junger Mittelfeldspieler des Oberligisten FC Kray, lebt seinen Traum vom Profifußball. Der Sohn eines marokkanischen Vaters und einer deutschen Mutter hat sich in die Notizbücher zweier Erstligisten in der Heimat seines Vaters gekickt: beim Serienmeister Wydad Casablanca und bei AS FAR Rabat.

Nun stellt sich Yassine Bouchama beim Königlichen Klub im Probetraining vor. Im folgenden Interview erzählt der gebürtige Essener von seinen aufregenden Tagen in Rabat.

Yassine Bouchama, wie sind Ihre ersten Eindrücke von AS FAR Rabat?

Yassine Bouchama: Sehr gut! Wir werden bestens versorgt, alles ist geregelt und allein die Tatsache, dass ich hier beim Klub des Königs Gast bin, macht mich sehr stolz! Am Montagnachmittag gab es zunächst eine lockere Einheit, ehe am Dienstag ein komplettes Training mit verschiedenen Spielformen wie vier gegen vier anstand. Dazu haben wir noch etwas für die Kondition gemacht. Am Donnerstag wird es richtig ernst, denn AS FAR hat extra für uns Probespieler eine Testpartie gegen einen Drittligisten ausgemacht.

Yassine Bouchama bei der Hallenstadtmeisterschaft inmitten seiner Krayer Teamkollegen.
Yassine Bouchama bei der Hallenstadtmeisterschaft inmitten seiner Krayer Teamkollegen. © FCK

Videos haben den Marokkanern gefallen

Wer ist denn noch mit Ihnen in Rabat?

Karim Loukili, ein Spieler von Sparta Rotterdam, mit dem ich auch das Hotelzimmer hier auf dem Vereinsgelände von AS FAR teile. Wir verstehen uns sehr gut und haben den gleichen Berater. Er hat ein Video von mir aufgenommen, mit ein paar schönen Szenen am Ball, das hat den Verantwortlichen von AS FAR wohl gefallen. In der Hinrunde waren auch Scouts aus Marokko in Kray und haben sich live vor Ort angesehen, was ich draufhabe. Und jetzt darf ich hier vorspielen, das ist ein überragendes Gefühl!

Wie haben die Mitspieler Sie aufgenommen, wussten Sie etwas von Ihnen, zum Beispiel, dass ein Spieler aus der deutschen Oberliga mit Ihnen kickt?

Alle waren sehr nett, und natürlich kommt mir zugute, dass ich durch meinen Vater die Sprache beherrsche. So richtig danach gefragt, wo ich herkomme, hat allerdings keiner. Darum geht es ja auch nicht. Für sie sind Karim und ich jetzt einfach zwei Mitspieler, die im Training dabei sind. Zu Hause habe ich von manchen gehört: Was willst du denn da? Aber ich will mir natürlich keinesfalls vorwerfen lassen, dass ich es nicht wenigstens probiert hätte. Ich habe doch nichts zu verlieren!

Dass Wichtigeste ist das Testspiel am Donnerstag

Konnten Sie im Training gut mithalten oder sind die Rabat-Profis noch auf einem anderen Level als Sie?

Fußballerisch ist das Niveau sehr hoch, aber ich bin mit meinen bisher gezeigten Leistungen hier sehr zufrieden. Ich denke, dass das Testspiel am Donnerstag das Wichtigste ist. Dann werden die Verantwortlichen sicher genau darauf achten, ob es reicht oder nicht. Ich werde alles reinwerfen und weiß, dass ich kicken kann.

Spieler wie Dortmunds Achraf Hakimi, der Schalker Amine Harit oder Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam haben den marokkanischen Fußball in Deutschland beziehungsweise eigentlich inzwischen in ganz Europa bekannt gemacht. Sind das Vorbilder für Sie?

Nein! Wo ein Spieler herkommt, ist mir egal. Ob er Marokkaner ist oder eine andere Nationalität hat, spielt für mich keine Rolle. Ich habe mir in letzter Zeit auch nicht speziell angeschaut, was Achraf, Amine oder Hakim machen. Für mich ist nur interessant, wer gut kicken kann, das sehe ich mir gerne an.

Der Krayer Yassine Bouachama in Marokkos Hauptstadt Rabat.
Der Krayer Yassine Bouachama in Marokkos Hauptstadt Rabat. © Bouchama

Spiele vor 70.000 bis 80.000 Zuschauern

Was wissen Sie denn über Marokkos Liga, in der Sie, wenn alles perfekt läuft, künftig spielen werden?

Natürlich ist die ‘Botola’ weltweit nicht so bekannt wie die Premier League, Spaniens La Liga oder die Bundesliga! Aber die besten Vereine, wie Wydad oder Raja Casablanca, IR Tanger und eben auch AS FAR Rabat spielen vor teilweise 70.000, 80.000 Zuschauern. Das ist natürlich ein Riesenanreiz für mich, dabei sein zu dürfen.

Natürlich wird Ihr Traum sein, Fußballprofi zu werden, ob in Marokko oder vielleicht woanders. Was ist, wenn es nicht klappt?

Dann fliege ich am Wochenende zurück nach Hause, trainiere und spiele wieder mit meinen Freunden beim FC Kray und setze mein BWL-Studium fort. Was nach dem Ende der Saison kommt, wird man dann sehen. Ich habe bisher eine gute Runde gespielt, als Mittelfeldspieler zehn Tore geschossen und 13 Torvorlagen gegeben, das ist sicher nicht schlecht. Ich weiß, dass das auch einigen anderen Vereinen aufgefallen ist, dementsprechend gab es in der Winterpause schon einige Anfragen, unter anderem von Regionalligisten. Jetzt aber gebe ich hier erst einmal Vollgas und hoffe, dass den Entscheidern von AS FAR gefällt, was ich am Ball zeige.