Mülheim. Nach dem Turniersieg beim NRW-Traditionsmasters soll die aktuelle Mannschaft den Aufstieg nachliefern. Serkan Calik war der Spieler des Turniers.

Der Morgen danach ist der entscheidende: „Aus dem Bett kam ich noch ganz gut raus, aber jetzt merke ich doch meine Knochen“, lautete das Befinden von Stefan Lorenz am Montagmittag, da schon wieder in seinem Beruf für die Privatbauerei Stauder „an der Schüppe“. Der Sonntag war kräftezehrend, ungewöhnlich lang und setzte am Ende ein paar Glückshormone frei: Die Traditionself von Rot-Weiss Essen sicherte sich nach langen Jahren der Erfolglosigkeit (2007) mal wieder den Titel beim NRW-Traditionsmasters in der Mülheimer Innogy-Halle.

Schon vor dem Abpfiff des 2:0-Finalsieges über die Mülheimer Allstars konnte Stefan Lorenz das Wasser nicht mehr halten und spritzte es großzügig hinter der Bande auf den Kunstrasen. „Wir wollten den Titel unbedingt, und nach dem Halbfinalsieg über Schalke war uns klar: Wir holen das Ding.“ Sprach’s und verabreichte dem meterhohen Siegerpokal und Mitspieler Alexander Thamm gleich eine ausgiebige Bierdusche – der Mann sitzt halt an der Quelle!

Das Siegerbild fürs Archiv: RWE, Sieger beim NRW-Traditionsmasters 2020.
Das Siegerbild fürs Archiv: RWE, Sieger beim NRW-Traditionsmasters 2020. © FFS | Thorsten Tillmann

Die 2500 Zuschauer in der mal wieder ausverkauften Mülheimer Halle hatten einen würdigen Sieger und Nachfolger von Rot-Weiß Oberhausen gesehen, die den Cup in den beiden Vorjahren geholt hatten und vom Hattrick träumten. Souverän waren die Rot-Weissen durch ihre Gruppe gerauscht: Stefan Lorenz selbst eröffnete den Torreigen im ersten Spiel gegen den MSV Duisburg, beim 3:1-Sieg über die alten Zebras gelang ihm zum 1:0 ein Beinschuss. Bruder Michael legte das 2:1 nach, Kamil Bednarski setzte den Schlusspunkt.

Erwin Koen wie in alten Zeiten

Im zweiten Spiel gegen die Mülheimer Allstars hatten sich die Essener beim 4:0-Erfolg so richtig warm geschossen. Serkan Calik hatte die beiden ersten Tore vorgelegt, beim zweiten ließ er sich sogar durch einen Kopftreffer vom Fuß seines Gegenspielers nicht stoppen, verwandelte erst zum 2:0, ehe er sich behandeln ließ. Mario Klinger lief von der Bank gleich durch zum 3:0, den letzten Treffer erzielte Frank Löning, der noch am Morgen die dreistündige Fahrt aus Sandhausen nicht gescheut hatte, um mit den alten RWE-Kollegen zu kicken. Ebenso deutlich wurde das abschließende 3:0 über Alemannia Aachen, für das ausgerechnet der Ex-Aachener Erwin Koen verantwortlich zeichnete. Der Essener Publikumsliebling – einige in der Halle fragten schon, ob er seinen Spielerpass nicht an Christian Titz weiter reichen könnte – erzielte zwei Treffer, das 3:0 mit einem kleinen Kabinettstückchen.

War bei seinen Dribblings nicht zu stoppen: Serkan Calik (vorn), der hier den Mülheimer Willi Landgraf verlädt.
War bei seinen Dribblings nicht zu stoppen: Serkan Calik (vorn), der hier den Mülheimer Willi Landgraf verlädt. © FFS | Thorsten Tillmann

Eng ging es im Halbfinale gegen den ewigen Erzrivalen Schalke 04 zu. 2:2 (Tore: Czyszczon, Manske) stand es nach regulärer Spielzeit, im Neunmeter-Schießen behielten die Essener die Nerven, zweimal gleich jagte Erwin Koen die Kugel humorlos an Torhüter Oliver Reck in die Maschen zum 6:5-Sieg. Eine klare Angelegenheit wurde dann der 2:0-Finalsieg wiederum gegen Mülheim, den Koen schon in der ersten Minute und Calik sicher stellten. „Die Mülheimer hatten im Halbfinale gegen RWO die letzten Körner rausgehauen, die waren ein bisschen platt“, bekannte Lorenz, der sich darüber freute, dass die „Blutauffrischung“ bei seinem Team so gut funktioniert hatte: „Mit Serkan Calik und Kamil Bednarski haben wir uns richtig gut verstärken können, man sieht schon, dass Calik noch letzten Sommer voll im Saft stand.“

Der türkische Ex-Profi, der die Hafenstraße vor gut zehn Jahren mit seiner frechen Spielweise noch zu letzten Zweitligazeiten verzückte, wurde auch zurecht zum besten Spieler des Turniers gewählt. „Wir haben wie versprochen jetzt vorgelegt, hoffentlich wird es das rot-weisse Jahr“, schickt Stefan Lorenz gleich mal einen Gruß an die Regionalligatruppe. Und die Oldies selbst haben natürlich die Titelverteidigung geplant, dafür wird jeden Donnerstag an der Seumannstraße trainiert. „Wie haben eine tolle Truppe zusammen“, bekennt Lorenz. Den Beweis lieferten sie Sonntag ab.