Essen. Handballer von Tusem Essen haben Leichtigkeit verloren und sind nach zwei Niederlagen in Folge von der Tabellenspitze gerutscht. Eine Analyse.

Im Allgemeinen ist die Adventszeit etwas sehr Angenehmes und Romantisches. Für die Handballer des Tusem Essen scheint das allerdings - aus sportlicher Sicht - nicht der Fall zu sein. Wie schon in der vergangenen Saison schleicht sich der Schlendrian ein. Die letzten Spiele waren wenig überzeugend, daher setzte es zwei Niederlagen in Folge. Es ist noch gar nicht lange her, dass der Tusem deutliche Siege gegen die Spitzenmannschaften aus Hamm, Lübeck-Schwartau und Hamburg einfuhr, doch seit Mitte November ist ein Leistungsabfall zu erkennen, der in den jüngsten Misserfolgen seine Konsequenzen erfuhr.

So auch bei der deutlichen 28:34-Pleite beim EHV Aue. „Wenn du so viele Gegentore bekommst, wird es natürlich schwer“, sagt Trainer Jaron Siewert und spricht Klartext: „Dieses Mal war es deutlich zu wenig von uns.“ Der 25-Jährige mahnt jedoch schon seit Wochen. Auch bei den Siegen sei nicht alles perfekt oder zufriedenstellend gewesen, das Ergebnis sei zwar am wichtigsten, der Lösungsweg dorthin jedoch auch nicht zu vernachlässigen.

Gegner haben sich besser auf das Tempospiel eingestellt

Was den Tusem in dieser Saison bislang so stark machte, sind der treffsichere Angriff, aber auch die stabiler gewordene Abwehr. Allerdings fehlte es dort zuletzt an einigen Stellen. Die Abwehr ließ zu viele Lücken und agierte häufig zu passiv. Das machte es den Gegnern recht einfach, das Tor zu treffen.

Carsten Ridder fehlte dem Tusem beim Gastspiel in Aue.
Carsten Ridder fehlte dem Tusem beim Gastspiel in Aue. © Michael Gohl

Zudem haben die Essener derzeit Schwierigkeiten ihr Tempospiel auf die Platte zu bringen – eine Stärke, die der Tusem in der 2. Handball-Bundesliga im Normalfall am besten beherrscht. Aber die Gegner scheinen sich besser darauf eingestellt zu haben und zwingen das Team von Siewert in den Positionsangriff, wo sich die Essener etwas einfallen lassen müssen. Das gelingt aktuell allerdings zu selten.

Zuletzt zwang der EHV Aue den Tusem dazu, kreativ zu werden, doch der ließ sich zu vielen Abspielfehlern und unvorbereiteten Abschlüssen verleiten. So kamen die Gäste auf eine schwache Wurfausbeute von 46 Prozent.

Ausfall von Leistungsträger Carsten Ridder kann keine Entschuldigung sein

In der Abwehr fehlte in Aue der am Sprunggelenk verletzte Carsten Ridder, somit brach eine Stütze weg. Doch dies allein darf keine Entschuldigung für die schwache Leistung sein. Das Abstimmung zwischen Abwehr und Torhüter funktionierte zu keinem Zeitpunkt der Partie, zudem fehlte es an vielen Stellen an Aggressivität. Gerade im Rückraum durften die Erzgebirgischen schalten und walten, wie sie wollten.

„Wir haben fünf Minuten gut gespielt“, sagte Trainer Jaron Siewert nach der Niederlage, „waren aber in den restlichen 55 Minuten unterlegen.“ Gegen einen Gegner aus dem Mittelfeld der Tabelle.

Die kommenden Aufgaben werden nicht wirklich einfacher. Zwar kommt am Freitag der Aufsteiger HSG Krefeld zum Derby nach Essen (19.30 Uhr, „Am Hallo“), was auf dem Papier eine klare Angelegenheit werden dürfte. Denn gegen den Tabellenletzten hat der Tusem vermeintlich nicht viel zu gewinnen – alles andere als ein Sieg wäre enttäuschend. Danach geht es zum TSV Bayer Dormagen, ebenfalls ein Derby und ebenfalls ein wohl hartes Spiel. Das zeigten die Duelle in den vergangenen Jahren.

Ein hartes Programm rund um die Weihnachtstage

Rund um Weihnachten wird es richtig prickelnd: Dann kommt zunächst der aktuelle Tabellenführer HSC Coburg (20. Dezember) und am zweiten Weihnachtsfeiertag der Tabellenfünfte VfL Gummersbach. Es ist also höchste Zeit, die Kurve zu bekommen. Ansonsten wird sich der Tusem Ende des Jahres wohl wieder schwarzärgern - wie schon in der vergangenen Saison.